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Ein Gastbeitrag von Mareike aus Bremen

Unsere Familie veranstaltet einmal im Jahr ein großes Treffen. Diese Familientreffen finden jeweils in einer anderen Stadt statt und dieses Jahr war ich dran. Dauernd trudelten Anrufe von Tanten, Cousinen und Cousins etc. hier ein, die alle wissen wollten, was für Spielzeuge denn gerade interessant bei uns sind. Jedesmal wurde ich still und musste echt lange überlegen, bis ich schließlich antwortete: „Och, weißt du, Spielzeuge haben wir echt genug. Die spielen kaum dauerhaft mit etwas Speziellem!“

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Innerlich geriet ich jedesmal direkt in Panik (Bitte, um Gottes Willen, BITTE kauf keine weiteren Staubfänger!). Mein Haus sieht eh schon aus wie eine Toys r us-Filiale, wir haben schlichtweg keinen Platz mehr für noch mehr Kram.

Wir besitzen jede Menge Spielzeug, mit dem niemand spielt.

Besonders meine Tante war überrascht und gleichzeitig frustriert, dass ich ihr keine Ideen für ein Mitbringsel nennen konnte. Ob meine Kinder denn kein Spielzeug mögen würden? Naja, für ein paar Tage schon. Ob sie dauerhaft mit ihnen spielen? Nein, nicht wirklich.

Meine Kinder haben durchaus ein paar Favoriten in Sachen Spielzeug: Playmobil, Lichtschwerter, Matchbox-Autos und meine kleine Tochter liebt ihre Baby Born.

Aber dennoch ziehen meine Kinder es vor, gemeinsam Trickfilme zu gucken, draußen Trampolin zu springen oder sie spielen mit ihren Freunden aus der Nachbarschaft auf dem Spielplatz. Sie sind 10, 5 und 4 Jahre alt und sie sitzen wirklich relativ selten in ihren Zimmern und beschäftigen sich mit den unzähligen Spielsachen, die sie haben.
Ich verbringe Stunden damit, mich durch ihre Spielzeugkisten zu wühlen um Sachen auszusortieren, damit ich sie an arme Kinder spenden kann. Meine Kinder vermissen sie nicht mal. Ich habe sie noch nicht einmal sagen hören: „Ich vermisse den roten Ball, den ich 2010 mal von Oma bekommen habe.“

Es scheint, dass die Generation vor uns sich nicht vorstellen kann, dass Kinder gar nicht so viel Spielzeug brauchen, wie sie denken.

Ich denke an die Jahre zurück, in denen meine Mutter mir immer sagte, ich solle die Barbies bloß gut behandeln, damit ich mich später noch daran erfreuen kann. Ähm…..Um ehrlich zu sein, ich habe tatsächlich zwei Barbies aufgehoben aber sentimental macht mich das nicht. Ich bin auch nicht wirklich traurig, dass ich nicht noch mehr von meinem Spielzeug aufgehoben habe.

Ich erinnere mich noch genau an eine Aktion vor zwei Monaten. Mein Sohn und ich waren gerade bei TK MAXX um einen BH für mich zu kaufen. Er entdeckte einen riesigen Kran, den er UNBEDINGT haben wollte. Zwei ganze Wochen sprach mein 5-Jähriger täglich von diesen Truck, er tat so, als würde der Kran den Verlauf seiner gesamten Existenz verändern. Ich ging also zurück und kaufte diesen Kran und bewahrte ihn für Weihnachten auf. Am Heiligabend öffnete er das Paket, zeigte die entsprechende Aufregung für einen Fünfjährigen, und jetzt verfluche ich diesen riesigen Kran, mit dem er nie spielt. Ich werde fast verrückt, weil der verdammte Kran nicht in die Spielzeugkiste passt.

Er tut nichts anderes, als Staub zu fangen.

Immer dann, wenn ich höre: „Mir ist sooooo langweilig“, dann schlage ich vor, dass einige dieser Spielzeuge, ohne die sie ja nicht leben konnten, immer noch da sind nur darauf warten, endlich von ihnen bespielt zu werden.

