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Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, sagte meine Mutter öfter folgendes zu mir: „Ich habe dich neun Monate unter meinem Herzen getragen, da kannst du das ruhig mal für mich machen“ Die Sache war die, es ging nie um nur eine Sache, die ich erledigen sollte, sie benutzte diesen Satz nahezu inflationär. Sie gab mir damit das Gefühl, dass es egal war, wie viel ich für sie getan hatte, es fühlte sich an, als würde ich ihr ewig dankbar sein müssen.

Für einige können „harmlose“ Kommentare wie dieser unbedeutend erscheinen und sie haben wenig bis gar keine Auswirkung auf die ihre spätere Psyche. Bei mir Zuhause wurden diese Aussage als Druckmittel angewandt, eine stetige, verbale Erinnerung an „Du schuldest mir etwas“ – ich leide heute noch unter dem Einfluss ihrer Worte.

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Es ist doch aber so: Was der einen Person „harmlos“ erscheint , kann für eine andere Person tatsächlich schädlich sein. Egal was andere sagen, deine Gefühle sollten ernst genommen werden und du verdienst Unterstützung.

Es gibt einige eigentlich „harmlose“ Kommentare, die Eltern auch heute noch einsetzen, um ihre Kinder zu etwas zu bewegen. Diese Sprüche richten jedoch oftmals genau das Gegenteil an.

1. „Es gibt so viele Menschen, die schlechter dran sind, als du.“

Die Kernaussage dieses Satzes ist: Du solltest dankbar sein!

Diese kleine Satz verändert die Sicht auf deine Gefühle und sagt eigentlich nur aus, dass das, was du gerade fühlst, falsch ist. Natürlich gibt es immer jemanden, dem es noch schlechter als dir selbst geht, ABER dennoch hast du ein Recht auf deine eigenen Gefühle. Diese Satz hält den Schmerz den du fühlst NICHT auf und deswegen ist er nicht okay!

2. „Du bist genau wie deine Mutter/ Vater.“

Meistens wird dieser Satz in einem negativen Kontext verwendet, zum Beispiel, wenn man sich in einem Streit befindet. Das ist ein Totschläger-Argument, denn was kann man für seine Genetik? Richtig, NICHTS! Dieser Satz schmälert das Selbstbewusstsein von Kindern, er zeigt ihnen, dass es nichts bringt, sich zu behaupten, weil sie ja eh nur ein Abklatsch der Eltern ist. NICHT gut.

3. „Du bist zu jung, um das durchzumachen.“

Du darfst dieses“ Problem „nicht haben, du bist zu jung, um so zu fühlen. Jedes psychische Problem, das Kinder haben könnten, bleibt so unbemerkt. Gibt es ein bestimmtes Alter, ab dem man an einer Depression leiden „darf“? Ein Alter für Angst? Nein, verdammt! Kinder und junge Menschen kennen ihren Körper sehr genau und wir müssen ihnen zuhören und sie vor allem Ernst nehmen.

4. „Dafür, dass du so dick bist, hast du echt ein hübsches Gesicht“

Die Kernaussage hier ist doch die: „Du bist so ein hübsches Mädchen, aber du wärst so viel hübscher, wenn du abnehmen würdest.“ Das ist kein Kompliment, dass ist ein versteckter Hinweis auf zuviel Gewicht. Das tut nicht gut, das tut weh. Dieser kleine Satz kann das Selbstwertgefühl einer Frau, oder auch das eines Mannes, das ganze Leben lang beeinflussen. Nicht DU bist hübsch, mit allem, was dich ausmacht, nein, lediglich dein Gesicht ist annehmbar. Du reichst nicht. Wenn du schlanker wärst, wärst du ein guter Mensch. Was das mit einer Kinderseele macht, kann man sich denken, oder?

5. „Warum kannst du nicht mehr wie dein Bruder/ Schwester sein?“

Wir vergleichen unsere Kinder miteinander. Klasse, das tun alle Eltern. Indem wir ihnen aber sagen, dass sie nicht so talentiert, oder so sportlich, oder sonst wie ANDERS, als das Geschwisterchen XY sind, geben wir doch zu, dass wir NICHTS von dem betreffenden Kind wissen. Das Kind bekommt das Gefühl, weniger Wert zu sein. Dieser Satz schafft ein mangelndes Vertrauen in sich selbst und schmälert das Vertrauen in die Welt.

6. „Es tut mir leid, dass deine Gefühle verletzt wurden.“

Diese Aussage verschiebt die Schuld auf denjenigen, dessen Gefühle verletzt worden sind, anstatt auf den der die Aussage getroffen hat. Damit sagen wir unseren Kindern, dass sie nur mehr Kontrolle über ihre eigenen Gefühle haben sollten. Sie fühlen sich schuldig, obwohl sie sich eigentlich verletzt fühlen dürfen. Als Eltern haben wir die Pflicht, unsere Aussagen so zu treffen, dass wir uns bewusst sind, WIE wir etwas sagen.

