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Alles passiert in Phasen. So steht es überall geschrieben. Auf eine Phase folgt eine neue Phase und auf die Phase folgt dann… Ach Mensch, wann sind diese beknackten Phasen denn endlich mal vorbei? Ich will mich im Prinzip gar nicht beschweren und ich habe gelernt, dass man als Mama quasi TONNENWEISE Geduld mitbringen muss, aber so nach fünf Jahren Phasen mit kurzweiligen Unterbrechungen würde ich gerne wissen, wann ein harmonisches Miteinander an mehr als drei aufeinander folgenden Tagen möglich sein wird.

Nun gut, Madame Ruby ist also fünf Jahre alt. Sie ist ein Dickkopf, das war sie schon immer und das ist es ja: Ich lasse sie so sein, wie sie ist. Ganz klar. Verbiegen macht keinen Spaß und soll auch nicht sein. Sie geht nach wie vor in die Kita und nach wie vor holen wir sie ab, komplett mit Sand und Schmutz übersät, Löcher in der Hose und verklebten Haaren – Aber glücklich. Unsere neuste Phase wohnt seit ungefähr drei Wochen bei uns und ich las neulich einen Blogartikel über die „Wackelzahn-Pubertät!“ Diese Phase beginnt wohl mit dem fünften Lebensjahr und endet mit dem siebten. Ahja. Bei genauerer Betrachtung fiel mir auf, dass zwar noch kein Zahn fehlt oder wackelt, aber dennoch befindet sich mein Kind anscheinend wirklich in dieser Vorpubertät. Sie soll uns Eltern wohl einen kleinen Vorgeschmack auf die große Schwester „Pubertät“ geben. Ich möchte mich jetzt schon manchmal erschießen, wie wird das also in 5-7 Jahren? Ich fange am besten jetzt schon mit dem beruhigenden Nerven-Tee an, besser ist das…

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Ich meine, klar, sie ist mit fünf Jahren genau zwischen Kleinkind und richtigem Kind gefangen. Sie fühlt, dass sich ihre Welt verändert und gleichzeitig ist sie noch ängstlich und will auf den Arm. Sie will die Welt entdecken, aber gleichzeitig ist es ihr zu viel. Bald steht die Vorschule an, sie gehört dann zu den GROßEN. Das findet sie einerseits wirklich toll, andererseits hat sie Angst zu versagen. Ja, der Druck macht vor der kleinen Seele keinen Halt. Gestern überraschte sie mich mit einer Puppenwindel, sie sich mühevoll um ihren Popo gewickelt hatte. Sie wollte wieder ein Baby sein. Okaaaaay, Ruby. Nach 20 Minuten war ihr das zu doof und sie wollte sich mit meiner Schminke schminken. Sie hat mir stattdessen mein Handy entwendet und sage und schreibe 312 Selfies geschossen!

Und genau da war sie wieder: Die Situation zwischen Kleinkind und Kind. Alles auf einmal, aber lieber doch drei Schritte zurück. Oder doch vor. Ach nee, Moment…

Anyway, natürlich versuche ich stets ruhig und besonnen zu reagieren, aber ich bin auch nur ein Mensch und wir sind vor drei Wochen umgezogen und der Stress prallt leider auch nicht immer ab… Gestern war Feiertag und Ruby war um 6 Uhr hellwach. Eine chronologische Abfolge des Gesagten macht deutlich, in welches Welt wir uns derzeit befinden.

