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Mein jüngstes Knuffelchen (alias Baby Nummer drei),

ich sehe mich hier in deinem Zimmer um und ich glaube, dass ich mich entschuldigen muss. Deine Eltern sind oft müde, falls du es nicht bemerkt hast. Deine älteren Geschwister haben uns bereits ordentlich gefordert, wir fühlen uns tatsächlich ziemlich ausgelaugt. Für sie war es unverständlich, dass wir irgendwann Zeiten festlegen mussten, an denen sie ins Bett gehen sollten, damit sie am nächsten Tag nicht in der Schule einschliefen. Sie wollten nicht akzeptieren, dass es keine drei weiteren Folgen vom Feuerwehrmann SAM nach dem Abendessen gibt. Du hingegen kennt diese strengen Regeln eigentlich gar nicht, weil deine Eltern sich bereits total verändert haben. 

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Deine Welt ist einfach ein wenig chaotischer. Deine älteren Geschwister dürfen am Wochenende länger aufbleiben und ja, das tun sie auch. Als du gestern Abend in einen Tiefschlaf gefallen bist, nachdem wir dir erlaubt hatten, mit den Geschwistern Star Wars zu gucken, wurde mir plötzlich etwas bewusst.. sollte dieses Kind nicht längst im Bett sein? Aber leider waren wir viel zu müde, um dich hoch zu tragen. Stattdessen kuschelte ich mich an dich, hielt dich in meinen Armen und bewunderte deine langen Wimpern. Ich weiß, dass du schon fünf Jahre alt bist und ich habe mit dem Bewundern und Staunen bei deinen Geschwistern wahrscheinlich schon aufgehört, als die beiden zwei Jahre alt waren. Es tut mir leid. Ich kann einfach nicht aufhören, mein kleines Baby an zu himmeln und mich so lange wie möglich daran festzuhalten. Du scheinst damit einverstanden zu sein, du schmiegst dich noch enger an mich, bis Papa dich schließlich in dein Bett bringt. Wie jede Nacht kommst du schnell wieder zu uns rüber. 

Es tut mir leid, dass du immer so ein riesen Gefolge hinter dir hast, wenn du neue Dinge lernst. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir deinen Geschwistern von Anfang an eingetrichtert haben, dass sie gut auf dich aufpassen sollen. Es kann frustrierend sein, nie unbeobachtet zu sein. Sie alle wollen halt immer bei dir – ihrem süßen, kleinen Bruder, sein.

Du warst kaum auf der Welt, da trugen sie dich schon durch ganze Haus. Und jetzt gibt es immer jemanden, der für dich da ist und dir zur Not die Keksdose vom Schrank holt, wenn Mama nicht in der Nähe ist. Einer deiner ersten Sätze war „lieb dich so“, dabei strahltest du aus beiden Augen und drücktest dich an deine Geschwister. Egal, wie stressig es war, da wussten wir, wir haben alles richtig gemacht. 

Es tut mir leid wegen deiner Kleidung. Während deine älteren Geschwister echte Outfits trugen, trugst du ihre Klamotten auf. Dieser Stapel wuchs von Mal zu Mal und wurde größer, immer dann, wenn wir wieder etwas aussortieren konnten. Manchmal waren da Teile aus alten Karneval Kostümen dabei und keinem ist es aufgefallen. Und außerdem bin ich zu müde, um dich umzuziehen, wenn du im Polizistenkostüm zur Kita willst. Kein Thema, geh ruhig so…….

Wir arbeiten immer noch daran, dass du lernst, dir deine Schuhe selber anzuziehen. Gar nicht so einfach, wenn man permanent vier helfende Hände um sich herum hat, die sich darum reißen, das für dich zu tun. Es ist mir mittlerweile egal, wann du lernst, deine Schuhe zu binden, solange du es denn kannst, bis du irgendwann studierst oder verheiratet bist. Ich bin nur froh, dass du dir den Pullover schon alleine anziehen kannst. Das reicht fürs Erste. 

 

Es tut mir leid, dass du alle Lieder der „Backstreet Boys“ kennst und dass du nun auch eine Lieblingsfolge von STROMBERG hast. Es besteht eine klitzekleine Chance, dass wir peinlich sind. Allerdings haben wir auch heimlich „Dallas oder Denver Clan“ Folgen gesehen, damals, versteckt hinterm Sofa. Irgendwie gehört das doch auch dazu, oder? 

So oder so, du bist mit viel mehr Dingen konfrontiert als deine Geschwister in dem Alter. Du bist halt das coole Kind am Mittagstisch, anders als deine älteste Schwester, die in der siebten Klasse immer noch nicht wusste, was eine Kardashian ist. Ich entschuldige mich bereits jetzt dafür, dass du dich wahrscheinlich sehr langweilen wirst, wenn du in die erste Klasse kommst, weil du bereits hier alles gelernt hast. 

Du bist unser kleiner Prinz, unser Letztgeborener, unser „großes Finale“. Und die gute Nachricht ist: Wir haben noch sooooo viel Liebe für dich über. Wir haben von deinen Geschwistern bereits ein paar Lektionen gelernt, nämlich, wie schnell Kinder groß werden und wie sehr wir die Momente genießen müssen. Wenn wir dich also ein wenig zu fest umarmen, dich viel zu lange drücken, wenn du aufwachst, dann tun wir das, weil wir dich von Herzen lieben. Du wirst behütet aufgewachsen und hoffentlich wird der allzu oft laufende Fernseher und das bestellte Essen und die widersprüchlichen Schlafenszeiten keine Narben bei dir hinterlassen. Das alles werden wir glätten können, denn eins steht fest: Du bist die letzte große Liebe unseres Lebens.

Deine erschöpften, aber sehr liebenden Eltern

Danke, liebe Anna für diesen schönen Text! 

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