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Das Kind trocken zu kriegen ist so ein Thema für sich. Manche Eltern machen sich und dem Kind dabei unnötigen Stress. Doch bis wann kann und sollte man den Kleinen dafür Zeit geben? Bis wann ist es normal? Wann sollten Eltern deswegen einen Arzt aufsuchen?

Viele kleine Kinder, die tagsüber schon lange windelfrei durch die Welt marschieren, machen nachts noch ins Bett. Sie verschlafen einfach den Zeitpunkt zur Toilette zu huschen und werden erst wach, wenn das Bett dann schon nass ist. „Bis Harnblase und Gehirn so weit aufeinander abgestimmt sind, dass Urin zurückgehalten und der Schlaf unterbrochen wird, können bis zu zehn Jahre vergehen“, sagt Dr. med. Wolfgang Bühmann, Urologe in Wenningstedt-Braderup auf Sylt. „Bei manchen Kindern entwickeln sich diese Mechanismen einfach langsamer als bei anderen.“ Deswegen ist es bei Dreijährigen noch lange nicht nötig mit dem Kind zum Arzt zu rennen. Damit setzen viele Eltern ihr Kind unnötig unter Drück. Doch wo andere zu schnell reagieren, handeln andere zu langsam. Wer noch bei einem Schulkind allerlei Hausmittelchen ausprobiert und dabei zusieht, wie das Kind immer wieder einnässt, handelt möglicherweise zu spät.

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Bettnässen kann nämlich eine Entwicklungsverzögerung sein. Diese heißt Enuresis. Man spricht von einer Entwicklungsverzögerung, wenn Kinder über fünf Jahre noch mindestens zwei Mal im Monat ins Bett pinkeln. Schuld daran ist meistens das antidiuretische Hormon, kurz ADH, einem bestimmten Botenstoff des Körpers. Das ADH ist dafür zuständig, dass der Körper nachts weniger Urin bildet und somit der Schlaf seltener durch den Harndrang gestört wird. Bei Menschen, die unter Enuresis leiden, funktioniert der hormonelle Tag-Nacht-Rhythmus nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass sie meistens einen besonders festen und tiefen Schlaf haben. Das heißt, sie werden nicht davon geweckt, wenn sich die Blase nachts meldet. Erst wenn der Schließmuskel der Blase den Druck nicht mehr aushält und das Bettchen nass wird wachen sie auf.

Das Thema Bettnässen ist für viele sehr unangenehm. Dabei sind 20 Prozent der Fünfjährigen noch Bettnässer. Bei Siebenjährigen noch 10 Prozent. Dabei sind Jungs doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Enuresis ist das zweithäufigste chronische Leiden bei Kindern. „Körperlich bereitet das Einnässen keine Schmerzen. Aber je älter ein Kind wird, desto mehr belastet es die Situation“, so Bühmann weiter. Dann ist der Zeitpunkt gekommen mit dem kleinen Liebling einen Arzt aufzusuchen. Hier wird dann als erstes untersucht, ob das Einnässen einen organischen Grund hat. Das kann ein Harnwegsinfekt oder eine Fehlbildung der Harnwegs sein. Der Arzt bespricht mit der Familie den Alltag des Kindes. Anhand eines Tagebuchs soll festgehalten werden, wann das Kind zur Toilette geht und wie viel und wann es trinkt. Diese Informationen helfen bei der Diagnose.

Dr. med. Sabine Stein, Oberärztin an der „AHG-Klink für Kinder und Jugendliche“ in brandenburgischen Beelitz-Heilstätten, rät Eltern unbedingt zu Geduld. Denn die Kinder brauchen dringend Unterstützung von den Eltern. „Die Großen sollten auf jeden Fall gelassen mit der Situation umgehen, auch wenn sie an den Nerven zehrt“. In ihrer Praxis erlebt die Psychiaterin häufig, wie überfordert Eltern mit einer solchen Situation sind und sich ungerecht verhalten. „Das Kind kann nichts dafür. Schimpfen oder dramatisieren geht nicht.“ Der Bühmann erklärt weiter: „Viele Kinder müssen erst einmal ihr Selbstvertrauen wieder finden, um das Trockenwerden zu lernen“

Aber wie kann man dem Kind nun am besten helfen? Die Therapie ist bei jedem Kind individuell. „Ich habe schon erlebt, dass Eltern ihrem Sohn für jede Nacht ohne Einnässen 50 Cent anboten und der Junge war nach drei Wochen trocken“, erzählt Bühmann. Belohnungen können zwar unterstützend helfen, aber das Problem nicht lösen. Bessere Hilfe versprechen sogenannte Klingelhosen oder -decken. Diese wecken das Kind durch ein Klingeln, sobald der eingebaute Sensor mit Feuchtigkeit in Berührung kommt. „Das löst in etwa 70 Prozent der Fälle das Problem. Aber nur, wenn das Kind nicht zu tief schläft“, erklärt der Experte. Dr. Stein führt die Thematik weiter aus und empfiehlt auch tagsüber die Hose zum Üben zu tragen. Das Kind muss die Vorgänge buchstäblich im Schlaf beherrschen. Also merken, dass es nicht mehr anhalten kann, zur Toilette gehen und – bei Größeren – eventuell Bettwäsche wechseln.“

Die Spuren der Nacht beseitigen Kinder, laut Stein, gerne mit. „So übernehmen sie Eigenverantwortung und entwickeln ein Bewusstsein für das Problem.“
Auch bestimmte Symbole morgens in den Kalender zu malen, Sonnen für trockene Nächte, Wolken für nasse zum Beispiel, verdeutlichen Erfolge und motiviert zusätzlich.

Auch wenn das ständige Wäschewaschen eine Belastung darstellen kann, sollte man möglichst auf Windeln verzichten. Wird es zu viel, bieten Windelhöschen für kurze Zeit eine Lösung. Diese können dem Kind Sicherheit bieten, wenn es mal bei Freunden übernachtet, da diese speziellen Windeln dünner sind und nicht nach typischen Windeln aussehen.

In manchen Situationen können auch Medikamente helfen. „Sie sorgen für die wichtigen Erfolgserlebnisse und geben ebenfalls Sicherheit, wenn zum Beispiel eine Klassenfahrt ansteht“, erklärt der Urologe. Diese sind aber nicht als Therapie geeignet. „Fast alle Maßnahmen orientieren sich am Verhalten. Auch deshalb dauert es bis zum Erfolg – also ein halbes Jahr ohne nasse Nächte – oft bis zu mehreren Monaten“.
Die Kinderpsychiaterin Stein empfiehlt Fantasiereisen und Entspannungsübungen als Therapieform. „Bei einem gedanklichen Spaziergang durch den Körper verbessert sich die Wahrnehmung für die Blase.“

Wird das Kind, nachdem es bereits länger als ein halbes Jahr trocken war, wieder zum Bettnässer nennt man dieses Auftreten sekundäre Enuresis. Neben körperlichen Ursachen ist meist ein traumatisches Erlebnis, wie die Trennung der Eltern, der Ursprung dafür. Hierbei ist psychologische Hilfe für die Kinder, aber auch für die Eltern unabdinglich.

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Quelle: Baby-und-familie.de

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