Justinas Leben wurde 2017 durch eine Meningokokken-Erkrankung auf den Kopf gestellt
Es begann mit Kopfschmerzen und Erbrechen. Dass es sich dabei um die ersten Krankheitszeichen einer Meningokokken-Erkrankung handelte, ahnte anfangs noch niemand. Doch dann ging alles sehr schnell. Im Krankenhaus kämpfte sich Justina zurück ins Leben. Ihre Unterschenkel und Fingerkuppen mussten in Folge der Erkrankung amputiert werden. Doch nun blickt sie positiv nach vorne und begann im Oktober ihr Psychologie-Studium.
Justina, du bist mit 19 Jahren an Meningokokken erkrankt. Welche Krankheitszeichen hattest du?
Meine Meningokokken-Erkrankung begann mit Kopfschmerzen und Übelkeit.
Deswegen dachten wir zunächst auch an eine Migräne. Doch in der Nacht kamen Fieber und dunkle Einblutungen auf der Haut hinzu. Die letzte Erinnerung an meine Füße ist, dass sie sehr kalt waren und wehtaten. Etwa 24 Stunden nach den ersten Symptomen wurde ich ins Krankenhaus gebracht, wo schnell die Vermutung „Meningokokken“ geäußert wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich so schwach, dass ich mich daran nicht mehr erinnere. Acht Tage lang lag ich im Koma und dann einen Monat im halbwachen Zustand auf der Intensivstation. Danach musste ich alles neu lernen, aber seitdem geht es wieder bergauf.
Was hat die Diagnose Meningokokken-Sepsis (-Blutvergiftung) für dich bedeutet?
Erst im Nachhinein, als ich langsam wieder zu mir kam, erfuhr ich, dass ich eine Meningokokken-Sepsis hatte. Anfangs war ich wie in einer anderen Welt. Ich wusste zwar, dass an meinem Körper etwas anders war, aber ich wusste nicht was. Amputiert zu werden, war natürlich ein sehr schwerer Entschluss, auch für die Ärzte, aber nur so konnte ich überleben. Durch Prothesen kann ich heute wieder laufen. Das gibt mir sehr viel Lebensgefühl zurück. Die Ärzte und Pfleger haben immer das Beste aus meiner Situation gemacht, mich aufgebaut und unterstützt. Da ich sehr lange nur liegen konnte, haben sie mich irgendwann einfach in meinem Bett für eine kurze Zeit nach draußen an die frische Luft geschoben. Diese Unterstützung und vor allem auch die von meiner Familie und meinen Freunden hat mir sehr geholfen.
Hast du vorher jemals von Meningokokken gehört?
Ich habe mich oft gefragt, warum ich vorher noch nie von Meningokokken-Bakterien gehört hatte. Auch in meinem Umfeld wusste kaum jemand, was das ist. Fremde, die meine Prothesen sehen, gehen immer von einem Unfall oder einer genetischen Ursache aus. Eine Krankheit wird gar nicht in Betracht bezogen. Und Meningokokken scheint sowieso niemand zu kennen. Deswegen ist mir die Aufklärung darüber so wichtig, auch wenn es nur sehr wenige Fälle im Jahr in Deutschland gibt (Anm. der Redaktion: ca. 300).
Wie lebst du heute mit den Folgen der Erkrankung?
Ich versuche, mein Leben soweit wie möglich so fortzuführen wie früher. Privat hat sich kaum etwas verändert. Mit meiner Familie und meinen Freunden bin ich noch enger zusammen gewachsen. Ich kann immer noch auf Konzerte gehen oder zum Beispiel mit meinen Eltern wandern – nur eben nicht mehr auf den steilsten Berg. Aber es geht – und das gibt mir Kraft. Zu sehen, dass ich die Dinge, die ich gerne mache, noch machen kann, ist schön. Es sind eher Kleinigkeiten, die nun gar nicht mehr funktionieren. Hohe Schuhe tragen zum Beispiel. Zum Glück bin ich sowieso eher der „Sneaker-Typ“.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, wieder in einen normalen Alltag zu kommen. Zu reisen und neue Dinge erleben zu können. Ich möchte auf jeden Fall noch einiges von der Welt da draußen sehen. Das ist mir seit der Meningokokken- Erkrankung noch wichtiger geworden.
Fast täglich erkrankt in Deutschland ein Mensch an Meningokokken – das größte Erkrankungsrisiko haben Babys und Kleinkinder.1
Impfungen können vor Meningokokken-Erkrankungen schützen.
1. www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/Ausgaben/03_18.pdf?__blob=publicationFile, 08/18
DE/BEX/0071/18; 09/2018