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Vor kurzem habe ich einen tollen Impulsiv erhalten. Dem folgend: Ab vor den Spiegel. Und zwar völlig nackt. Nur die reflektierende Glasfläche und ich. Betrachtung. Tatsächlich wusste ich nicht, was passieren wird. Es fühlte sich anfangs wirklich sehr befremdlich an. 

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Es ist nicht so, dass ich mich vorher nie nackt im Spiegel gesehen habe. Mich nun aber bewusst davor zu positionieren, um mich selbst eine Weile anzustarren, ist schon eine etwas andere Nummer. 

Wie bei einem ersten Date, lächelte ich verlegen. Zu meinem Erstaunen fokussierten meine Augen dabei nicht das Gesicht meines zurückstrahlenden Ich’s. Mein erster Blick galt vielmehr einer Stelle meines Körpers, bei der ich allen Grund habe zu grienen. Sie ist nicht sofort sichtbar. Und es gibt Momente, da bringt mich dieser Abschnitt meines Körpers, ein wenig in ein Gefühl des Unwohlseins. Direkt unter meinem (für mich deutlich sichtbaren) Bauchlappen, befindet sich eine (inzwischen ca. 13 cm der Länge nach messende) Narbe. Meine Kaiserschnittnarbe(n). An schlechten Tagen denke ich: „Toll! Da ist ein Cut an Deiner Front. Da kannste trainieren, wie Du willst. Es wird immer zweigeteilt aussehen.“ An guten heißt es: „Ein Glück, dass alles gut gegangen ist. Ich war schon immer der Meinung, dass Narben einen interessant machen. Dieser Körper hat halt etwas zu erzählen.“ 

Liebe auf den ersten Blick sieht wohl etwas anders aus. Mal schauen, was der zweite hergibt: 

Bei dem zweiten Urteil handelte es sich um meine Brüste. Warum auch immer, zuerst die Linke (ich glaube, sie ist diejenige, die ein wenig größer erscheint), dann die Rechte. Dann das Ganze in einem Panorama. Joa. Was soll ich schreiben? Mein Lächeln verwandelte sich in eine Grimasse, bei der mein linker Mundwinkel (wieder links!?) sich nach oben bewegte. Und die Nase sich rümpfte. Bei dieser nun verzerrten Selbstbetrachtung sagte ich zu mir selbst: „STOP! Schau genauer hin.“ Okay. Links hängt tiefer als rechts (also definitiv leicht größer). Und irgendwie sieht es so aus, als wäre mehr Warzenvorhof vorhanden, als Brust. Muskeln anspannen. Na immerhin hat das häusliche power Yoga der letzten Monate es vollbracht, dass es mir möglich ist. Und es hat auch etwas geholfen, dass das Gewebe oberhalb nicht völlig in sich zusammenfällt. Aber warum gleiten sie an beiden Seiten, jeweils nach außen, völlig aus der Form? Da stachen meine rubinroten Male auf einmal hervor. Die finde ich recht schön. Sie machen auch diesen Körperteil irgendwie einzigartig. 

Einwandfreie Liebe auf den zweiten Blick kann man dies auch nicht wirklich nennen. 

Obwohl ich viele Regionen meiner äußerlichen Gestalt noch nicht genauer inspiziert hatte, fing mein kleines Experiment dann langsam an, mich zu ermüden. 

Schlussendlich zwinkerte ich mir selber noch einmal frech zu (selbstverständlich mit dem linken Auge), um dem etwas anderen Flirt so langsam ein Ende zu bereiten. Beim Ankleiden dachte ich mir: „Wie merkwürdig war das denn bitte?!“ 

Eine tolle mir bekannte Frau sagte einst: „Das Wort ‚merkwürdig‘ lässt sich auch folgernder maßen auf splitten: eine Sache, die es würdig ist, dass man sie sich merkt.“ Ein schöner Ansatz, wie ich finde. 

Mir ging vieles nach diesem kleinen Abenteuer durch den Kopf. Vor allem in Bezug auf meinen Busen. Das waren einmal wohl geformte knackige Äpfel. Und nun sehe ich eher schrumpelige Zitronen. Warum mich das so beschäftigt? Kaum ein anderes Element meiner Physis hat sich in den letzten Jahren, beginnend mit der ersten Schwangerschaft, so vehement verändert, wie dieser. Während mein gesamter Leib, nach dem positiven SS-Test, dabei war sich zu allen erdenklichen Seiten auszudehnen, hatte ich natürlich nichts dagegen, dass mein Busen fleißig mithielt. Ich gestehe. Innerhalb dieser 10 Monate habe ich nahezu 30 kg zugenommen. Da könnt ihr euch vorstellen, dass aus Äpfeln, Orangen wurden. Aus Orangen wiederum Kokosnüsse. Und aus Kokosnüssen dann Melonen. Na gut, Melonen nicht wirklich. Dennoch als später der Milcheinschuss begann, dann fühlten sie sich zumindest wie Melonen an. Auf jeden Fall in jedweder Phase der Schwangerschaft und Stillzeit prall und mehr oder weniger rund. 