  1. 6 Uhr: „Mama, warum schläfst du immer so lange?“
  2. „Ruby, es ist 6 Uhr. Ich darf heute länger schlafen!“
  3. „Nein, das ist gemein. Ich habe Hunger!“
  4. „Du kannst dir doch eine Banane holen oder Papa wecken!–> hehe
  5. ACHTUNG, WUTAUSBRUCH NUMBER ONE
  6. „Buuuhhhuuuuuuuuu, immer wenn ich aufwache, kümmerst du dich nicht um mich!“
  7. Das Wort „IMMER“ ist hier heiß begehrt.
  8. „Ohhh, Papa ist wach, der macht dir was, ja?“
  9. ACHTUNG: WAS JETZT KOMMT IST NEU!
  10. „Papiiiiiilein, nimm mich auf den Arm ja? Ich hab soooo Hunger und Mama macht mir nichts!“
  11. Ähm. Moment mal. Papilein? Er wird doch nicht darauf reinfallen…
  12. „Ohhhh mein Schatz, natürlich mache ich dir dein Müsli!“
  13. Ok, er IST darauf reingefallen.
  14. Ich drehe mich wieder um. Alter, es ist Feiertag.
  15. 7.15 Uhr: „Mama, kannst du bitte ENDLICH aufstehen?“
  16. „Warum?“
  17. „Weil du mir helfen musst, mich anzuziehen!“
  18. „Ruby, du kannst dich alleine anziehen. Schon lange!“
  19. WUTANFALL NUMBER TWO
  20. „Kann ich gar nicht, die Socken kann ich nicht alleine anziehen!“
  21. OK, ich helfe ihr.
  22. „Mama, ich ziehe das Erdbeerkleid an, ja?“
  23. „Klar, du musst nur was drunter ziehen, weil sonst ist es zu kalt!“
  24. WUTANFALL DREI!
  25. „Ich darf mir meine Sachen doch selber aussuchen und ich will nichts drunter ziehen, denn dann sieht das kacka aus!“
  26. ?!???
  27. „Ich dachte, ich soll dir helfen?“
  28. „Nein, sollst du gar nicht!“
  29. Ok, ich gehe. Mach du mal.
  30. „Paaaaapiilein, ich ziehe das Erdbeerkleid an, ja?“
  31. WENN ER JETZT EINE FEHLER MACHT…….
  32. „Ruby, dann musst du was drunter ziehen, heute ist es kalt!“
  33. CHAAAKKKAAAAAA, er hats gecheckt!
  34. „Buahahhhhhhaaaaaa, KREIIIIIIISSSCCHHHHHH, HEULLLLLLLL, ALLLLLARM!“
  35. „Omiiiiiiiiiii, OOOOMIIIIIIIIIIIIIII, OOOOOOMMAAAAAAAA!“
  36. Oma wohnt jetzt mit im Haus und hört das Gejammer und kommt hoch.
  37. „Oma, ich mag das Erdbeerkleid anziehen, findest du das auch gut?“
  38. „Was sagt Mama dazu?“
  39. YESSSSSS, OMAAAAAAAAA 1:0!!!!!
  40. „Maaaamaaaa sagt, ich darf es nicht anziehen!“
  41. „Moooooment, ich habe gesagt, sie soll was drunter ziehen, weil es sonst zu kalt ist, HERRGOTT!“
  42. #Verzweiflung
  43. Oma: „Dann zieh doch das rosa Shirt unter, ja?“
  44. „Okay, Omiiiii!“
  45. WTF!!!!!
  46. „Ich hab dich lieb, Omi!“
  47. Und geht an mir vorbei. Siegessicher.
  48. 20 Minuten später.
  49. Es herrscht Stille. Das ist nicht gut.
  50. Badezimmer Inferno 1.0
  51. Sie hat meinen dunkelroten Lippenstift entdeckt. Er klebt überall. Auch an ihr. Sie trägt kein Erdbeerkleid mehr. Sie trägt ein rotes Winterkleid. Mit Strumpfhose drunter.
  52. „Ähm. Maus, was machst du hier?“
  53. „Ich schminke mich!“
  54. „Ja aber……WARUM? Und wieso hast du ein anderes Kleid an?“
  55. „Weil ich das so will!“
  56. „Okay, das findest du besser. GUT. Aber der Lippenstift…!“ Weiter komme ich nicht.
  57. „Boooaaahhhhhh, MAAAMA! Ich weiß selber, was ich will und ich will mich schminken!“
  58. „Okay, aber bitte entferne den Lippenstift von deiner Stirn und von deinem Hals und ohhhh auch von der Wand da drüben…!“
  59. WUTANFALL NEXT GENERATION
  60. „Weißt du was Mama, soll ich dir mal sagen, was du tun sollst?“ O-TON, ich schwöre!
  61. „Naja, wenn ich die Wände des NEUEN Bades vollschmieren würde, dann wünschte ich mir, dass du mir das sagen würdest!“
  62. „Aber ich bin noch klein und muss üben! Jetzt lass mich!“

So geht es täglich weiter. Mal mehr, mal weniger. Und es ist so verdammt schwer, ihr immer nur entgegen zu lächeln und immer besonnen und relaxed zu reagieren. Ich schaffe das ehrlicherweise nicht immer. Ich rette mich, indem ich an die kurze Pause denke, die eventuell zwischen dem siebten und dem zehnten Lebensjahr auftauchen wird. Oder was passiert dann? Ihr dürft es mir offen und ehrlich sagen, ich halte das aus. Meine Lippenstifte habe ich jedenfalls ganz nach oben ins Regal gestellt.

Ich weiß, ich bin soooo gemein.

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1 Kommentar

  1. Wie schön zu wissen das es anderen genauso geht und man nicht alleine damit da steht. Auch bei mir wohnt so eine kleine Maus die auf der einen Seite alles alleine machen will und auf der anderen für Kleinigkeiten Hilfe einfordert. Aber wehe man mischt sich mehr ein als verlangt Dann werden Mücken zu Elefanten und der Geräuschpegel somit um so höher. So geraten wir oft gefühlt an unsere Grenzen und doch könnte die Liebe kaum größer sein. Eiin toller Artikel der mich schmunzeln lies und bei dem so manches 1:1 auch hier schon passiert ist .

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