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Anonymer Gastbeitrag

Gott ja, ich erinnere mich noch genau, es war 1981 und ich war mit meiner Freundin Lilly auf eine 50er Jahre Party eingeladen.
Süss sahen wir aus , beide im Pettycoat und ich mit einem blonden Pferdeschwanz.
Ich war 21, als ich meinen damaligen Mann kennenlernte.
Da stand ich also mit einem Lollie in der Hand. Ich wippte zu Elvis und der Musik der 50er Jahre, als Lilly zu mir sagte: „Guck mal, der sieht aber süss aus.“
Durch die Menge hatte er meine Blicke wohl gesehen und er kam mit seiner Tolle und seiner Lederjacke direkt auf mich zu.

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Er war der absolute Rockabilly und sprach mich gleich an: „Na, Blondie! Was stehst Du hier so rum..Tanzen?
Schüchtern war ich und ich traute mich kaum hochzuschauen. Tim, so hieß er, nahm mich selbstsicher an die Hand und wirbelte mit mir über die Tanzfläche. Es war einer dieser Momente im Leben eines jungen Mädchens, der nicht hätte perfekter sein können. Für alle waren wir das perfekte Paar.

Während meine Freundin mit irgendeinem Typen flirtete, war ich Tim bereits mit Leib und Seele verfallen. Die bunten Lichter und der Alkohol taten dann den Rest. Er küsste mich irgendwann und fragte, ob wir uns wiedersehen können. Das war die schönste Nacht in meinem Leben.

Den ersten Sex hatten wir Wochen später auf dem Rücksitz seines Wagens, obwohl ich es so eigentlich so gar nicht wollte. Aber weder er noch ich hatten eine eigene Wohnung und unsere Eltern waren da eher konservativ. Ich sah wohl mehr die romantische Seite..Na ja,
die Zeit verging und wir waren gerade frisch verheiratet, meine zweite Tochter war gerade zur Welt gekommen und Tim und ich wohnten in einer recht kleinen Wohnung. Eines Abends, als Tim von der Arbeit kam, war er angetrunken. Es hatte wohl wieder Ärger in der Firma gehabt. Ich hatte mir extra etwas nettes angezogen und noch Lockenwickler im Haar, weil ich ihn überraschen wollte.. Mein Gott war ich jung und so naiv.
Er sah mich beim Reinkommen gar nicht an und verlangte direkt nach einem Bier. Ich ging bereits etwas verunsichert in die Küche und brachte ihm die Flasche, als er mich ansah und mich plötzlich wild beschimpfte.
Er schrie: „Ich geh den ganzen Tag arbeiten und Du hast nix besseres zu tun als dich für andere Männer hübsch zu machen, wie siehst Du aus?“ Ich war total enttäuscht und erstarrte. Er hatte öfters Wutanfälle und ich wollte ihn nicht weiter reizen, also ging ich erschrocken ins Schlafzimmer um mir etwas anders anzuziehen. Ganz schön devot war ich..

Dazu kam es aber nicht mehr, da Tim mir hinterher kam und mir so heftig ins Gesicht schlug, dass mir alle Lockenwickler vom Kopf fielen. Durch den Krach schrie die Kleine und meine Große war auch aufgewacht und kam ins Wohnzimmer und rief:“Mama, was ist los?“ Ich beruhigte das Kind und zog mich stumm zurück ins Schlafzimmer und heulte allein in mein Kissen. Das war das erste Mal, dass mein Mann mich schlug.

Nach 30 Minuten kam Tim hinterher und erklärte mir betrunken, wie Leid ihm der Vorfall täte, es wäre nur meine „aufreizende“ Art gewesen und das er das nicht mögen würde…. Danach schlief er mit mir.
Derartige Vorfälle wiederholten sich immer und immer wieder. Ich trug weder MakeUp, noch takelte ich mich irgendwie auf. Ich wollte ihm keinen Anlass geben.
Der Haushalt war 1 A gemacht, die Kinder waren super versorgt aber Tim fand immer wieder einen Grund, um sich an mir zu vergehen und um mich zu schlagen, dass ich oft grün und blau war.

Einmal sprach ich mit seiner Mutter. Mein Gesicht hatte ziemlich blaue Flecken und sie ignorierte dieses und meinte nur: „Weißt du, er hat Probleme bei der Arbeit und Du musst lernen, das Gute und das Schlechte eines Mannes zu nehmen“. Ich glaube, sie hat es nicht mal geglaubt, als ich sagte, dass ihr Sohn mich schlägt.
Ihr Blick erinnerte mich stets an eine strenge Lehrerin, welche durchblicken lies, man wäre ja selber Schuld, dass es so weit gekommen ist. Ich hatte bis dato alles versucht, um Tim eine gute Ehefrau zu sein..alles!!
Ich war Hausfrau, verdiente kein eigenes Geld, meine eigene Mutter war überfordert aber ich beschloss eines Tages die Kinder zu nehmen und zu gehen.
Ich konnte es nicht mehr ertragen, fast jeden Abend von Tim geschlagen zu werden. Die freundlichen Phasen, wenn er mal nicht betrunken war, fielen da nicht ins Gewicht.