7. „Du solltest deine Einstellung mal ändern!“

Diese harmlos anmutende Aussage suggeriert dem Menschen folgendes: „Was ist dein Problem?“ „Warum hast du so eine Einstellung?“ Genau, mein kleines Kind, DU hast ein Problem, wenn du so denkst. Wollen wir unseren Kindern zeigen, dass das, was sie empfinden, FALSCH ist, nur weil wir etwas anders sehen?

8. „Du musst dich nur mehr anstrengen“

Wir zeigen unseren Kindern damit, dass sie unseren Ansprüchen nicht genügen. Das ist ein verdammt beschissenes Gefühl, denn oft erreichen Kinder einfach ihre Grenzen. Sie sind eben nicht, wie ihre Eltern. Ein Kind fühlt sich dadurch nicht „gut genug“. Wenn das Beste eines Kindes nicht gut genug ist, warum sollte es später im Leben Dinge ausprobieren? Richtig, das geht nicht.

9. „Sei nicht so selbstsüchtig.“

Ein Kind darf also seine Gefühle nicht vertreten, es darf nicht für sein eigenes Glück einstehen, weil es das alles nicht VERDIENT. Das ist das Gefühl, was durch diesen Satz vermittelt wird. Die Bedürfnisse anderer sind immer wichtiger, als die eigenen. Später werden Kinder an ihrem Glück zweifeln, sie haben es ja eigentlich gar nicht verdient.

10. „Bist du dir sicher, dass du [Beruf] werden willst? Das ist eine Menge harter Arbeit. „

Ob der gewünschte Beruf den Eltern gefällt, ist nicht die Frage. Er muss dem Kind gefallen. Indem wir ständig fragen, ob das auch wirklich das Richtige ist, zeigen wir nur, dass wir an den Fähigkeiten des Kindes zweifeln.

11. „Jeder ist manchmal traurig.“

Eltern meinen es eigentlich gut, wenn sie diese Aussage benutzen, aber es schmälert auch die Tiefe der Traurigkeit. Kinder bekommen das Gefühl vermittelt, dass ihre Trauer nichts besonderes ist, weil ja ALLE mal traurig sind. Fühlt sich scheiße an.

12. „Tja, das Leben ist nicht fair.“

Wow, egal, was du auch tust, liebes Kind, das Leben ist eh unfair, da kannste auch nichts dran ändern. Damit erziehen wir unsere Kinder zu mundtoten Wesen, die die Zustände der Welt niemals beeinflussen können. Wollen wir das? Ich glaube nicht.

13. „Das passiert alles in nur in deinem Kopf“

„Das ist alles die Psyche.“ Ja, stimmt, aber das heißt nicht, dass es nicht auch durchaus körperliche Symptome gibt.

14. „Ich bin enttäuscht von dir.“

Eine „Enttäuschung“ zu sein ist also besser, als jemanden wütend zu machen?

15. „Du warst ein Unfall.“

Egal, wie sauer du bist, sag diesen Satz niemals. NIEMALS. Kinder, die das gesagt bekommen haben, fühlen sich immer falsch in dieser Welt. Grausam.

16. „Du wirst keinen Job bekommen, wenn du keine guten Noten bekommst.“

Wir wissen heute doch, dass schulische Leistungen nicht ausschlaggebend für den IQ sind. Es gibt Kinder, die einfach nicht mit der FORM des Lernens zurecht kommen, aber durchaus schlaue Köpfe sind. Schau ganz genau hin, ob dein Kind faul, ODER eventuell einfach ein anderer TYP fürs Leben ist. Kinder, die eine miese Schullaufbahn hatten, sind durchaus glücklich in ihren späteren Jobs.

17. „Ich möchte nicht mit dir gesehen werden, wenn du dich so kleidest.“

Oh, komm schon, was andere Menschen über dich und dein Kind denken ist doch total egal. Du solltest dein Kind genauso lieben, wie es ist. Wenn es also inmitten einer Gothic-Phase steckt, DANN ist es immer noch dein Kind.

18. „Du hast keine Ahnung, wie es wirklich ist, kämpfen zu müssen.“

Deine Angstattacken sind nicht so schlimm. Andere Menschen haben echte Probleme. Andere Menschen haben Schlimmeres durchgemacht. Das zu hören, hindert Kinder und Heranwachsende daran, sich Hilfe zu holen. Es gibt ihnen das Gefühl, dass sie über ihre „Kämpfe“ schweigen sollten, weil es andere Menschen auf der Welt gibt, denen es noch schlechter geht.

19. „Es ging uns finanziell besser, bevor ihr Kinder kamt.“

Richtig, und wer hat sich entschieden, das Kind auf diese Welt zu setzen? Unbefleckte Empfängnis gab es angeblich bisher nur einmal auf unserem Planeten.

20. „Du bist zu schüchtern.“

Wenn ein Kind schüchtern ist, dann weiß es das. Es wird das Kind eventuell auch stören. Stattdessen sag deinem schüchternen Kind doch einfach, WAS es sonst ganz toll kann, anstatt auf etwas rumzureiten, für das es mal so gar nichts kann.

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