„Geh doch mal mit deinem Kran spielen!“ sagte ich aufgeregt und er schaute mich mit leeren Augen an, weil er gar nicht wusste, von welchem Spielzeug ich da sprach „Du weißt schon, der, den du letztes Jahr vom Weihnachtsmann bekommen hast?“ Nichts. Keine Reaktion. „Du weißt schon, der coole Kran, der sich auf und ab bewegen lässt?“ Schließlich blitzte eine kleine Erleuchtung in seinen Augen auf und er sagte: „Nein. Ich mag diesen Kran nicht mehr.“ Und ich wurde mal wieder daran erinnert, wie grausam Kinder sein können.

Kein Kind kommt so auf die Welt – die Erwachsenen um sie herum bringen ihnen bei, dass der Erwerb von Spielzeug (oder anderen materiellen Dingen) das Maß aller Dinge ist, und offen gesagt, ich bin es leid, das weiterhin zu unterstützen. Und außerdem habe ich es auch satt, dass mein Haus wie eine riesige Müllhalde aus vergessenem Spielzeug aussieht.

Es gibt kein Toy Story-ähnliches Abenteuer in der Nacht, wenn sie schlafen. Nein. Auch nachts liegt das Spielzeug einfach nur herum und man verletzt sich böse die Fußsohlen, wenn man auf etwas drauf tritt.

Also, bitte, liebe Tante, liebe Schwester, liebe Cousine: Kauf den Kindern bitte kein Spielzeug mehr. Und auch wenn du dir vorstellst, dass sie immer an dich denken werden, wenn sie damit spielen: Leider ist das nicht so. Das sind Kinder. Ihnen fehlt einfach die Zeit und auch das Erinnerungsvermögen, um darüber nachzudenken, welche ihrer vielen Verwandten sie mit diesem speziellen Lastwagen/Kran/Auto/Barbie/Kuscheltier verwöhnt haben.

Mittlerweile antworte ich den fragenden Verwandten dies: „Verbring doch einfach Zeit mit ihnen. Lade die Kinder auf ein Eis ein und dann geht ihr zusammen in den Zoo oder auch einfach nur auf den Spielplatz um die Ecke. Sie werden das definitiv besser finden als jedes andere Spielzeug, das verspreche ich dir. Sie werden sich übrigens auch länger daran erinnern.

Wenn du darauf bestehst, ihnen nun unbedingt etwas mitbringen zu müssen, dann schenke ihnen ein Buch, das du als Kind geliebt hast. Schreib eine Widmung rein und dann lies es ihnen vor, nachdem sie es ausgepackt haben. Man kann nämlich tatsächlich nie zu viele Bücher haben.

Schenke ihnen Erlebnisse. Die Kinder lieben den Zoo oder Museen. Oder sponsere ihnen einen Musikkurs. Meine Kinder lieben Musik und Tanz. Unterstütze sie in ihren Hobbys und unterstütze sie dabei, die Welt erforschen zu können, anstatt noch mehr nutzlose Dinge zu kaufen. Noch besser ist es, wenn du sie zu den Musikkursen begleiten könntest. Aber wenn du die Zeit dafür nicht hast, dann werde ich sie daran erinnern, dass der Gitarrenunterricht von Tante Anke kommt, und sie werden dein tolles Geschenk sehr zu schätzen wissen.

Wenn man mal darüber nachdenkt, dann braucht keiner von uns noch mehr Spielzeug, oder? Es gibt so viele Kinder auf der Welt, die wirklich nichts haben. Meine Kinder müssen diese Armut nie erleben, Gott sei Dank. Deswegen versuche ich ihnen immer wieder zu sagen, wie viel Glück sie haben und dass sie für das, was sie haben, dankbar sein sollten. Diese pädagogische Lehrstunde wird allerdings wenig bringen, wenn sie von all ihren Verwandten ständig mit Spielzeug überhäuft werden.

Also, bitte, hör auf, meine Kinder zu verwöhnen, indem du ihnen das neueste Spielzeug vors Gesicht hälst, immer in der Hoffnung, dass dies eure Bindung intensivieren wird. Wird es nicht.

Ich verspreche dir allerdings, dass eure Bindung stärker wird, wenn du Zeit mit meinen Kindern verbringst. Geht auf den Spielplatz, fahrt ins Kino oder besucht gemeinsam ein Theaterstück- denn ich weigere mich, nur deswegen ein größeres Haus kaufen zu müssen, damit ein weiterer riesiger Kran verstaut werden kann, der in einer Woche bereits wieder vergessen sein wird.

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