Von Marsha Kömpel
“Eins ist keins” – den Spruch kennt ihr bestimmt alle. Ja, wir Eltern lieben ihn. Nicht! Ich hatte schon mal darüber geschrieben, warum ich diese Gleichung seltsam finde. Dass zwei Kinder ne Ecke anstrengender sind als eins, kann ich jedenfalls nur bestätigen. Vor allem, seitdem der Rabauke mobil ist und in jeder unbeobachteten Sekunde Chaos stiftet. Auf das Rabauken-Konto geht heute zum Beispiel ein Buch, dass nun etwas weniger Fenster zum Klappen hat, eine zerbrochene Saftflasche, die mit einem Kick vom Einkaufswagen geschupst wurde, sowie ein Knick im Ostheimer Krippen-Diorama und der erste Fleck auf der neuen Couch. BÄM.
Nunja, trotzdem bin ich froh, dass ich nun eine 2fach-Mama bin. Denn so viele Erfahrungen und Erkenntnisse habe ich dadurch gewonnen.
1. Jedes Kind ist anders
Bei Kind1 verdreht man vielleicht noch die Augen, wenn man andere Eltern mit ihrem Nachwuchs beobachtet: Deren Kind isst ja zu viel / zu wenig. Können die nicht konsequent sein? Warum nur das Geschiss mit dem Einschlafen – und wieso zur Hölle Familienbett? Waaas, das Kind läuft und spricht noch nicht? [Beliebig fortsetzbar]
Spätestens beim zweiten ist klar: Jedes Kind ist eben anders. Was beim ersten wunderbar funktioniert hat, muss bei Nummer zwei noch lange nicht klappen. Und anders herum: manche Dinge flutschen dafür wie von selbst. Auch wenn man selbst nix anders macht!
Ich habe hier beim großen Sohn einen schlechten Esser und prima Schläfer, während der kleine Bruder eine kleine Raupe Nimmersatt ist, dafür aber Schlafbegleitung & -gesellschaft braucht. Möp.
2. Geschwisterliebe ist wundervoll
Ich habe leider keine Geschwister, mir das aber immer sehr gewünscht. Einen Verbündeten zu haben, stellte ich mir immer großartig vor. Und meine Hoffnungen wurden erfüllt. Geschwisterliebe ist einfach wundervoll. Da geht einem das Herz auf, wenn der große Bruder den kleinen verteidigt, mit ihm spielt, ihm Dinge erklärt oder ihm sagt, wie lieb er ihn hat. Ich schmelze, wenn der kleine sich freut, sobald der große vom Kindergarten heimkommt, und ihn tröstet, wenn er weint. Klar, sie streiten und raufen sich auch manchmal. Aber meistens geht es so zu:
“Mama, schimpf nicht mit dem Rabauken. Er ist doch noch klein und versteht das eben noch nicht”
Hachz. Ich hoffe sehr, dass sie sich diese Einheit und Liebe für immer bewahren.
3. Schlafen wär mal wieder geil
Mit dem zweiten Kind sind die Tage kürzer geworden. Denn warum auch immer – einer wird eh früh wach. Konnte man bei Kind1 gelegentlich auf Schlaf bis 8 oder 9 Uhr hoffen, ist das mit zweien völlig ausgeschlossen. Und dann muss man ja auch noch zwei Kinder ins Bett bringen, was den kinderfreien Abend wiederum verkürzt. Gnäh!
Wäre ja ok, wenn es denn Nachts ein Ende hätte. Aber nee, Pustekuchen. Der Kleine schläft (noch) nicht durch und wacht alle drei, vier Stunden auf. Alleine schlafen klappt auch nur stundenweise. Und ab und zu meldet sich dann auch der Große, wenn mal wieder Krankheit oder Alpträume die Ruhe stören.
Ich habe mir jedenfalls noch nie so sehr EINE Nacht gewünscht, in der ich einfach nur Schlafen kann. Und mein größtest Glück heißt Ausschlafen!
4. Hilfe, ich habe eine Mutterstimme
Nein ich meine nicht die Schimpfstimme. Die is nix besonderers, auch wenn man von der hin und wieder heiser wird. Nee, ich meine die Mutterstimme. Sie kommt nur bei brenzligen Situationen oder wenn die Hutschnur kurz vorm Platzen ist. Eine tiefe Stimme mit einem Grollen und einem unausgesprochenen “Ich habe gesprochen – Punkt” am Ende. Meine eigene Mama war ganz schön erschrocken, als sie meine Mutterstimme zum ersten Mal hörte. Denn die Mutterstimme kommt dank Kind zwei mittlerweile viel öfter zum Einsatz. Oh je.
