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Ich bin Anna, Mutter von vier Kindern. In meiner Freizeit schreibe ich gerne und so entstand dieser Artikel…..

Meine Fruchtblase platzte um genau 14:20 Uhr. Es war mein zweites Kind. Ich weckte meinen Mann und rief meine Schwester an, und ich wartete darauf, dass wir gemeinsam ins Krankenhaus fahren würden. Während ich auf meinen Mann wartete, saß ich weinend vor dem Zimmer meines Sohnes. Ich wollte ihn noch einmal sehen, solange er noch ein Einzelkind war.

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Schon zwei Stunden später war ich im Kreißsaal und „schoss“ meine Tochter quasi hinaus. Nur eine Stunde vorher war mein Muttermund lediglich bei 4 Zentimetern gewesen und die Ärztin sagte mir, dass ich noch so „viel Zeit“ hätte. Ich schrie nach einer PDA, aber die Ärztin war der Meinung, dass ich die nicht brauchen werde. Sie nahm an, dass es noch dauern würde.

Ich war überrascht, wie aggressiv ich sein konnte, ich hätte gerne gemordet! Noch überraschter war ich allerdings, dass ich nur kurze Zeit später anfangen musste zu pressen – ohne die Epiduralanästhesie, weil wir ja noch so „viel Zeit“ hatten. Grrrrr!!

Es gibt viele andere Überraschungen, die euch im Kreißsaal erwarten können und diese Erkenntnisse möchte ich heute mit euch teilen…….

1. Vielleicht werdet ihr euch wünschen, dass euer Partner ganz woanders wäre, anstatt an eurer Seite! 
Ich erinnere mich daran, dass meine beste Freundin mich ein paar Wochen vor meiner ersten Geburt anrief und sagte…..

„Wart mal ab, du wirst deinen Ehemann hassen.“

„Nein, ich doch nicht!“ dachte ich.

Nun, ich habe mich geirrt.

Schon, als die erste richtige Wehe über mich kam, brachte mich seine bloße Anwesenheit an den Rand der Verzweiflung! Schlimmer noch: Wie kann er es wagen, mir jetzt zu sagen, dass er hungrig ist?! Kann er bitte irgendetwas tun, damit ich mich besser fühle?

Er beschwerte sich im Verlauf der Geburt auch darüber, dass seine Hand ja so doll schmerzen würde, weil ich sie zu stark gequetscht hätte. ALTER, ich presse hier gerade eine Melone durch ein Schlüsselloch und du machst dir Sorgen um deine kleine Patschehand? Ich fasse es nicht, wir können gerne tauschen, allerdings würdest du diese Prozedur definitiv NICHT so meistern wie ich!

Während der Wehen sind Frauen die krassesten Monster, die es gibt!

2. Ihr werdet euch vielleicht wie auf einer Party fühlen.
Nun, es ist ja quasi auch ne Party, allerdings ne Party, an der du nicht teilnehmen willst.

Du bist der Gastgeber, nur du willst gar nicht der Gastgeber sein.

Du siehst all diese Gesichter um dich herum und du bist höflich, schließlich meinen sie es ja gut mir dir. Zwei weitere Hebammenschülerinnen mit im Raum? Na klar! Ein weiterer junger Assistenzarzt? Klar, warum nicht!!!  Du nimmst dir sogar noch die Zeit, dich ihnen vorzustellen, und du ringst dir sogar ein schwaches Lächeln ab – aber eigentlich willst du zwischen den Wehen nur „Verpisst euch hier alle sofort!“ schreien.

Abgesehen von der Menge an unbekannten Menschen IM Kreißsaal kann es dir passieren, dass VOR dem Kreißsaal weitere 30 Pizza essende Familienmitglieder campieren und die Party ihres Lebens feiern!

3. Eventuell bekommt ihr einen Katheter gelegt! 
Wenn ihr einen Kaiserschnitt oder eine Epiduralanästhesie bekommt, dann werdet ihr am Katheter eh nicht vorbei kommen. Aber selbst während einer natürlichen Geburt darf eure Krankenschwester euch einen Katheter „verabreichen“. Ab einem bestimmten Zeitpunkt der Geburt, durfte ich nicht mehr auf die Toilette gehen. Auch das Töpfchen wurde mir verwehrt. Warum ich letztlich zugestimmt habe, dass man mir dieses dumme Ding legt, keine Ahnung! Während der normalen Geburt kann man irgendwann sowieso nicht mehr pinkeln, weil der kindliche Kopf die Harnröhre abklemmt, aber egal……So ein Katheter ist HÖCHSTENS nach der Geburt sinnvoll. Das macht aber wieder keiner, na toll…..Danach würde es Sinn machen, weil man dann beim Niesen nicht dauernd „Upppsssss“ und „Huch“ sagen müsste.