Irgendwann begann mein Busen sich allerdings rückwirkend, mit dem Rest meines Körpers kompatibel, zu verhalten. Auch die Form änderte sich dabei. So wurden aus Melonen Papayas. Aus Papayas Mangos. Und zu guter Letzt aus Mangos Zitronen. 

Bei all den Vergleichen mit sämtlichem Obst und Früchten, komme ich mir gerade vor, wie ein Strandschreier. Sommerurlaub. Touristen belagern den Strand. Und von fern und nah folgende Rufe: „Melone, Melone, Coco, Ananas!“ 

Mein Augenmerk befand sich auf meinen Brüsten. Ich war definitiv unzufrieden. Fast unglücklich. Nachdem ich nun endlich meinen Body wieder (in etwa) in die Ausgangsbauweise gebracht hatte, waren das Gewebe und die Form meiner Oberweite dahin. 

Jedes Mal, wenn mein innerliches Katzengejammer besonders laut war, dachte ich an die Situation beim Vorgespräch zur (leider geplanten) zweiten Sectio. Dort wurde ich nebst der Aufklärung zu möglichen Risiken folgendes gefragt: „Möchten sie, dass wir alles ‚unnötige‘ gleich mit entfernen, bzw. untauglich machen?“ Ich hätte zu gerne geantwortet: „Also mein später überschüssiges Fett am Bauch halte ich für äußerst unnötig. Klar, wenn wir gerade dabei sind…weg damit und Polstern sie bitte mit dem entnommenen die Euter auf.“ 

Ständig ertappe ich mich dabei, dass ich vorbei gehenden Frauen, oder denen mit den ich in Kontakt stehe, auf ihren Vorbau starre. Ich kann nichts dagegen tun. Ich vergleiche. Und stelle zum Glück dabei häufig fest, dass auch die anderen nicht alle knackige Äpfel mit sich herum tragen. Wenn es dann doch einmal dazu kommt, dass ich Zeit finde mir einen Spielfilm, oder eine Serie anzuschauen, bin ich manchmal erneut betrübt. Es sieht für mich immer so aus, als hätten dort alle ihre Formen voll im Griff. Mir ist schon bewusst, dass es dafür sämtliche Mittel und Wege gibt, dass es ‚besser‘ aussieht, als es in Natur tatsächlich ist. 

Apropos Natur. Es heißt umgangssprachlich so schön: „Am Busen der Natur“. Doch wie sieht nun der Balkon von Mutter Natur aus? Es soll wohl, wenn ich diese Redewendung richtig verstehe, soviel heißen wie: „im Freien sein“, „in der Natur sein“. Sobald ich die Natur betrachte, dann muss ich feststellen, dass auch diese verdammt vielfältig ist. Vor kurzem habe ich in den sozialen Medien eine wundervolle Seite entdeckt (leider ist mein Gedächtnis ein Sieb, sonst würde ich diese hier mit allen interessierten Teilen). Dort präsentierten die unterschiedlichsten Damen ihren Busen. Teilweise ganz ungeniert. Fraglos ganz natürlich. Dies hat mir ein fantastisches Gefühl gegeben. Jeden fand ich auf seine besondere Art wirklich schön. Denn er passte zu der jeweiligen Frau, die ihn vor allem sehr würdevoll präsentierte. Und ich denke genau darum geht es. Es ist immer und immer wieder die Art der Darstellung, die natürlich einhergeht mit der eigenen Zufriedenheit. Meine Brüste tragen, bis auf die typischen Geweberisse, keine Narben. Aber eine Geschichte zu erzählen haben sie allemal. Und zwar meine eigene Story und auf diese bin ich egal wie, schon stolz. Wir haben alle nur diesen einen Körper. Keiner davon ist perfekt, oder jeder auf seine Weise irgendwie doch. Eine neue Weisheit ist es nicht, aber man kann es (sich vor allem selbst) nicht oft genug sagen! 

Von knackigem Obst zu schrumpeligen Früchtchen, für jeden Busenfreund ist etwas dabei. Manche lieben die Bananen, die noch grün hinter den Rändern sind. Andere stehen eher auf die Reifen Früchtchen. 

Daher ihr Lieben, fühlt euch wohl mit eurem blanken Spiegelbild (meistens zumindest). Und greift zu: „Melone, Melone, Coco, Ananas!“ 

Yvonne Maria Paris 

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