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Von Lucy aus Niebüll

Es gab nichts, was ich hätte sagen können, damit er mich endlich mal versteht. Ich hätte meine Gefühle raus schreien können, bis ich blau angelaufen wäre und er hätte es trotzdem nicht verstanden. Ich war es so verdammt leid, meinem Mann erklären zu müssen, wie man sich als Stiefmutter wirklich fühlt. Ich brauchte dringend Hilfe. Natürlich machte er sich Sorgen um mich und meine Gefühle, aber er konnte sich einfach nicht in mich hinein fühlen.

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Wisst ihr, ich liebe meinen Mann. Ein kurzer Blick in seine wunderschönen Augen oder das kleinste Lächeln seinerseits lassen mein Herz direkt schneller schlagen. Er ist mein Fels in der Brandung. Mein Held.

Unser Problem ist, dass er nicht verstehen kann, worum es im Leben einer Stiefmutter geht. Er versteht nicht, wie das Leben aus meiner Perspektive aussieht oder warum ich manchmal so traurig bin. Und ich bin nicht allein mit diesen Gefühlen. In einer Facebookgruppe, in denen unzählige Stiefmütter sind, stellte ich vorgestern folgende Frage „Welche Dinge sollte dein Mann nachvollziehen können? Was wäre dir wichtig?“ Die Antworten überraschten mich nicht, denn ALLE Frauen sagten übereinstimmend 11 Punkte, die sie sich von ihren Männer in Punkto Verständnis wünschen würden. Das verrückte ist: Wir leben alle in unterschiedlichen Städten und alle haben unterschiedliche Leben und doch sind wir uns in diesen Punkten mehr als einig.

Wollt ihr wissen, worüber wir uns einig waren? Okay, los geht´s…….

Lieber Ehemann, hör mir zu, ich möchte, dass zu folgende Dinge endlich verstehst……

1. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da eingelassen hatte.
Ich wusste zwar, dass ich einen Mann heiraten würde, der bereits zwei Kinder hatte, aber ich hatte keine Ahnung, was mit den unbeschreiblichen Schmerzen der Sorgerechtskämpfe, der komplexen Beziehung zu seiner Ex-Frau und der damit verstärkten Überprüfung seiner Familie durch das Jugendamt einhergehen würde. Ehrlich gesagt bin ich sogar froh, dass ich es damals nicht gewusst habe, wahrscheinlich hätte ich mich dann nicht so schnell auf ihn eingelassen.

2. An manchen Tagen brauche ich eine Pause, und das sollte okay sein. 
Das Leben einer Frau und Stiefmama ist anstrengend und manchmal muss ich einfach mal raus. Ich brauche Zeit für mich. Zeit mit meinen Mädels. Ich kann nicht nonstop Stiefmama und Ehefrau sein.

3. Wir beide müssen an einem Strang ziehen! 
Es ist wirklich nicht fair, wenn du von mir erwartest, dass ich die Einzige bin, die hier im Hause die Regeln durchsetzt, besonders dann, wenn es um deine Kinder geht. Es ist völlig normal, dass deine Kinder mich nicht so respektieren, immerhin bin ich nicht ihre leibliche Mama. Und selbstverständlich hören sie naturgemäß eher auf dich, als auf mich. Also bitte, eine Familie, EIN STRANG!

4. Dein früheres Leben beeinträchtigt mein jetziges Leben. 
Wir teilen uns leider keine große Vergangenheit. Kein Mann, mit dem ich jemals vor dir ausgegangen bin, spielt noch eine Rolle in meinem Leben. Deine Exfrau ist immer noch Teil unseres Leben und sie wird es auch immer bleiben. Wir können z.B. nicht einfach so von hier wegziehen, weil wir in der Nähe von der Mutter deiner Kinder bleiben müssen. Ich kann meine Familie nicht einfach einpacken und einen Wochenendtrip ans Meer machen, da unser Zeitplan maßgeblich von ihrer Sorgerechtsvereinbarung bestimmt wird. Ich beschwere mich nicht, denn ich habe gelernt, mich anzupassen. Um mich verstehen zu können, musst du aber wissen, wie sehr dein altes Leben unser jetziges bestimmt.

