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Ein Gastbeitrag von Lisa aus Berlin.

Wenn du schwanger bist, dann kann es zu Verstopfung und Hämorriden kommen. Leider kommt das gar nicht so selten vor. Wenn’s dann endlich in den Kreißsaal geht, dann hat man als Frau eine nicht ganz unberechtigte Angst davor, vor einer Vielzahl an entsetzen Zuschauern seinen Darm zu entleeren. (Das ist mir glatt zweimal passiert. „Dein Scheißhaufen war herzförmig“, erinnert mich mein Mann gerne, in einem Ton, der sowohl angewidert, als auch erstaunt klingt)

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Wenn man all diese Hürden überwunden hat, fühlt man sich enorm erleichtert. Jetzt, da es kein Riesenbaby mehr gibt, das dir auf deinen Darmtrakt drückt, denkst du freudig, dass all deine Kackprobleme für immer vorbei sind – leichtgläubig hoffst du, dass jetzt alles zu seiner normalen „Regelmäßigkeit“ zurückkehren wird.

Du denkst, all deine „Fäkaliensorgen“ gehören der Vergangenheit an.

Du liegst falsch.

Ich hasse es, der Überbringer schlechter Nachrichten sein zu müssen. Du hast leider keine Alternative: Das erste Mal Kacken nach der Geburt ist grausam.

Mal ehrlich, warum warnt uns da keiner vorher vor? Sicher, sie erzählen dir alles, was mit deiner Vagina passiert, aber das Arschloch – und die Prozesse, die dann dahinter ablaufen – werden wie die böse Stiefschwester in den Märchen behandelt. Niemand will darüber reden. Nun, Mädels, wir reden heute darüber. Weil es wirklich nicht fair ist. Alles, was die Vagina nach der Geburt tun muss, ist, sich ausruhen und heilen. Benutze keine Tampons, sagt man dir. Habt erstmal mindestens sechs Wochen lang keinen Sex. Tut nichts, was das zarte Empfinden der armen Königin Vagina stören könnte. Dennoch wird erwartet, dass dein Darmsystem erneut zum Dienst antritt  – sobald jemand die Nabelschnur durchtrennt hat. Keiner behandelt dein armes Poloch, ganz im Gegenteil: Nach der Geburt, ist VOR der Geburt. Und los!

Weißt du, der erste Stuhlgang nach der Geburt ist nie geil, es kann von „leichtem Grimassen schneiden“ bis hin zu „Oh mein Gott, ich glaube, ich gebäre Zwillinge“-Ausrufen reichen. Leider fehlten mir damals genau diese Informationen. Nachdem ich also mein erstes Kind bekommen hatte, litt ich direkt an einer ausgewachsenen Verstopfung.

Ich riss bei meinem ersten Baby so krass, dass mein Arzt zu mir sagte: „Du kommst nicht nach acht Wochen zur Nachuntersuchung, DAS dauert locker 12 Wochen, meine Liebe!“ Infolgedessen war ich wie versteinert, wenn ich nur ans Kacken DACHTE, mein Intimbereich sah aus, als hätte Edward mit den Scherenhänden einen Epileptischen Anfall mitten in meinem Schritt gehabt. Ich meine, alleine pinkeln war schon schlimm genug. An die Öffnung der Hintertür war nicht zu denken. Innerlich sperrte ich mich total, was den Zustand nicht gerade verbesserte. Wenn also der Gedanke, ohne Kissen zu sitzen, ausreicht, um dir Alpträume zu verursachen, lässt dich der Gedanke an jede Art von Drücken in kalten Schweiß ausbrechen.

Ich habe versucht zu kacken, aber mein Körper wollte einfach nicht nachgeben. Es war wie ein Kind, das nicht ins Becken des Schwimmbades will. Es steht zaghaft am Rand und taucht vielleicht einen Zeh ins Wasser, aber wenn es darum geht, tatsächlich reinzuspringen… NIEMALS!

