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Ein Gastbeitrag von Hannah aus Gera. Hannah ist Laktationsberaterin und gibt in ihrer Heimatstadt auch Kurse.

Wenn du jemals ein Baby über das Säuglingsstadium hinaus gestillt hast, dann weißt du bestimmt, dass das Stillen manchmal, sagen wir mal „interessant“ werden kann. Es ist nämlich so: Ältere Babys und Kleinkinder stillen nicht einfach so, NEIN, sie betrachten deinen Körper als ihren ganz persönlichen Spielplatz, klettern dabei auf dir herum und ziehen dir dabei an den Brustwarzen, als ob es kein Morgen gäbe!

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Es ist irgendwie lustig, ich dachte ja immer, dass ich meine Kinder mit spätestens sechs Monaten nicht mehr stillen würde. Tja, ein Satz mit X, das war wohl NIX 🙂

Kleinkinder haben extrem wendige, fummelige, kleine Hände. Wenn sie gestillen werden, ist eine Hand normalerweise unter der Brust versteckt, während die andere Hand stets voller Tatendrang das Terrain erforscht.

Babys und Kleinkinder entwickeln spezielle Still-Vorlieben, von denen einige bezaubernd und andere absolut unerträglich sind. Einige Kinder müssen z.B. immer Haare zwirbeln, andere wiederum wollen den Hals der Mutter dabei streicheln und einige lieben es, mit den Lippen der Mutter zu spielen. Ich habe sogar von Babys gehört, die dabei gerne kneifen. Ich kannte einen Jungen, der es liebte, in die Innenseite des Ellenbogens seiner Mutter zu kneifen, und einen anderen, der stets in den weiche Bauchspeck seiner Mama gekniffen hat! Verrückt, oder?

Meine persönliche Todsünde? Nippel drehen. Schon der Gedanke daran lässt mich zittern und zusammenzucken. Wenn du noch nie davon gehört hast, wie es ist, wenn ein stillendes Baby oder Kleinkind die freie Hand dazu benutzt, um die andere Brustwarze richtig lang zu ziehen und dann noch heftig dran zu drehen: Glück gehabt, es ist die Hölle!

Mein erstes Kind war so ein Nippel-Dreher, da er aber mein erstes Kind war, war ich mir nicht ganz sicher, wie ich reagieren sollte. Ich meine, ich hab das Gefühl, dass jemand meine Brustwarze drückt, als wäre sie ein Knopf eines Soda-Streams, echt gehasst. Aber ich nahm an, dass ich dem Problem mit etwas begegnen sollte, das man „sanfte Umleitung“ nennt. Ich versuchte mein Kind abzulenken, indem ich ein Lied sang, ihm ein Buch vorlas oder indem ich ihm ein Spielzeug in seine freie Hand legte. Ich habe sogar eine dieser „Stillhalsketten“ ausprobiert, die man sich um den Hals hängt, um die neugierigen kleinen Finger der Krake quasi abzulenken.

Nichts davon hat funktioniert. Nach unzähligen, gescheiterten Versuchen, gab mir eine Freundin einen Rat, den ich selber den Frauen in meinen Kursen weitergebe: „Sag einfach nein.“ Wisst ihr, es heißt ja nicht umsonst „Still-Beziehung“, damit ist gemeint, dass beide Seiten zufrieden sein sollen. Diese besagte Freundin sagte mir also, dass kein Grund der Welt dagegen spreche, dass man einem Kleinkind ein paar gute, altmodische „Still-Manieren“ beibringen sollte. Und damit hatte sie absolut Recht.

Von diesem Tag an sagte ich meinem Kind unmissverständlich, dass es absolut kein Nippeldrehen mehr geben würde. Wenn er es dennoch tat, brachen wir die Stillmahlzeit für eine Weile ab, und fingen erst wieder an, wenn er damit aufhörte. Ich fing an, einen eng anliegenden Sport-BH zu tragen und hielt meine Hand schützend über die Brust, um mich im Notfall selbst zusätzlich schützen zu können. Nach ein paar Wochen hat mein kleiner Vampir dann echt kapiert, dass diese schmerzhaften Spielchen nicht mehr funktionieren werden, und er versuchte es nie wieder (Außer, wenn er total übermüdet war, aber selbst dann ließ ich ihn nicht).

Als ich mein zweites Baby bekam, wusste ich, dass das Drehen der Brustwarze diesmal keine Option war, so dass ich, sobald ich bemerkte, dass er nach der freien Brustwarze griff, direkt seine Hand wegzog und ich begann auch sofort wieder, meinen engen Sport-BH zum Schutz zu tragen. Ich platzierte meinen Arm dabei so geschickt vor der Brust, dass es keine Möglichkeit für ihn gab, da durchzukommen.

Glücklicherweise hat mein zweites Baby diese Gewohnheit nie entwickelt. Stattdessen entwickelte er sich zum chronischen Lippenzieher, was auch ziemlich ärgerlich war, aber insgesamt viel erträglicher, als das gefürchtete Brustwarzenzwirbeln. Was auch immer dich in eurer Stillbeziehung ärgert, lass dir gesagt sein: Du bist nicht allein, jede Mutter kennt das. Das Entscheidende dabei ist Folgendes: Du musst dich nicht „einfach damit abfinden“. Du kannst natürlich auch einfach abstillen, wenn du nicht mehr bereit fürs Stillen ist, auch das ist okay. Einige Mütter lassen die Schmerzen dennoch über sich ergehen, obwohl sie wissen, dass sie es nicht ertragen müssten, aber sie wollen es so. Auch okay.

Wenn du weder zu der einen, noch zu der anderen Sorte Mutter gehörst, dann lass dir gesagt sein, dass das Setzen von Grenzen und deren Einhaltung völlig legitim ist.

Hab also keine Angst, wenn du deinem Kind gewisse „Still-Manieren“ beibringst. Du darfst deinem Kind zeigen, wo die Finger hin dürfen und wo nicht. Wenn akrobatisches Stillen nicht dein Ding ist, sag es deinem Kind so deutlich, dass es das versteht. Gleiches gilt für die Häufigkeit, mit der ihr stillt und wenn du mitten in der Nacht nicht mehr stillen willst, dann ist das auch in Ordnung.

Grenzen zu setzen kann ein langwieriger Prozess sein, hab also Geduld. Es gibt vermutlich einige Steine, die euren gemeinsamen Weg versperren, aber dennoch sind gewisse Still-Regeln für alle Beteiligten gut und die weitaus bessere Wahl um einen Blutdruckanstieg zu vermeiden.

 

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