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Ein toller Gastbeitrag von Jule H.

Wisst ihr was? Ich werde oft wütend. Das kann von leichter Irritation („Hat hier jemand den Deckel von der Zahnpastatube gesehen?“), über mittlere Wut („Ich kann nicht glauben, dass die Kita so unfassbar teuer ist“), bis hin zu ausgewachsener Wut (z.B. bei Leuten, die sagen: „Ich kann nicht verstehen, warum Menschen flüchten!“) variieren. Die Sache ist die: Ich versuche stets, meine Wut nicht hochkommen zu lassen. Also nicht immer. Ich schüttle also lediglich den Kopf über die offene Zahpastatube, zucke einfach mit den Achseln und sage mir, dass es sich nicht lohnt, sich darüber aufzuregen. Bei der Flüchtlingsfrage versuche ich stets, die Leute so gut es geht mit Argumenten zu überzeugen, anstatt direkt auf die Palme zu gehen. Ich gebe mir echt Mühe. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Leute mich komplett für verrückt halten würden, wenn ich meinem ganzen Zorn wirklich freien Lauf lassen würde.

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Warum haben alle so ein Problem mit wütenden Frauen? Wenn Männer Wut ausdrücken, werden sie als energisch und leidenschaftlich angesehen. Wenn Frauen Wut ausdrücken, werden sie als verwirrt und aggressiv angesehen. Tom Jacobs, der für Pacific Standard schreibt, beschreibt in einer Studie über Männer und Frauen und deren Wut, wie der Ausdruck dieser die Wahrnehmung der Menschen beeinflussen kann.

Ergebnis: Menschen nehmen wütende Frauen anders wahr als wütende Männer.

Forscher rekrutierten 210 Studenten, damit diese als Juroren an einer simulierten Studie teilnehmen. Die Teilnehmer sahen sich zunächst ein Video an, das ein Verbrechen aus dem wirklichen Leben zeigte – einen Prozess gegen einen Mann, der des Mordes an seiner Frau beschuldigt wurde. Sie lasen die Eröffnungs- und Schlussbemerkungen vor und prüften andere Beweise. Dann gab jeder Teilnehmer eine erste Tendenz in Sachen schuldig oder unschuldig ab. Die Tendenz ging in Richtung schuldig. Vier der Geschworenen stimmten dem ersten Urteil zu, einer war anderer Meinung. Die vier Zustimmenden hatten geschlechtsneutrale Namen; derjenige, der nicht zustimmte, erhielt einen eindeutig männlichen oder weiblichen Namen. Der Geschworene, der dem Urteil nicht zustimmte, warf dann zunehmend kritische Äußerungen in die Runde.

Die Teilnehmer wurden in Abständen gefragt, wie sicher sie sich bei ihrer ersten Entscheidung fühlten. Und hier kommt die Sache mit der männlichen/weiblichen Wut ins Spiel: Als der männliche Geschworene, der ursprünglich nicht zustimmte, wütend wurde, nahmen die Teilnehmer ihn ernst und fingen an, „ihre eigene Meinung deutlich zu bezweifeln“. Als die weibliche Geschworene wütend wurde, wurden die Teilnehmer/Innen hingegen in ihrer ursprünglichen Entscheidung bestärkt..

Jacobs schreibt: „Diese Dynamik – die sowohl für männliche als auch für weibliche Teilnehmer galt – bedeutete, dass Männer in der Lage waren, mehr sozialen Druck auszuüben, indem sie Wut zum Ausdruck brachten‘, während Frauen tatsächlich an Einfluss verloren, wenn sie das Gleiche taten“.

Was ich also bereits instinktiv empfunden habe – nämlich, dass ich jeden Anflug von Wut im Keim ersticken sollte, damit die Leute nicht schlecht von mir denken – wird also offiziell von der Wissenschaft bestätigt. Die Leute halten wütende Frauen für nicht richtig im Kopf, aber sie denken, dass wütende Männer grundsätzlich etwas ausstrahlen, das Beachtung und Aufmerksamkeit verdient. Jacobs schreibt: „Diese Forschung unterstützt die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2008, in der festgestellt wurde, dass Männer höhere Anerkennung genießen, nachdem sie ihre Wut zum Ausdruck gebracht haben. Frauen jedoch nicht. Es wird vermutet, dass Männer stets zu Recht verärgert sind, während der Zorn der Frauen als Spiegel ihrer inneren Eigenschaften angesehen wird, wie zum Beispiel auch die Tendenz, „außer Kontrolle zu geraten“.

Um es ganz klar zu sagen: Wenn du wütend bist, dann nur, weil du verrückt bist. Nein, du bist nicht wütend, weil dein Partner nichts im Haushalt macht, nein, du bist hysterisch, du kannst dich lediglich nicht beherrschen, du bist verrückt und out of Order.

Als Mutter denke viel darüber nach. Ich spüre bereits, wie mein Temperament außer Kontrolle gerät, während ich darum kämpfe, meine beiden kleinen Kinder davon abzuhalten – mich zum stolpern zubringen, während ich Lebensmittel auslade und das Abendessen plane. Es ist ein täglicher Kampf, mein Temperament in Schach zu halten, egal welcher Grund meiner Wut zu Grunde liegt. Ich finde allerdings, dass die Zeiten, in denen ich meine Wut unterdrückt habe, endlich vorbei sein sollen.

Mütter haben viele Gründe, worüber sie wütend sein dürfen.

Die Zeit ist reif, unsere Wut nicht mehr verstecken zu müssen.

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