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Es war vor genau acht Jahren, ich erinnere mich noch genau daran, ich brachte gerade  meinen Sohn ins Bett und er erzählte mir, dass sein bester Freund wegzieht, weil seine Eltern sich scheiden liessen. Meine Tochter saß in ihrem süßen flies Pyjama ebenfalls neben uns und hielt ihr Märchenbuch in der Hand.

Ich antwortete: „Ja, mein Herz, das ist wirklich traurig, aber Dein Freund zieht nur in eine andere Stadt, ich bin mir sehr sicher, dass du ihn wieder sehen wirst!“
Plötzlich fragte mich meine Tochter, ob wir uns auch scheiden lassen würden. Plötzlich hatte auch sie Angst.
ICH MUSSTE SOFORT DARAN DENKEN, WIE ICH EINST MEINER MUTTER DIE GLEICHE FRAGE STELLTE. ICH WAR DAMALS NEUN JAHRE ALT UND MEINE MUTTER ERWIEDERTE:“DEIN VATER UND ICH WERDEN IMMER VERHEIRATET SEIN! WIR LASSEN UNS NIEMALS SCHEIDEN!“

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Für einen Moment lang zögerte ich, da ich meiner Tochter nicht ein Versprechen machen wollte, welches wir vielleicht nicht einhalten konnten. Dennoch antwortete ich : „Niemals, mein Schatz! Der Papa und ich werden für immer verheiratet sein!“

Sie war beruhigt und umarmte mich ganz fest. Als beide Kinder eingeschlafen waren, verlies ich das Kinderzimmer. Irgendetwas war jedoch anders, ich kam nicht zur Ruhe.

Das Gespräch beschäftigte mich eine lange Zeit. Das Versprechen, welches ich ihr an dem Abend gab, schwirrte ewig in meinem Kopf herum. So lange bis zu meiner Scheidung. Ich hoffte insgeheim, meine Tochter hätte das Versprechen längst vergessen, welches ich ihr damals gab.
Weit gefehlt..Sie fing damit wieder an, 8 Jahre später, im Auto auf dem Weg in den Supermarkt.

Ich fuhr rechts ran, als ich hörte wie nervös ihre Stimme klang und ich hatte das Bedürfnis einiges gerade zu stellen.
Immerhin hatte ich meinen Kindern an dem Abend vor 8 Jahren versichert, ich würde ewig mit ihrem Vater verheiratet bleiben. Ich sagte Ihr, wie sehr ich ihn liebte, an dem Tag als ich heiratete und besonders auch an dem Abend, als sie mich fragte, ob ich für immer mit Ihrem Papa verheiratet bliebe.
Ohne groß ins Details zu gehen, erklärte ich Ihr, dass Menschen sich verändern, sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln und auch das diese Veränderungen oft ein sehr wichtiger Schritt für die eigene Entwicklung sein können. Ich sagte Ihr, dass weder ich noch Ihr Vater Schuld daran hätten oder gar schlechte Menschen deswegen seien, wir trafen lediglich die beste Entscheidung für die Familie.

Ich erzählte meinen Kindern, dass man nicht eines Morgens aufwacht und nicht mehr verheiratet sein will. Ich erklärte, dass man schon ganz lange über eine derartige Entscheidung nachdenkt, man Kämpft, man versucht alles, man ringt mit sich, man arbeitet an sich, man gibt einfach alles.
Während wir wieder losfuhren, gab ich meinen Kindern noch etwas für ihre Zukunft mit auf den Weg. Ich sagte: „Wisst ihr, es ist mir gar nicht wichtig, ob ihr jemals heiratet, es ist mir wichtig, dass Ihr euren Partner wirklich liebt! Wenn ihr je das Gefühl habt, ihr seid diejenige in der Beziehung, die sich immer einseitig für den anderen aufopfern, dann wünsche ich euch, dass ihr einen gemeinsamen Weg findet, zusammen wieder stark zu sein.“

Dann bat ich sie folgendes zu beachten: „Nur weil Euer Vater und ich nicht mehr verheiratet sind, möchte ich nicht, dass Ihr die Hoffnung verliert, die wahre Liebe zu finden. Euer Vater und ich hatte eine wunderschöne Beziehung. Wir haben immer hart daran gearbeitet und wir liebten uns stark genug, um den Anderen letztlich auch gehen zu lassen. Nur weil wir nicht mehr verheiratet sind, haben wir nicht versagt.“

Es herrschte Stille im Auto. Ich fragte sie, ob sie alles verstanden hätte.
Sie sagte ja, dass hätte sie. Ich weiss genau, dass sie sich an diese Unterhaltung genauso erinnern wird, wie an die damalige, als ich sie ins Bett brachte. Ich machte das Autoradio an und sah im Spiegel wie meine Tochter sich ans Fenster lehnte und lächelte…

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