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Ein Gastbeitrag von Nicky

Wir waren gerade beim Abendessen, als mein fast 11 jähriger Sohn verkündete, dass er dieses Jahr lieber eine Woche in ein Zeltcamp mit Freunden möchte, als in sein jährliches Ferienlager. Stille. Tief durchatmen! Überlegen! Nix falsches sagen!

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Ich vertraue ja schließlich meinem lieben, aber oft unvernünftigen Kind. Während mir noch tausend Gedanken durch den Kopf schossen, erzählte er seinem Vater schon seine (wirklich gut durchdachten) Argumente. Stooop, ich will das schließlich auch hören!“ Also Schatz, bitte erzähl es mir doch bitte nochmal. Warum willst Du EINE GANZE WOCHE weg von Deinem doch so geliebten Elternhaus?“ (Vielleicht sollte ich langsam aber sicher mal mit dem Abnabelungsprozess beginnen…) Ganz behutsam weihte er mich nochmals in seine Pläne ein. Ok. guter und vertrauensvoller Veranstalter und zwei ziemlich vernünftige Freunde gehen mit. Naja, da konnte ich schlecht nein sagen. Ich bewunderte seinen Mut und schließlich muss er irgendwann mal seine ersten Erfahrungen ohne Familie sammeln. Zugesagt, gebucht.

Einen Urlaub im Zeltlager oder andere Ferienangebote oder Ideen für Geburtstage in eurer Region findet ihr z.B auf: www.kidz-day.de 

Der Tag X kam, als ich mein Kind an die Bushaltestelle gefahren habe, zum Treffpunkt der 50-Köpfigen Meute. Mit einem viiiel zu schweren Koffer (und ja, Mutti musste zur Sicherheit noch ein paar Klamotten mehr einpacken), Schlafsack und Isomatte stieg er in den Bus. (Zahnarzt ist bei weitem nicht so schlimm wie dieser Moment…) Da war es nun fort, eine gaaanze laaaange Woche! Drei Tage später war Sonntag, Elternbesuchstag. Nach zwei Stunden Autofahrt waren wir in einem kleinen Urlaubsparadies angekommen. 40 Grad Außentemperatur machte jede Bewegung anstrengend. Stolz zeigte er uns „sein“ Zelt. Bei gefühlten 60 Grad Innentemperatur, schweiften meine Blicke kurz über das Schlafgemach. Fazit: Bei den Flodders ist es bestimmt gemütlicher!

Mit irritierten Blick schaute ich in die Augen meines Sohnes, der natürlich sofort ahnte, was in mir vorging. Sein Kommentar: „Mama! es ist viel zu heiß zum aufräumen! Komm ich zeige euch lieber unseren Badesee…“ Um den Schock zu verdauen, liefen wir wie die Lemminge hinter ihm her. (Die Hitze war mörderisch, auch im Schatten.) Nach 2 Minuten Fussmarsch standen wir an einem idyllischen, wunderschönen kleinen See. Mehrere Tretboote waren am Steg befestigt. Wow, ein Kindheitstraum in Perfektion!!! Direkt schnappten wir uns eines der Boote, und fuhren eine kleine Runde auf dem See. Die Füße im Wasser baumelnd, genoss ich die Zeit mit meinem, viel zu schnell groß werdenden, Kind. Nach einem gemeinsamen Abendessen drückte er mir noch großzügiger Weise seine Dreckwäsche in die Hand und begleitete uns zu unserem Auto.

Mit viel Herzschmerz in mir, stiegen wir ein und fuhren Richtung Heimat. Zuhause angekommen, musste ich als erstes meine beste Freundin anrufen und meine mütterlichen Eindrücke verdauen. 2 Tage lang nervte ich Sie täglich, um zu diskutieren, ob ich ihn bei der extremen Hitze nicht schon früher abholen sollte. Meine Freundin mag mein Kind von ganzem Herzen und schaffte es täglich, mich davon zu überzeugen, ihn NICHT vorzeitig abzuholen. Nach 3 weiteren endlosen Tagen, stand ich voller Freunde wieder an dieser Bushaltestelle und wartete bei 38 Grad im Schatten, bis der Bus mit zwei Stunden Verspätung endlich anfuhr. Aufgeregt und zappeln stand ich da, wartete auf ihn und seine Koffer. Als er ausstieg kam nur ein kurzes „Hey“. Umarmen? Knutschen?Drücken? Fehlanzeige…. Mein Mutterherz säufzte! Auf der Rückfahrt lehnte er dann aber doch seinen Kopf an meine Schulter und säuselte: „Irgendwie habe ich euch ja schon vermisst, aber nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall wieder hin.“ Ahhhhhhhhh, ich brauch dringend Hilfe…….Baldian, Wein, ich bin für alles zu haben was mir hilft, die nächsten pupertären Anwandlungen lockerer durchzustehen…….

Der Pfad in der Pupertät ist mit viel Abenteuer und Schmerz verknüpft. Es macht mich so unglaublich stolz die entstehende Selbstständigkeit zu begleiten und doch ist es immer ein kleiner Stich ins Herz, wenn diverse Dinge auf einmal ganz alleine erledigt werden. Ich bin ja mal gespannt, ab wann er selbstständig die Waschmaschine und den Geschirrspüler bedient….

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