4. Ihr könntet eure Stimme verlieren.
Das absolut animalisch klingende Gebrüll, das dir beim Pressen entweichen kann, wird dich beeindrucken. Du wusstest vorher nicht, dass du in der Lage sein wirst, ganze drei Minuten so tief zu stöhnen, dass du den Nashörner in der Savanne direkt Konkurrenz machen könntest.

 

Wenn dann alles vorbei ist, bleibt eine kratzige, raue Stimme übrig. Vergiss also nicht die Halsbonbons in deine Kliniktasche zu packen.

5. Dir könnte Abendessen serviert werden.
Es spielt keine Rolle, ob du gerade nackt auf einen Geburtsball kreiselst, kotzt oder stöhnst, wenn das Abendessen fertig ist, wird es serviert. Als ich mit meinem dritten Kind mitten in den Wehen lag, brachten sie meinem Mann ein großes Silbertablett, während ich bereits neun Zentimeter auf war. Ich musste pressen. Es gab Hähnchen. Sie brachten ihm Hähnchen! Ich wollte ihm dieses dumme Huhn am liebsten in seine Kehle stopfen! (Siehe Nr. 1!)

6. Ihr werdet wahrscheinlich gefragt, ob ihr eure Plazenta sehen möchtet.
Das ist wunderbar, wenn du sie denn sehen willst. Immerhin hat dieses Organ dein Kind ernährt, interessant ist das Ganze ja schon, ABER nachdem ich 23 Stunden in den Wehen lag (1 Kind) und gerade einen Hochleistungsakt der Sonderklasse abgelegt hatte, war der Anblick der Nachgeburt das Letzte, was ich in dem Moment ertragen konnte.

7. Ihr werdet weiterhin Wehen haben, auch wenn das Baby und die Plazenta schon längst da sind. 
Ich war darauf nicht vorbereitet. Ich dachte, dass all die Schmerzen und Wehen vorbei wären, nachdem ich all diese Dinge geboren hatte, aber NEIN! Wehen können auch weiterhin kommen. Das ist ganz normal und es wird auch nicht ganz so schlimm sein, aber eine Warnung wäre nett gewesen.

8. Kindspech ist sone Sache.
Kindspech (Meconium) ist der erste Stuhlgang deines kleinen Wesens. Dein Kind könnte so aufgeregt sein, dich zu sehen, dass es direkt die Hinterluke öffnet. Ein Willkommensgruß der Extraklasse! Es wird wie schwarzer Teer aussehen. Das ist ganz normal, erschrick dich bitte nicht!

9. Es könnte alles ganz schnell gehen 
Erinnerst du dich an meine Geschichte? Selbst wenn der Arzt, die Krankenschwester oder die Hebamme mir sagten, dass ich ja noch ewig Zeit hätte, so belehrte mich mein Kind eines Besseren: Schwupp, da war sie! Wenn du das Gefühl hast, ganz dringend mal ein großes Geschäft verrichten zu müssen, dann schäme dich nicht, es geht voran!!!

10. Du könntest hyperventilieren.
Dies kann dazu führen, dass du plötzlich Sterne siehst und du in deinen Armen oder Beinen ein taubes oder kribbelndes Gefühl verspürst. Das kann sehr beängstigend sein, besonders wenn du nicht drauf vorbereitet bist, aber behalte es nicht für dich, sondern informiere die Hebamme!

11. Die Dinge laufen vielleicht nicht wie geplant.
Dies ist die schwierigste Sache, die euch eventuell passieren wird. Wir haben die Geburt bis ins Kleinste geplant; Es ist unser Körper, unser Baby, und wir wollen es auf unsere Art und Weise auf diese Welt bringen. Es ist schwer, die Idee, die wir in unserem Kopf haben, loszulassen. Und wir alle haben das Recht uns für unsere Traumgeburt einzusetzen, vor allem, weil wir alle nur das Beste für unser Kind und für uns selbst wollen. ABER wir müssen uns nicht minderwertig fühlen, nur weil unsere Erfahrungen im Kreißsaal nicht so waren, wie wir es uns vorgestellt haben.

Mütter leiden nachgeburtlich wirklich unter Vergesslichkeit. Während der Wehen denken viele von uns, warum gibt es so viele verdammte Menschen auf der Welt? Wer würde sich  das freiwillig wieder antun? Dann schaffen wir es doch, weil wir einfach das stärkere Geschlecht sind – wir tun es uns wieder an …und wieder… und wieder!

Ich denke, in einer Sache sind wir uns alle einig: Unsere Kinder sind ein Geschenk und das Einzige, wofür es sich lohnt, diese ganzen Geburtsschmerzen durchzustehen!

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