Ein Gastbeitrag von Lisa aus Dresden
Viele Menschen streben in ihrem Leben nach Perfektion. Eine Perfektion, die nahezu unerreichbar erscheint.
Weißt du was? Sie IST unerreichbar!
Ich bin eine 34-jährige Frau und Mutter dreier Kinder. Mittlerweile gibt einige Dinge, die mir tatsächlich gehörig am Allerwertesten vorbei gehen!
1: Energie raubende Beziehung
Als Kind sehnte ich mich sehr nach engen Beziehungen. Ich lebte auf dem Land, weit weg vom Rest der Familie, und meine einzige Schwester litt an einer starken Behinderung. Alles, was ich mir gewünscht hätte, wäre endlich eine ehrliche Freundschaft schließen zu können. Dieser unerfüllte Wunsch zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Immer dann, wenn ich eine Beziehung zu Menschen einging, habe ich extrem geklammert und litt unter Verlustängsten.
Ich musste erst herausfinden, dass es eben nicht darum geht, seine eigenen Wünsche zum Wohle der Anderen zurückzustecken. Ich muss zugeben, dass das echt ne harte Nuss für mich war. Zu viel Zeit und Muße für Energiesauger zu verschwenden, ist scheußlich. Wenn das Aufrechterhalten einer Beziehung dich emotional belastet und dir nur Probleme bereitet, dann trenne dich von ihr! Es ist wirklich besser so.
2: Neue Freundschaften
In der Schule war es mir total wichtig, ständig neue Freundschaften zu schließen. Man war erst dann richtig angesagt, wenn man möglichst viele, unterschiedliche Einladungen zu Geburtstagspartys erhielt.
Mittlerweile bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es bei Freundschaften um Qualität und nicht um Quantität geht. Mittlerweile habe ich nur noch eine Hand voll wirklich enge und gute Freunde. Diejenigen, die sich also in meinem inneren Kreis wiederfinden, können sich glücklich schätzen 🙂 Ich habe diese Menschen gezielt ausgesucht, sie verdienen all meine Bemühungen und natürlich auch die Freundschaft.
3. Keine Vernachlässigung meiner Gesundheit mehr!
„Ich bin Mama und ich habe keine Zeit für Sport und gesunde Ernährung mehr übrig“ war jahrelang mein Mantra. Meine Müdigkeit und mein Gewicht nahmen schwindelerregende Höhen an. Ich erkannte meinen eigenen Körper irgendwann nicht mehr, ich wollte einfach nicht wahr haben, dass dieser Körper meine neue Realität sein sollte. Ich gehöre zu den Frauen, die mit einem wirklich positiv denkenden Mann verheiratet sind. Mein Mann sagte mir stets, dass mir mein Bauch und mein zusätzliches Gewicht quasi „zustehen würde“, denn schließlich habe ich ja auch drei Kinder geboren. Er findet mich in allen erdenklichen Situationen wunderschön und zeigt mir das auch, auch wenn ich mich selbst gar nicht mehr so fühle. Er gab mir nie das Gefühl, mich ändern zu müssen. Es war mir ein Anliegen, mich für mich selbst zu verändern. Ich arbeite also momentan daran, mein körperliches Selbstvertrauen wieder zurück zu erobern, weil ich es möchte. Ich möchte mich sexy fühlen. Ich möchte gesund sein.
4: Die Suche nach Anerkennung
Immer Everybodys Darling sein, das kann so anstrengend sein. Ich möchte immer alles richtig machen, ich möchte immer die beste sein, und verdammt nochmal, ich möchte bitte, dass die Leute es bemerken und kommentieren.
ÄTZEND!!!!
Ich wollte immer eine große Künstlerin werden. Singen war und ist meine Leidenschaft. Ich war es immer gewöhnt, tatsächlich eine der besten zu sein. In der Schulzeit nahm mich jeder Chor mit Kusshand. Dieses hohe Ross warf mich allerdings zu Beginn meiner Musicalausbildung knallhart ab. Ich war nicht mehr die beste und musste mir sogar Kritik gefallen lassen. Irgendwann war mir gar nicht mehr klar, ob ich überhaupt als Sängerin arbeiten wollen würde. Der Traum immer die Hauptrolle spielen zu können schwand mit der Zeit.
Dann löste ich mich von meinen Vorstellungen. Ich wollte keine Karriere mehr machen, nur um Anerkennung von anderen zu bekommen. Es reichte mir, einfach mit der Rolle zufrieden zu sein, die ich bekam. Es ging mir um die Leidenschaft fürs Singen generell. Für den puren Genuss und die Zufriedenheit zu arbeiten war sehr befreiend.
5: Karriereleiter
Höher, weiter, schneller……Die Karriereleiter zu erklimmen oder befördert zu werden, galt lange als das Maß aller Dinge. In einer aktuellen Jobsituation glücklich zu sein und verharren zu wollen, wird oft mit fehlender Motivation und Faulheit gleichgesetzt.
Vergiss das. Zu keinem Zeitpunkt bin ich unmotiviert oder gar faul. Ich liebe das, was ich tue und ich muss nicht permanent nach HÖHEREM streben, weil ich meinen Job tatsächlich genauso mag, wie er eben ist. Routine muss nichts Negatives sein, sie kann uns sogar sehr beflügeln.
6: Genehmigung der Eltern
Wie die meisten Menschen wohl auch, habe auch ich mein Glück von dem Wohlwollen der Eltern abhängig gemacht. Ich habe bei meinen Entscheidungen immer das Glück meiner Eltern in den Vordergrund gestellt. Dies führte allerdings dazu, dass ich Teile meiner Persönlichkeit verstecken musste, damit das Bild, was meine Eltern von mir hatten, auch ja erhalten blieb. .
Jetzt, wo ich selbst Mutter bin, weiß ich, wie falsch das war. Ich versuche nicht mehr, meine Entscheidungen an die Wünsche meiner Eltern anzupassen. Ich rechtfertige mich längst nicht mehr. Dies stärkte unsere Beziehung und ich konnte irgendwann endlich wieder ich selbst sein.
7: Die Meinung anderer
Einen Scheiß auf die Meinung von Anderen zu geben ist das BESTE, was ich je für mich entschieden habe. Sich nur an den Meinungen anderer zu orientieren, kann verdammt anstrengend sein. In meinem Leben ist viel zu viel los, um mich auch noch darum zu kümmern. Es ist mir schnurzpiepegal ob Andere mit der Art meiner Lebensführung oder mit der Art und Weise, wie ich meine Kinder erziehe, einverstanden sind.
Es kann so verdammt anstrengend sein, immer darauf aufpassen zu müssen, das man andere Menschen ja nicht vor den Kopf stösst, nur weil man für sich andere Entscheidungen trifft. Jeder hat das Recht, seinen eigenen Weg gehen zu dürfen. Ich erwarte nicht, dass andere ihr Leben nach meinem Maßstab ausrichten, genauso wie ich niemals mein Leben nach deren Maßstäben ausrichten werde.
Sind noch irgendwelche Unklarheiten? Lest euch meine Antworten gerne nochmal durch 🙂