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Ein Gastbeitrag von Lena aus Regensburg.

Alle Mamas haben mal schlechte Tage. Tage, die bereits um 5 Uhr morgens beginnen und nie zu enden scheinen. Tage, an denen wir keine eine weitere Frage nach „ESSEN!“ hören können und Tage, an denen wir nicht noch einen Hintern abwischen wollen oder nicht noch eine Sekunde länger berührt werden wollen.

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Tage, an denen unsere Erschöpfung nicht nur körperliche Ausmaße annimmt, sondern auch psychische. Tage, an denen die Verantwortung uns aufzufressen scheint.

Diese Traurigkeit, ja, diese Melancholie wird oft von Wut und Angst begleitet. Das ist ganz normal. Alle Mütter dieser Welt haben sich schon mal so gefühlt.

Wir alle brauchen an solchen Tagen Unterstützung. Was wir allerdings nicht brauchen, ist ein gutgemeinter Ratschlag, wie wir wieder aus dem Loch herauskommen, wie gesegnet wir doch sind oder wie undankbar wir handeln.

An genau diesen dunklen Tagen des Mamaseins brauchen wir ein „Du bist nicht allein“ eben NICHT, denn niemand ist da, während unsere Kinder auf dem Boden um einen kleinen roten Lastwagen kämpfen und niemand ist da, wenn die Lautstärke ihrer Schreie sich wie Nadelstiche auf unserer Haut anfühlen.

Sag uns bitte nicht, dass „das auch wieder vorbei geht“, denn wir stehen vielleicht genau in dieser Minute über ein genervtes Kind gebeugt, das sich weigert, seine Hausaufgaben zu machen. Auch, wenn wir versuchen, die aufsteigende Wut im Bauch zu unterdrücken, so jagen uns die Worte, die aus unseren Mündern kommen Angst ein – denn wir klingen genau wie die Mutter, die wir nie sein wollten.

Bitte sagt uns nicht, dass wir „jede Sekunde genießen“ sollen, denn wir können uns im Moment noch nicht mal an unserer eigenen Existenz erfreuen – Wir haben fettige, ungewaschene Haare in einen unordentlichen Dutt verschwinden lassen, während das Kleinkind damit beschäftigt ist eine dicke Spur von klebrigem Reis im ganzen Haus zu verteilen.

Und bitte erspare uns auch den Nachsatz „Naja, ein unordentliches Haus ist ein Haus, in dem gelebt wird“, denn ich bin nicht wie du, und einige von uns stört es massiv, wenn das Haus von oben bis unten wie eine Katastrophe aussieht. Für einige von uns lösen Unordnung und Chaos Angst und vielleicht sogar Wut aus.

Für viele von uns gibt es vorwiegend glückliche und schöne Tage. Und dafür sind wir auch sehr dankbar. Aber wenn wir einen echt schlechten Tag haben, dann wollen wir keinen Ratschlag erhalten. Das Letzte, was wir uns wünschen, ist ein mit Zucker überzogener Ratschlag, der unseren Schmerz betäuben soll.

Der Schmerz ist echt, wenn wir mittendrin sind. Die dunkle Wolke über uns ist real, und wir wollen nicht, dass ein falsches Licht in unser Leben scheint. Wir wollen Mitleid. Wir wollen Verständnis. Wir wollen Solidarität und jemanden, der sagt: „Ich verstehe dich. Ich weiß genau wie sich das anfühlt.“ Wir wollen bewusst ein wenig in der Dunkelheit verweilen, wir wollen fühlen, wie beschissen die Dinge gerade sind. Und dann erst weitermachen.

Als Mütter sagen wir unseren Kindern immer, sie sollen offen über ihre Gefühle sprechen. Wir verstehen, dass ihre Gefühle groß und echt sind und volle Aufmerksamkeit verdienen. Wir arbeiten mit unseren Kindern daran, mit ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen, sie zu benennen, sie Ernst zu nehmen – um sie dann hoffentlich wieder gehen zu lassen.

Für uns Mamas gilt das allerdings auch. Wir brauchen auch Bestätigung. So oft sind wir diejenigen, die den Märtyrer spielen, weil wir unsere Gefühle zu dem Zeitpunkt nicht zulassen wollen, nur um an einem anderen Zeitpunkt erneut darauf angesprochen zu werden, dann, wenn mal keiner uns braucht. Was nie der Fall ist.

Wir können unsere Gefühle nicht unterdrücken. Das ist nicht gesund. Wir müssen auch gehört werden. Selbst die schmerzhaftesten, wütendsten, elendsten Gefühle brauchen eine Plattform, eine Stimme.

Die meisten Mütter lieben ihre Kinder bis zum Mond und dreimal zurück. Die meisten von uns wissen, dass unsere Kinder wertvolle Geschenke sind und dass wir viel Glück haben, unsere Tage mit ihnen verbringen zu dürfen.

Aber an genau diesen dunklen Tagen müssen wir auch authentisch bleiben – anderen gegenüber und vor allem uns selbst gegenüber. Und allzu oft scheint es, als gäbe es nur sehr wenig Raum für wahre Ehrlichkeit. Denn wenn wir die Wahrheit sagen, laufen wir Gefahr, als undankbar, gemein oder weinerlich abgestempelt zu werden.

Können wir nicht einfach auch mal menschlich sein?

Mütter (und Väter) brauchen keine Ratschläge, wir brauchen jemanden, der uns zuhört. Jemanden, der uns aufrichtig zuhört, ohne später über uns zu urteilen. Wir brauchen niemanden, der versucht, alles schön und Pinterest-perfekt oder Instagram-schön zu reden. Wir haben Wahrhaftigkeit verdient.

Eltern müssen laut und deutlich sagen dürfen: „Ja, an manchen Tagen ist das Elternsein totale scheiße. Und Ja, ich fühle mich manchmal einsam und allein!“

Und dann brauchen wir keine Sätze, wie „Aber du wirst diese Jahre vermissen, wenn sie vorbei sind“. Natürlich werden wir das alles vermissen. Das wissen wir bereits. Wir müssen es nicht noch einmal hören.

Die dunklen Tage vergehen. Das haben wir auch verstanden. Aber wenn wir mittendrin  sind, müssen wir doch die Erlaubnis haben, in der Dunkelheit verweilen zu dürfen, ohne dass wir Schuldgefühle haben müssen. Das heilt. Damit bewegen wir uns durch die Dunkelheit ins Licht zurück.

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