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Von Martina

Kennt Ihr das auch? Man sitzt mit seinem Sohn am Frühstückstisch und es wird einem erzählt, welche Schuhe von welcher Marke er dringend haben muss, da die momentan echt cool sind und es ist „hipp“ so herumzulaufen?
Ja..Ich hatte so einen Morgen mit meinem 12-Jährigem Sohn!
Wir alle wissen, wie teuer diese ganzen Markensachen sind und dass es oft nicht möglich ist, dem Kind jeden Wunsch zu erfüllen.

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Daraufhin erzählte ich ihm eine Geschichte aus meiner Kindheit, die ihn tatsächlich zum Nachdenken brachte:

Ich war vielleicht sieben oder acht Jahre alt, als mein Vater sich von meiner Mutter trennte.
Wir führten ein sehr einfaches Leben und Geld für teure Anschaffung war nicht vorhanden.
Tagsüber arbeitete meine Mutter als Putzfrau und abends stopfte und nähte sie Klamotten für andere Leute.
Ja, ich hatte eine schöne Kindheit, mit einer Mutter die mich über alles liebte und immer für mich da war.
Es gab Abende, da war sie so kaputt von der Arbeit, dass sie oft auf dem Sofa einschlief und ich sie aufwecken musste, damit sie ins Bett geht. Oft plagten sie schreckliche Rückenschmerzen.

Uns hat es Dank meiner Mama nie an irgendwas gefehlt und sie hat mich zu einem starken und selbstbewussten Menschen erzogen.

Ich weiß es noch wie heute: Wir hatten ein großes Schulfest  und auch unsere Eltern waren eingeladen. Wir sollten unsere Endzeugnisse verliehen bekommen und das wollte die Klasse mit den Eltern feiern.
Ich war überglücklich, dass sie dabei war. Zwar sahen wir einfacher gekleidet aus, als viele andere aber noch heute denke ich gerne daran zurück, wie glücklich wir waren.
Meine Mama war eine starke Frau und nach der Trennung von meinem Vater stemmte sie das Leben mit mir alleine.

Als wir am nächsten Tag nach dem Schulfest wieder in der Klasse saßen, zeigten meine Mitschüler sich gegenseitig ihre Geschenke, die Ihre Eltern Ihnen zum Zeugnis geschenkt hatten: Tolle Kleidung, neue Schuhe, Spielzeug.
Mich fragten sie auch, was ich denn bekommen hätte und ich konnte da natürlich nicht mithalten und sagte einfach :“Das bekomme ich erst heute.“

Ich muss gestehen, dass ich die schönen Dinge meiner Mitschüler schon bewundert habe und mir natürlich auch gewünscht hätte, ein schönes Geschenk zu bekommen. Ich wusste aber, dass meine Mutter uns gerade mal das Nötigste kaufen konnte und dass so teure Geschenke nicht in unseren Geldbeutel passten.
Zuhause angekommen, wartete ich auf meine Mutter, welche wie immer um 20.00 Uhr nach Hause kam, völlig überarbeitet mit zerzausten Haaren betrat sie die Wohnung. Sie legte wie immer ihre Putzutensilien ab und umarmte mich ganz fest und sie war froh zu Hause bei mir zu sein.
Natürlich ging sie sofort in unsere kleine Küche um uns Abendbrot zu machen und ich merkte, wie dankbar sie für unser Leben ist. Als ich ihr von der Geschichte in der Schule erzählte und von all den Geschenken, welche meine Mitschüler bekommen hatten, merkte ich, wie ihre Stimme zu zittern anfing und sie sich zu mir wandte und sagte: „Ach mein Engel, wenn ich mehr verdienen würde, würde ich Dir die Welt kaufen“….. Ich merkte, dass es sie quälte, mir nicht auch etwas kaufen zu können und ich dachte mir, dass ich es ihr am liebsten gar nicht hätte erzählen sollen.
Ich war anders erzogen worden und im Grunde habe ich mir als Kind nie was aus teuren Geschenken gemacht.
Ich nahm meine Mama an die Hand und sagte:“ Mama, lass uns essen, ich bin froh, dass ich Dich habe“.
Beim Abendbrot, sah ich wie Mama überlegte, trotz Ihrer Müdigkeit sagte sie mir plötzlich ganz selbstsicher: „Na, vielleicht hab ich da doch eine Idee, lass Dich überraschen“.
Mit ihren von der Arbeit kaputten Händen sammelte sie unsere Teller ein und sagte nur: „Du musst jetzt aber ins Bett“.
Ich war total gespannt, ich hatte noch nie eine extra Überraschung bekommen. Das war wie Weihnachten und ich legte mich ins Bett und schlief ein.
Als der Wecker morgens um acht klingelte stand ich auf und war völlig verwundert, dass Mama am Frühstückstisch saß und mit einer Tüte in der Hand auf mich wartete!!
Sie lächelte mich lieb an und zog aus der alten Tüte freudig eine bunte Jacke raus!

Ja ..Sie hatte bis spät in die Nacht gesessen und aus alten Fetzen und Flicken eine bunte Jacke genäht! Eine Jacke nur für mich! Ich war überglücklich und konnte es kaum erwarten, sie anzuziehen.
Mensch, was kam ich mir toll vor. Ich war so stolz auf mein neues Kleidungsstück und Mama rollten vor Freude ein paar Tranchen runter.

Mit einem Kuss von Ihr eilte ich zur Schule und präsentierte mich in meiner neuen Jacke.

Die Reaktionen meiner Mitschüler waren grausam, sie fingen alle an zu lachen ! Über mich und über meine neue Jacke, die meine Mutter mir mit ganz viel Liebe genäht hatte.
Sie riefen: „Schaut mal, die hat keine Kohle, um sich anständige Klamotten zu kaufen!“

An diesem Morgen, lief ich weinend von der Schule zurück nach Hause. Ich schämte mich.

Ich wusste nicht warum aber ich wollte einfach nur nach Hause.

Als meine Mama abends nach Hause kam, erzählte ich ihr was in der Schule passiert war.
Mama nahm mich in den Arm und sagte:“ Weißt Du,arm zu sein, bedeutet nicht, kein Geld zu haben! Wir sind nicht arm, nur weil wir uns keine teuren Sachen kaufen können. Du bist viel reicher als all deine Mitschüler, weil wir ein glückliches Leben haben und gesund und von niemandem abhängig sind“

Da wurde mir klar, warum ich die Reaktion meiner Mitschüler nicht verstanden hatte!
Das Gefühl „arm“ zu sein, kannte ich bisher gar nicht.
Meine Mutter gab mir immer soviel Liebe und Sicherheit , dass ich nie irgendwo ein Defizit in jeglicher Art gespürt habe.

Mit neuem Mut ging es dann am nächsten Tag wieder zur Schule und wieder zeigte ich voller stolz meine neue Jacke. Ich wusste, dass Mama jeden bunten Stoffrest mit ganz viel Liebe zusammengenäht hatte und das machte mich so stark, dass ich hätte Bäume ausreißen können.

Auch heute, als Mutter, gebe ich meinen Kindern die gleichen Werte mit. Es ist nicht wichtig, was sie haben. Es ist wichtig, wer sie sind.

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