Es kommt jedoch eine Zeit, in der man tun muss, was man tun muss. Es muss ungefähr eine Woche nach der Geburt gewesen sein, und so verängstigt ich auch war, ich wusste, dass ich etwas erledigen musste. Als ich endlich akzeptierte, dass sich meine Scheiße dort nicht auf wundersame Weise auflösen würde, übergab ich das Baby meiner Schwiegermutter und schnappte mir eine Zeitschrift. „Ich gehe jetzt“, sagte ich ihr mit einem Blick grimmiger Entschlossenheit im Gesicht und drehte mich um, um meinem neuen Erzfeind gegenüberzutreten: Der Toilette. Sie tauchte vor mir auf wie ein elektrischer Stuhl. Nach einem tiefen Atemzug und einem leisen Motivanions-Selbstgespräch setzte ich mich nervös auf den kalten Sitz, ich war bereit zum Kampf.

Ich hatte versucht, mich gut vorzubereiten, indem ich riesige Krüge Wasser trank und mir jede Menge Stuhlweichmacher und natürliche Abführmittel einwarf. Ich dachte, wenn ich mich nur gut genug vorbereiten würde, würde der Inhalt leicht und schmerzlos aus mir herausrutschen – ungefähr so wie ein Softeis aus diesen Automaten auf dem Jahrmarkt. Allerdings konnte ich so eine der wichtigsten Lektionen des Lebens lernen: Erledige diese Dinge, bevor du sie eine Woche lang in dir festhältst. Du solltest direkt nach der Geburt des Babys nach Stuhlweichmachern fragen. Kacke so schnell du kannst. Denn je länger du damit wartest, desto schwieriger wird der „Scheiß“. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es wird sonst so hart wie verdammter Ziegelstein.

In vielen Krankenhäusern bekommst du gesagt, dass du nicht nach Hause gehen darfst, bevor du nicht mindestens einmal Stuhlgang hattest, aber meiner Erfahrung nach ist das mehr ein Vorschlag als eine Regel; Es ist nicht so, als würden sie die Tür verriegeln, bis du nicht einen oder zwei Kackhaufen als Beweis produziert hast. Wie auch immer. Es ist keine schlechte Idee auf den ersten Schiss zu warten – denn wenn sich dieser als problematisch erweist, können sie dir super weiterhelfen. Und du wirst nicht so enden, wie es mir ergangen ist: Tiefes Grunzen, sich schütteln, anstrengen und schwitzen, sich von einer Seite zur anderen lehnen und versuchen, einen riesigen Klumpen komprimierten Mist durch ein Loch zu zwängen, das zwar weniger zerrissen ist als die Vagina, aber leider auch viel weniger dehnbar.

Nach etwa einer Stunde tauchte ich schließlich – o-beinig, aber siegreich – wie Phönix aus der Asche, aus dem Badezimmer auf. Genau dort schwor ich mir, nie wieder Kinder zu bekommen, denn ich wollte nie wieder eine Verstopfung dieses Kalibers erleben. Aber, genau wie wie meine einstigen Uni-Versprechungen, nämlich, nie mehr Tequila auch nur anzuschauen, blieb dieses Gelübde auf der Strecke, sobald der Schmerz nachgelassen hatte. Ich bekam noch zwei weitere Kinder, was bedeutete, erneut durch zwei qualvolle postnatale Kack-Qualen gehen zu müssen. Allerdings hatte ich aus ersten Erfahrung gelernt und es war nicht ganz so schlimm.

Glaub mir, während andere Mamas nach Geburt stundenlang auf ihr Neugeborenes starren und sich schon längst in der Babyblase befinden, war ich bereits, nachdem ich die Finger und Zehen nachgezählt habe, mit einer Krankenschwester an der einen Hand und stuhlauflockernden Medikamenten in der anderen Hand auf dem Weg zur Toilette.

 

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