5. Jedes Auto ist zu klein
Ach ja, früher wunderte ich mich über über das Trara, das Eltern machen, wenn es um die Kofferraumgröße ihres Autos geht. Ich selbst bin mit nem Mini Cooper groß geworden und dachte, so ein Kleinwagen ist doch rieeesig, da passt locker alles rein [da müsst ihr jetzt auch lachen]. Bis wir mal mit Sohn1 für eine Übernachtung wegfuhren, wir Amateure. Tadaaa – voll bis unter`s Dach. Ein kleiner SUV musste her und wir hatten auf einmal mega viel Platz. Doch mit dem zweiten Kind wird auch dieses Auto relativ schnell voll – egal ob für den Urlaub oder nur beim Einkaufen. Ihr kennt das, oder?
6. Ne Schippe Gelassenheit
Dadurch, dass man ja als 2fach Mama weiß, dass jedes Kind einfach anders ist, wird man viel gelassener. Mommy Wars – pfui! Man schickt der Mama im Supermarkt ein solidarisches Lächeln, wenn die gerade mit ihrem Trotzmonster beschäftigt ist. Denn als 2fach Mama urteilt man einfach viel weniger über andere. Und auch bei den eigenen Kindern hält man sich an seine Mantras. Oder kurz gesagt: Ohhhhmmm. “Geduld und Mutterliebe” ist es, was unser Kinderarzt immer verschreibt, wenn´s nix zu verschreiben gibt (also quasi fast immer). Das passt jedenfalls auch auf sonstige Situationen.
7. Heilige Klozeit
Früher fragte ich mich oft, was mein Vater so lange auf der Toilette macht. Heute weiß ich, er wollte einfach seine Ruhe haben. Ein bisschen wohl auch vor mir. Jetzt weiß ich, gerade mit zwei Kindern muss man sich seine “me-Time” wirklich einfordern. Egal ob bei den Kindern (lasst mich mal kurz ausruhen) oder beim Partner (lass mich noch n Stündchen schlafen). Wenn man das nicht macht dann endet das so:
Zu den Kindern: “Ich geh mal Kacka machen.”
Der feine Herr zum Rabauken: “Komm wir gehen mit und schauen zu.”
Oaaarr.
8. Auftragen geht nicht immer
Jaja, das zweite Kind kostest fast nichts, weil es alles nochmal benutzen kann – wer hat denn diesen Schmarrn verbreitet? Auch wenn es das gleiche Geschlecht ist – ich muss mich wiederholen – jedes Kind ist anders! Der feine Herr ist schmal gebaut und der Rabauke sprengt jetzt schon fast HerrnSjardinskis Slim-Jeans in der vor kurzem aussortierten Größe.
Sohn2 wächst viel schneller und hat zudem auch größere Füße. Im Moment liegen nur zwei Kleidergrößen zwischen ihnen. Und das bei einem Altersunterschied von 4 Jahren. Und irgendwann kommen noch die geschmacklichen Unterschiede dazu. Hilfe!
9. Alter ist alles
Ob eins, zwei, drei, vier oder mehr Jahre – jeder Altersabstand hat seine Vor- und Nachteile. Ich dachte drei oder vier Jahre seien optimal. Ja, vielleicht sogar besser als nur ein oder zwei Jahre. Klar, ein Fünfjähriger kann sich prima selbst beschäftigen, so dass man sich mehr auf das jüngere Kind konzentrieren kann. Das macht es manchmal einfacher.
Was ich nicht bedacht habe: Dafür fliegen hier auch ne Menge gefährliches Zeugs und Kleinteile wie Lego, Playmobil, Reißzwecken, Scheren und Co. herum. Von den Spielinteressen mal ganz zu schweigen (Sachen rumschmeißen vs. Zombies abknallen). Das macht es fast unmöglich, mit beiden gleichzeitig zu spielen. Shitto.
10. Zwei sind einer zu viel
Und da wären wir auch schon bei der letzten Erkenntnis: Einen Babysitter für ein Kind zu bekommen ist easy. Einen für zwei zu haben ein kleines Kunststück. Denn der Babysitter muss erstmal lernen, sich clever zweizuteilen. Und gerade beim Ins-Bett-bringen artet das in eine kleine Herausforderung aus.
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