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Silvester 2017/2018 geschrieben aber es passt immer noch 🙂

Es ist der Duft ihrer Haare. Wieder und wieder vertiefe ich meine Nase in ihren Nacken und atme den Duft meines Kindes ein. Wir stehen kurz vor dem 5.ten Geburtstag meiner Tochter, mein Gott, fünf Jahre ist es her…..Ich ertappe mich dabei, wie ich täglich wehmütiger werde….Ihr Körper wird immer länger, ihre Knie haben schon lange keinen Babyspeck mehr, das Gesicht bekommt eine andere Form….Und Ja, sie ist so schön…..Mein kleines Mädchen…….Und ich sitze da und schreibe ihr einen Brief……

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„Mein Mädchen, wer hat dir eigentlich erlaubt, SO schnell groß zu werden? Du sitzt verschlafen auf dem Sofa und hast eine ausgeprägte Morgenmuffeligkeit….Schon wieder ist dir ein Schlafanzug zu klein geworden und wie du so da sitzt mit deinem Strubbel-Haar und deinem Einhorn im Arm, da bin ich als deine Mama sehr, sehr wehmütig….Wehmütig das ist ein Wort, welches du gar nicht kennst….Es bedeutet, dass wir so sehr lieben, dass wir jeden Augenblick gerne einfrieren möchten.

Meine Sammlung an Erinnerungen ist groß. Du fragst dich jetzt bestimmt, warum das so ist, denn GROßwerden ist doch etwas Tolles. Das stimmt auch, nur wenn du groß wirst, haben wir Mamas auch mit unserem Älterwerden zu tun und der Punkt rückt näher, an dem ich dich fliegen lassen muss….Ich will dir Flügel verleihen aber fliegen musst du selbst. Und manchmal schaue ich Nachrichten und würde dir die Flügel am liebsten doch nicht geben oder uns zumindest einen Tandem Sprung ins Leben gönnen. Noch sind meine Flügel um deine kleinen Flügel eng geschlossen. Doch, jetzt wo du bald fünf Jahre alt bist, faltet sich jede noch so kleine Feder deines Flügel ganz langsam auf und bringt sich in Position…..Noch vor kurzer Zeit musste ich Dir deine Strumpfhose anziehen, deine kleine Käsefüßchen küsste ich dabei mindestens 12 Mal. Pro Zeh.

 

Überhaupt, du hast große Füße. Weißt du noch, wie klein deine Perlenzehen waren, als du geboren wurdest? Wahnsinn. Nun bist du schon so groß, dass du deine Strumpfhose selber anziehen willst. Und du suchst dir deine Klamotten natürlich selber aus. Auch, wenn sie nicht immer zusammen passen, es ist dein Geschmack! Ich achte nur darauf, dass du nicht immer im Ballerina Kleid in die Kita gehst und dann lasse ich das Kleid von magischer Hand verschwinden und wasche es…..Du sitzt also da, am Morgen und kaust dein Müsli……Ich stelle mir vor, wie wir beide in immer weniger werdender Zeit durch deine Pubertät gehen werden…Mir graust es ein wenig davor…..Dann wirst du mich wahrscheinlich in Frage stellen und auf einmal bin ich total uncool. Ich streichle dich übers Gesicht. Mein Kind. Was für ein Geschenk du doch bist. Sage ich Dir das eigentlich oft genug? Werde ich dir gerecht? Erst neulich hast du mich so sehr aus der Fassung gebracht, weil du einfach nicht mitwolltest zum Termin, wo wir aber unbedingt hin mussten. Du hast mich angesehen und warst richtig auf sauer auf mich…..Und ich alte Rabenmutter musste dich mitschleifen zu diesem ollen Termin. Nie werde ich vergessen, wie ich dich neulich aus der Kita geholt habe, nachdem ich einen Anruf bekam, du hättest dich übergeben. Gerast bin ich, nur um bei dir zu sein…..Da saßt du gelehnt an der Turnhallen-Mauer mit einem Eimer in der Hand. Mein Gott, habe ich gedacht, wie groß du doch bist…….Und du fielst in meine Arme und hast gesagt: „Mama, schau, ich musste spucken und habe immer den Eimer getroffen….“ Weinen hätte ich können, so Leid hast du mir getan…..Aber ist es nicht genau das, was wir lernen sollen? Du kannst dich auf mich verlassen und wachsen? Ach little Görl, du bist so selbstbewusst und weißt genau, was du willst. Du bist eigensinnig und stur. Du liebst Tiere und rettest jeden noch so kleinen Regenwurm vom Straßenrand…..Du bist im einen Augenblick die Prinzessin  und im nächsten Moment ein kleiner Wut-Drache……Ich kann dir nur immer wieder sagen, dass du genau richtig bist, wie du bist….

Abends kannst du ohne mich nicht einschlafen, du brauchst mich ganz nah bei dir…..Dann sagst du mir fast jeden Abend, das du mich liebst „Bis das Universum zu Ende ist!“….Ich liege so oft da und möchte dir sagen, dass du MEIN Universum bist…..Dass sage ich dann meistens auch und du fragst mich, wie groß das Universum ist…..Wir staunen beide über die Erklärung meinerseits, die eigentlich keine ist…..denn das Universum ist unendlich……Wie soll ich dir das je begreiflich machen? Weißt du was, kleines Mädchen…..Stell du deine Flügelchen auf und strecke deinen Kopf ab und an unter meinen Flügeln hervor in die Welt….Dann wage einen Blick und irgendwann setzt du erst einen Fuß vor meinen und dann den Nächsten……Wenn deine Flügel größer sind als meine, dann, ja dann, dann fang an zu fliegen, mein kleines Mädchen…..Und merke dir: Wenn du große Rundflüge beendet hast, dann komm zurück in mein Nest, in mein warmes Bett und berichte mir von deinen Abenteuern….Und wenn eine Feder abfällt und du verwundet und traurig in den Schutz meines Flügelkleides kommst, dann werden wir warten, bis dir ein neuer Flügel wächst…..“

Deine Mama.

 

 

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