Ein Kita-Platz für den einjährigen Christopher, das ist nicht nur der dringlichste Wunsch von Corinna und Sven R. – ihr ganzes Leben dreht sich darum. Beide sind Berufssoldaten und Vater Sven muss im Dezember zum Einsatz nach Afghanistan. Fast gleichzeitig läuft das Elterngeld aus und Corinna muss wieder arbeiten. Wie soll das gehen ohne Kita-Platz?
Ein Betreuungsplatz für unter Dreijährige ist bislang wie ein Sechser im Lotto. Doch ab dem 1. August soll alles anders werden. Dann haben Eltern einen Rechtsanspruch auf den ersehnten Kita-Platz. Auch Corinna und Sven R. – so die Theorie. Völlig unklar ist, ob die Kommunen bis zum Stichtag genügend U3-Plätze bereitstellen können oder ob eine Klagewelle auf die Städte zurollt. „Unser ganzes Leben hängt momentan an diesem Kita-Platz , sagt Corinna und will vor Gericht ziehen, wenn sie keinen Betreuungsplatz bekommt.
Auch für Nicole und Richard K. ist die Frage der Betreuung existenziell. Der Feuerwehrmann macht häufig Schichtarbeit von 24 bzw. 48 Stunden und muss danach noch seine zweijährige Tochter Julia betreuen. Oft hat er zwischendurch keine Minute geschlafen. Aber es geht nicht anders, denn seine Frau hat sich selbstständig gemacht und die vierköpfige Familie ist dringend auf ihr Einkommen angewiesen. Julias ältere Schwester Lea geht in einen Essener Kindergarten. Die Leiterin des Kindergartens hat Nicole und Richard K. schon mitgeteilt, dass alle regulären Plätze vergeben sind. Beim Jugendamt der Stadt Essen haben sie deshalb Rechtsanspruch angemeldet.
Dort ist Birgit H. für die U3-Rechtsansprüche zuständig. In diesen Wochen rotiert die Beamtin. Unter Hochdruck versucht sie, mehr Kita-Plätze zu organisieren, Eltern zufriedenzustellen und Schadensersatzforderungen zu verhindern. Häufig ist es eine deprimierende Mangelverwaltung. Menschen hautnah begleitet Eltern und Jugendamt beim erbitterten Kampf um die Kita-Plätze.
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