Ein Gastbeitrag von Tanja aus Ludwigshafen
Ständig das gleiche Theater. Meine Kinder sind kaum nach der Schule Zuhause und mein Hals ist längst rau und schmerzt vom ständigen Schreien. Ich weiß, dass es natürlich nicht die beste Lösung ist, und ich fühle mich deswegen auch schlecht – aber auf der anderen Seite, fühle ich mich auch schlecht, wenn sie sich bis aufs Blut bekämpfen und ich nichts mache. Eigentlich schreie ich überhaupt nur, wenn sich die beiden mal wieder streiten.
Leider kommt das sehr häufig vor. Und es ist verdammt anstrengend. Man könnte meinen, dass es auch für sie anstrengend sein würde, aber sie haben dabei ein Durchhaltevermögen, als ob sie um den Weltrekord in Ausdauer kämpfen würden. Es ist die Weltmeisterschaft, im „den Anderen bloß nicht mal in Ruhe lassen“ und beide sind jeweils ihre größten Konkurrenten.
Beide vereint ein unendlicher Drang in diesem Zweikampf den Meister aller Klassen küren zu wollen, und sie haben beide in dem jeweils anderen ihren Meister gefunden.
Ob ein Streit plötzlich und unvermittelt ausbricht? Ja. Aus Versehen? NEIN! Absichtlich? JA! Wie? Ganz einfach. Der eine schnappt sich das Spielzeug, von dem er weiß, dass der Bruder mit ihm spielen will -ihn selber juckt das Spielzeug gar nicht, neeeeeiiiinn (!) er tut das nur, weil er genau weiß, dass der Bruder an die Decke gehen wird. Dies ist wohlgemerkt auch das selbe Kind, das Türen für Fremde auf hält und immer darauf besteht, dass man ein paar Münzen im Kaugummiautomaten für die nächste Person liegen lässt. Ich verstehe es nicht. Das macht einfach keinen Sinn.
Es läuft immer gleich ab. In 95% der Fälle ist es nicht einmal ein Spielzeug, oder etwas anderes, dass vielleicht zumindest ein bisschen Sinn machen würde. Es ist fast immer verblüffend trivialer Scheiß: Zum Beispiel geht es darum, wer am lautesten rülpsen kann oder wer schneller die Treppe hochkommt. Oder sie geben sich scheinbar harmlose Namen, die den anderen aus unbekannten Gründen wahnsinnig wütend machen – so nennt mein Ältester seinen Bruder gerne „dummes Kamel“ (WTF ??) und direkt bricht der 3. Weltkrieg aus. In Anbetracht der Reaktion nennt er ihn jetzt natürlich öfter dummes Kamel, als er ihn bei seinem richtig Namen nennt. Weil …. es natürlich Sinn macht.
Hinzu kommen Geräusche, die den anderen nerven und Ausrufe wie z.B. „Du bist ein Idiot!“ bis hin zu provozierenden Ellenbogen- Stöße in die Rippen, wenn sie sich zufällig im Flut begegnen. Ja, das gehört alles zum völlig normalen alltäglichen Tagesablauf hier in unserer Familie.
Genauso alltäglich sind meine tollen, hilfreichen Vorschläge wie: „Geht euch doch einfach aus dem Weg!“ „Geht in verschiedene Zimmer!“ Sie gehen in das eine Ohr hinein und direkt aus dem anderen wieder raus, ohne das die Kinder überhaupt gemerkt haben, dass ich etwas gesagt habe. Selbst wenn einer in ein anderes Zimmer geht, ist der andere ihm dicht auf den Fersen und stochert unerbittlich in die Wunde. Türen knallen. Kinder schreien. Aggressionen flammen auf. Ich gebe zu, dass ich nicht die größte De-Eskalations- Expertin bin, denn das ist auch verdammt anstrengend und nervtötend.
Einer der Gründe, warum ich mehrere Kinder haben wollte, war, weil ich wollte, dass meine Kinder mit Geschwistern aufwachsen würden. Ich stellte mir vor, dass sie zusammen spielen, sich gegenseitig Dinge beibringen und sich gegenseitig beschützen.
Natürlich ahnte ich, dass es zu einer gewissen Rivalität kommen könnte aber ich ahnte nichts von diesem täglichen Theater, welches mir hier den letzten Nerv raubt!
Ich stöbere manchmal auf Facebook und sehe Fotos von den Kindern anderer Leute, die anscheinend gut miteinander auskommen, und ich habe das Gefühl, dass ich etwas falsch mache. Logischerweise weiß ich, dass das meiste, was man in den sozialen Medien sieht, nicht unbedingt der Wahrheit entspricht aber trotzdem…
Was wird später aus ihnen? Was passiert, wenn sie nicht mehr unter einem Dach leben und quasi nicht mehr gezwungen werden, miteinander auskommen zu müssen? Ob sie sich dann gegenseitig anrufen? Werden ihre Familien sich kennenlernen? Werden ihre Kinder ihren Cousins nahe sein, oder werden sie zu Fremden, die sich kaum sehen?
Und dann gibt es Tage wie heute, ich merke eine plötzliche Stille und befürchte schon wieder das Schlimmste. Und dann sehe ich sie beide: unter einer Decke auf der Couch kuschelnd, beide Köpfe über ein Tablet geneigt, vereint und glücklich. Sie spielen ein Spiel. Mein Großer schaut ermutigend auf seinen kleinen Bruder, wenn der eine hohe Punktzahl erreicht hat, und der Jüngere genießt die Aufmerksamkeit. Ich wundere mich, wie sie plötzlich wieder so friedlich miteinander umgehen können, wie schnell die Wut abgeebbt ist, und mein Herz wird ganz warm: Die beiden lieben sich nämlich doch.
Und dann mache ich schnell ein Foto. Das poste ich dann schnell auf Facebook und freue mich.
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