Als ich mal wieder eines Abends heftig von Tim geschlagen wurde und mir das Gesicht und der Rücken von den Tritten und den Schlägen einfach nur noch weh taten, hatte ich nur noch einen Gedanken: „Ich warte, bis er betrunken (das war er ja immer öfter) einschläft und dann schnappe ich die Kinder und hau einfach ab.

In dem nächsten Tagen, besuchte ich mit zugeschlagenen Augen, Ämter und Einrichtungen um zu sehen, wie ich für mich und meine Kinder Hilfe bekommen kann. Selbst bei der Polizei war ich.
Alles schwieriger als gedacht.

Ich war völlig fertig. Ich weiss noch, wie meine Mutter und ich am Tisch saßen und Tim von aussen an die Tür hämmerte und schrie: „Gib mir meine Kinder zurück und du gehörst auch nach Hause“…
Furchtbare Zeit, da das Ganze auch für meine eh sehr labile Mutter der Horror war.
Irgendwann fing auch sie an, mich zu fragen ob denn alles mit Tim soo schlimm wäre und ob wir nicht einen Weg finden könnten, wieder zusammen zu kommen. Auch würden seine Kinder ihn ja auch brauchen.
Alles was ich wusste, war,  dass ich total fertig war. Tim hatte all die Liebe, die ich damals empfunden hatte, buchstäblich aus mir raus geprügelt. Ich war mit meinen Kindern bei meiner Mutter, hatte kaum Geld, kein Selbstvertrauen mehr und ich hatte Angst.
Einmal, es muss so 3 Wochen nachdem ich weggegangen war, besuchte Tims Mutter uns. Sie war, wie immer ein einziger Eisklotz und wollte erst gar nicht wissen, was Tim alles gemacht hatte. Sie hatte nur ein Ziel und das war mich wieder zu Ihrem Sohn zu bringen.
Als alles nichts half, sagte sie nur zu meiner Mutter: „Tja..wenn sie nicht vernünftig wird und zu Ihrem Mann steht, kann ich auch nichts machen, Tim hat aber ein Recht darauf seine Kinder zu sehen“.
Eiskalt war mir und die Tränen liefen mir übers Gesicht. War ich wirklich so eine schlechte Ehefrau?
Ich hatte vor, nochmal etwas zu lernen, wenn Ruhe eingekehrt ist und mein Leben zu ändern.
Doch zuerst musste ich all die Behördengänge hinter mich bringen, und sehen, wie ich Hilfe bekomme könnte.
Es war der Tag, als ich unsere Große vom Kindergarten abholen wollte, als Tim plötzlich vor dem Eingang wartete. Mit Blumen und im Anzug.
Die Große rief:“Papa“ und ich erschrak wahnsinnig. Ich ging schnell zum Wagen, den mir meine Mutter geliehen hatte und lud das Kind rein. Er strahle mich an und sagte:“Ich habe einen neuen Job“ und es täte ihm alles so Leid. “Komm zurück zu mir, ich liebe Dich, ich habe mich gebessert und es wird alles ganz anders“.
Ich hatte schon lange keine Gefühle mehr für ihn und sagte nur: „Tim, es sind jetzt drei Monate vergangen, und ich will ein neues Leben anfangen.“ Ich merkte, wie das eingefrorene Lächeln aus seinem Gesicht verschwand. Ich fuhr bestimmend fort, dass ich nach Arbeit suchen würde und nicht mehr zurück wolle.
Er zog eine Augenbraue hoch, warf die Blumen auf die Strasse und presse mich ans Auto. Unsere Nasen berührten sich fast und er flüsterte: „Du wirst nicht arbeiten und kommst zu mir zurück!! Wenn Du die Scheidung willst, wirst Du es bitter bereuen“.
Ich schluckte, wusste aber, dass er mir auf offener Strasse nichts antun würde. Nichts hatte sich geändert und ich wußte, das Tim krank war.

Heute arbeite ich als Sozialpädagogin und lebe in einer kleinen Wohnung in Berlin. Die Scheidung ist seit fünf Jahren durch und meine Mäuse sind glücklich.
Das Gericht hat Tim Besuchsverbot erteilt und ich bin froh, dass ich diesen Menschen nicht mehr sehen muss. Aus mir ist eine selbstbewusste und starke Frau geworden und ich kann wieder glücklich in die Zukunft blicken.

Hol dir Hilfe, wen es dir auch so geht: https://weisser-ring.de

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