5. Ich brauche deine Hilfe.
Es gibt viele Dinge, die ich hier täglich tue, um unser Leben zu rocken, und ehrlich gesagt, bemerkst du wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte davon. Vielleicht sieht das alles ganz einfach aus, aber so ist es nicht und ich wünsche mir mehr Unterstützung von dir. Wir arbeiten beide sehr viel und ich verstehe, dass du dich zu Hause gerne entspannen willst. Ich entspanne mich allerdings auch gerne mal. #JUSTSAYIN

6. Manchmal wünsche ich mir etwas mehr Liebe von dir 
Dieses Stiefmutter-Ding ist tatsächlich viel schwieriger, als ich erwartet hatte. Ich würde meine Rolle zwar gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen, aber das ändert nichts an meiner täglichen Realität. Es gibt Tage, an denen bin ich unfassbar gereizt und traurig. Und an diesen Tagen brauche ich deine Liebe. Sichtbar und echt.

7. Der Erwartungsdruck von allen Seiten ist enorm
Wenn wir Stiefmutter einen Fehler machen, dann ist der gefühlt hundert mal schlimmer, als wenn eine leibliche Mutter es vermasselt.

8. Manchmal denke ich darüber nach, wie mein Leben ohne dich verlaufen wäre
Ich liebe dich und deine Kinder. Aber wenn ich ehrlich bin, dann frage ich mich manchmal, wie mein Leben ausgesehen hätte, wenn ich nicht einen Mann mit Kindern aus einer früheren Beziehung geheiratet hätte. Sicherlich wäre mein Leben einfacher, weniger stressig, und vielleicht auch etwas leichter zu bewältigen.

9. Es tut verdammt weh, niemals wirklich dazu zu gehören. 
Deine Familie akzeptiert mich nicht so leicht wie sie damals deine Ex-Frau akzeptiert hat. Sie wollen dich und deine Kinder beschützen, und das kann ich sogar total nachvollziehen! Ich bin mir sicher, dass sie dieses Verhalten nicht absichtlich an den Tag legen oder dass sie MICH bewusst damit verletzen wollen. Und trotzdem tut es mir verdammt weh, so behandelt zu werden.

10. Ich habe viel aufgegeben, um dieses Leben mit dir leben zu können.
Vor unserer Beziehung war ich eigentlich immer unterwegs. Ich war frei. Ich konnte jeden Tag ins Fitnessstudio gehen, ausgehen oder ein Wochenende ans Meer fahren. Heutzutage begleite ich die Jungs zum Fußballtraining, bereite das Essen vor und helfe bei den Hausaufgaben. Ich habe mich bewusst dafür entscheiden, und ich will nicht, dass du dich deswegen schuldig fühlst. Bitte ruf dir diese Tatsache nur ab und an wieder ins Gedächtnis.

11 .Du wirst immer im Fegefeuer stehen, so leid es mir tut. 
Ich weiß, dass es dir nicht fair erscheint, aber du wirst immer zwischen sei Stühlen stehen müssen. Die Mutter deiner Kinder ist nicht mehr mit dir verheiratet, du bist jetzt mit mir verheiratet. Du wirst immer im Fegefeuer zwischen mir und deiner Ex-Frau stehen müssen. Dein Leben lang wird sie mitmischen, denn sie ist die Mutter deiner Kinder.

Eine letze Sache noch….
Ich hatte keine Ahnung, wie sehr ich mich in dich und deine Kinder verlieben würde. Deine Frau und die Stiefmutter deiner Kinder sein zu dürfen, ist die beste Erfahrung meines Lebens. Ich würde nichts daran ändern wollen.
Wenn du jetzt noch mal den Blickwinkel veränderst und auch meine Sicht etwas nachvollziehen könntest, dann wäre das nahezu unglaublich.

Denk mal darüber nach, ja?

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