Ein Gastartikel von Maria Lackner
Ich kenne die Angst vor den Geburtsschmerzen. Ich hatte sie vor meiner ersten Geburt auch. Und vor meiner Zweiten. Aber ein Kaiserschnitt war für mich keine Alternative. Ich wollte mir meinen Bauch nicht aufschlitzen lassen. Die Vorstellung, mein Kind im OP aus einer klaffenden Wunde im Bauch heben zu lassen schreckte mich mehr ab, als die Vorstellung ein 4 Kilo Baby durch meine Vagina zu pressen. Also habe ich mir meine Angst vor den Schmerzen ganz genau angesehen. Die Angst ließ ich ziehen und den Schmerz nahm ich an der Hand, um mit ihm ins Wunder der Geburt einzutauchen.
SCHMERZFREI GEBÄREN – NICHTS FÜR MICH
Es gibt zahlreiche Methoden am Markt, die der Angst vor den Geburtsschmerzen mit dem Versprechen einer schmerzarmen oder der Aussicht auf eine schmerzlose Geburt begegnen. „Selbstbestimmt gebären im Einklang mit dir selbst“ oder „Freudvoll die nächste Wehe umarmen“ ein Bild von einer rosigen Geburtserfahrung, durch die Frau mit einem Lächeln auf dem Gesicht schweben kann. Ich habe großen Respekt vor Frauen, die es geschafft haben schmerzfrei oder unter geringen Schmerzen zu gebären. Für manche Frauen funktioniert das tatsächlich. Für mich nicht. Ich konnte mir die Geburtssituation nicht als rosa Wölkchen vorstellen und ich konnte mir auch nicht vorstellen, den schlimmsten Muskelkrampf meines Lebens voll Freude zu umarmen. Und ich kann das nach meinen beiden Geburten noch viel weniger.
Denn was ist denn der Geburtsschmerz? Anatomisch gesehen, öffnet sich der Muttermund – ein unglaublich starker und dicker Muskel, der Baby und Gebärmutter 9 Monate lang festgehalten und getragen hat – während der Geburt auf ca. 10cm. Hattet ihr schon mal eine Muskelzerrung? Dann stellt euch diesen Schmerz vor als Ausgangsbasis. Und dann brechen Wehen über euch herein und dehnen und pressen und drücken in den Ausgangsschmerz hinein. In immer kürzer werdenden Abständen, dafür in immer länger werdenden Frequenzen, bis auf 10cm! Und erst dann starten die Presswehen, die dafür sorgen, dass ein kleiner Mensch irgendwie durch dein Becken und die 10 cm Öffnung rausflutscht.
In meiner Welt war also klar, dass Wehen WEH tun würden, auch wenn wir zu ihnen Wellen sagen.
Auf den GEBURTSSCHMERZ MIT POSITIVEN GEDANKEN vorbereiten …
Also musste ich einen Weg finden, mich mit den Geburtsschmerzen zu verbünden. Und das tat ich. Ich nahm mir ausgiebig Zeit, um mich mit meiner Vorstellung von Geburt und meinem inneren Bild von der Geburtssituation auseinanderzusetzen und begann meinen Geist auszumisten. Negative Gedanken über Geburt, Schmerz und Wehen arbeitete ich auf. Ängste ließ ich ziehen. Positive Gedanken schrieb ich auf. Ich bastelte mir kleine „Zielsatzbüchlein“. Heftchen voll mit Zielsätzen für meine Schwangerschaften und meine Geburten, die ich täglich erweiterte & überarbeitete und so langsam Teil meiner Gedankenwelt werden ließ.
Vor jeder Geburt teilte ich meine Zielsatzbüchlein mit meinem Partner. Ich bat ihn, sich mit meinen Glaubenssätzen auseinanderzusetzen und sich zu überlegen, ob er hinderliche Gedanken in sich trug, über die wir vor der Geburt noch reden sollten. Und das machten wir. „Gemeinsam sind wir stark.“ und „Mein Partner steht hinter mir und unterstützt mich.“fanden als stärkende Gedanken Einzug ins erste Zielsatzbüchlein.
.. und dann STARK DENKEN STATT SCHÖN REDEN
Meine beiden Geburten starteten völlig unterschiedlich. Einmal eingeleitet im Krankenhaus. Einmal Teetrinkend in meiner Küche. Aber beide nahmen einen ähnlichen Verlauf und das gleiche Ende. Zwei spontan geborene, gesunde, 4 Kilo schwere Jungs, eine starke Mutter und einen unterstützenden Vater.
Meine Zielsätze begleiteten mich. „Jede Wehe hat einen Anfang und ein Ende“ und „Es gibt nur eine endliche Anzahl von Wehen“ waren meine Lieblingsaffirmationen. Und die meines Partners. Ich brüllte jedesmal wie eine Löwin und ich atmete. Abwechselnd. In vielen Brüllpausen schaute mein Partner mir in die Augen und sagte: „Denk dran jede Wehe geht auch wieder vorbei“,und wie mir das half! So einfach und doch so wirksam.
Ich fühlte mich stark. Ich wusste, „Mein Körper ist für eine Geburt gemacht“ und ich rief mir in Erinnerung: „Heute geht vorüber und morgen bin ich Mama“. Der heftige Geburtsschmerz war Teil des Geschehens. Ich stellte ihn nicht in Frage und mir kam auch während der Geburten nie der Gedanke, im auszuweichen. Obwohl ich im Vorhinein erklärt hatte, dass ich offen bin für jegliche Schmerzmittel, sobald ich es nicht mehr aushalten könnte, passierte das nicht. Ich wusste innerlich, dass „je größer der Geburtsschmerz ist, desto größer auch der Geburtsfortschritt“ und wir wussten, „Gemeinsam schaffen wir das.“und wir schafften es. Wir schafften es gemeinsam, weil ich mich nicht nur körperlich auf meine Geburten vorbereitet hatte, sondern auch mental. Und ich würde es wieder tun!
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Maria Lackner ist diplomierter Coach und Lebensberaterin mit den Schwerpunkten Vereinbarkeit von Beruf und Familie und mentale Geburtsvorbereitung und lebt in Wien www.marialackner.com
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