Ein Gastbeitrag von Jasmin aus Zürich. Jasmin ist Entwicklungspsycholgin und sie ist dabei, ihren eigenen Blog zu starten.
Wisst ihr, Kinder können manchmal nervig und auch anstrengend sein, aber sie können auch unglaublich lustig und einfühlsam sein. Wenn wir unseren Kindern ganz genau zuhören, dann können wir selber noch viel von ihnen lernen. Ich selber bin Mama von drei Kindern, ich weiß also auch privat, wie viel Kinder reden können und das es manchmal auch ZUVIEL sein kann aber immer, wenn ich ihnen aufmerksam zuhöre dann entdecke ich immer wieder tolle Dinge. Das Tolle an Kindern ist, dass sie einfach so ehrlich und unverblümt sind.
Besonders kleine Kinder im Alter von 2-5 Jahren reden einfach so drauf los, sie besitzen noch keine anerzogenen Filter („Was sagt man nicht!“ oder „Bitte pass auf, was du sagst!“ etc.) Damit Kinder aber lernen können, was man sagen darf und was nicht, müssen sie sich respektiert fühlen und sie müssen das Gefühl haben, dass das, was sie sagen, wirklich WICHTIG und RICHTIG ist.
Im Zuge meiner Arbeit kann ich euch folgende Hilfestellungen in der Kommunikation mit Kindern geben:
1. Niemals die Stimme verstellen
Wer seine Stimme verstellt, wenn er mit Kindern spricht, der macht sich unglaubwürdig. Kinder merken das sofort. Das ist nicht authentisch. Natürlich passen wir den Inhalt des Gesagten ein wenig auf das Alter der Kinder an, aber im Grunde genommen sprechen wir immer gleichberechtigt auf Augenhöhe mit ihnen. Je älter sie werden, umso mehr verstehen sie auch Nuancierungen innerhalb des Vokabulars und das erweitert letztlich auch den Horizont des Kindes. Nur: Wer ganz anders spricht, als sonst, der schafft sich letztlich kein Vertrauen.
2. Auf Augenhöhe achten
Wenn ich in meiner Praxis mit Kindern arbeite, dann versuche ich stets, mich immer neben sie zu setzen oder mich runter zu beugen, damit wir uns auf Augenhöhe befinden. Ich achte grundsätzlich sehr darauf, immer einen Augenkontakt herzustellen, wenn ich mit Menschen spreche, es ist wichtig um eine Verbindung zu dem jeweiligen Menschen herstellen zu können. Ein Augenkontakt schafft eine zusätzliche Vertrautheit. Ich möchte, dass die Kinder wissen, dass ich mich auf sie konzentriere, wenn wir miteinander sprechen. Außerdem, wie frustrierend muss es sein, wenn jemand von oben herab auf dich einredet? Kinder mögen zwar körperlich noch kleiner sein, aber sie sollten sich nicht „klein“ fühlen müssen, wenn wir mit ihnen reden.
3. Frag die Kinder, wie du sie ansprechen sollst
Wenn ich mit Kindern spreche, dann frage ich sie stets, wie sie genannt werden möchten. Normalerweise lachen sie dann etwas und sagen mir dann, dass ich sie bei ihrem Namen nennen soll. Manchmal geben sie mir einen Spitznamen. Manchmal erfinden sie auch einen Namen. Ich benutze immer den Namen, den sie mir geben. Das schafft Vertrauen.
4. Sei albern
Kinder sind lustig. Sie erfinden seltsame Witze, die oft nur für sie einen Sinn machen. Ihre Phantasie ist ungebremst. Sie sind furchtlose Denker. Die meisten ihrer Geschichten befinden sich haarscharf an der Grenze zwischen Lüge und Phantasie, aber ich bin immer wieder beeindruckt, wie frei Kinder mit ihren Gedanken umgehen. Das solltet ihr unbedingt fördern.
Nehmt spontan einfach das mit, was da gerade aus dem Kind raus kommt- Neulich sagte mir ein Kind, dass eine Gans gestolpert sei, während sie zum Kühlschrank ging, um Milch zu holen. Ich wollte mehr wissen. Wir verbrachten also ein paar Minuten damit, uns gegenseitig eine völlig lächerliche Geschichte auszudenken. Es war fantastisch. Je mehr ihr euch auf diese Geschichten einlassen könnt, um so lieber und freudiger werden eure Kinder ihre Sprache auch benutzen.
5. Zeigt euch verwundbar und seid ehrlich
Erinnerst du dich noch daran, als du noch ein Kind warst und immer dachtest, niemand könne dich wirklich verstehen? Wir sollten nicht versuchen, alle Probleme für unsere Kinder zu lösen, aber wenn wir unseren Kindern unsere verletzliche Seite zeigen, so bekommen wir dadurch eine großartige Gelegenheit, ihnen zeigen zu können, dass wir sie verstehen.
Wenn ein Kind nervös, traurig, verängstigt oder sogar glücklich und vor Aufregung nahezu überwältigt ist, so will ich immer noch instinktiv dafür sorgen, es direkt wieder in eine ausgeglichenere, ruhigere Stimmung zu versetzen. Aber das nimmt dem Kind den Moment und Kinder müssen lernen, wie sie ihre Emotionen selbst steuern können. Große Gefühle brauchen ein Ventil, ganz klar. Du kannst deinem Kind sagen, dass du schon oft dasselbe empfunden hast. Auch Erwachsene haben Angst und sind nervös und aufgeregt.
Meine Tochter hatte neulich eine Schulaufführung, in der sie die Hauptrolle spielte. Sie war extrem nervös und kaute auf ihren Fingernägeln herum. Ihr Magen rebellierte, sie hatte echtes Lampenfieber.
„Weißt du was, Ella ?“ Ich kniete mich hin und schaute ihr direkt in die Augen „Als ich so alt war wie du, da hatte ich auch eine Schulaufführung und ich hab mir fast in die Hose gemacht vor Aufregung. Ich war so nervös.“
Ich sagte noch „Ich schwöre es dir!“ Sie fing an zu grinsen und sie begriff, dass sie nicht allein mit ihren Gefühlen ist.
6. Spielen
Der beste Weg, um sich mit Kindern verbünden zu können ist, mit ihnen zu spielen. Eine Runde „Ich sehe was, was du nicht siehst!“ oder eine Runde Legosteine stapeln bringt Kinder in die Situation, sich entspannt öffnen zu können. Meine Kinder direkt nach ihrem Schultag zu fragen, wie es denn wohl war, ging immer nach hinten los. Meistens gingen wir erstmal eine Runde in den Garten und plötzlich und ganz nebenbei fingen sie an, mir von ihrem Tag zu erzählen.
Kommunikation ist der Schlüssel für eine gute Beziehung. Kommunikation schafft Vertrauen und Vertrauen schafft letztlich auch Mut. Mut schafft Entdeckergeist. Entdeckergeist bringt Freude. Und Freude ist so wichtig.
Alles Liebe,
Jasmin