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Ein Gastbeitrag von Nicole aus Krefeld.

Als ich ein kleines Mädchen war, da stellte ich mir das Leben als erwachsene Frau ungefähr so vor: Ich würde die Art von Mama werden, die immer für ihre Kinder da ist, stundenlang Kekse backt und auch sonst immer auf Abruf bereit steht.

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Gleichzeitig wollte ich erfolgreich im Job sein.Wie meine alleinerziehende Mutter würde auch ich mir den Hintern abarbeiten und finanziell unabhängig sein. Als ich noch sehr klein war, wollte ich am liebsten in einem Supermarkt arbeiten. Später wollte ich dann Lehrerin, Hebamme oder Schriftstellerin werden.

In meinen Vorstellungen bekam ich alles locker unter einen Hut: Job und Kinder, kein Problem. Man muss dazu sagen, dass meine Mama mich alleine groß gezogen hat.

Ich verbrachte einen Großteil meiner Kindheit als sog. „Schlüsselkind“ und ich musste schon sehr früh für mich selbst sorgen. Meine Mama fehlte mir sehr oft aber ich wusste auch, dass sie so hart kämpfen musste, damit wir über Runde kamen. Dennoch sehnte ich mich wirklich sehr oft nach ihrer Fürsorge. Ich wünschte mir eine Mama, die mir nach der Schule einen Teller frischgebackene Kekse hinstellt und Zeit mit mir verbringt. Diese Fürsorge sollten meine Kinder unbedingt genießen können.

Wollen wir nicht alle unseren Kindern das geben, was uns in unserer eigenen Kindheit gefehlt hat?

Als mein erstes Kind geboren wurde, musste ich meinen gut bezahlten Job leider aufgeben, weil bei uns kein Krippenplatz zu bekommen war. Außerdem wurde mir klar, dass ich mir ja damals selbst versprochen hatte, möglichst viel Zeit mit meinem Kind verbringen zu wollen und glücklicherweise konnte ich das damals auch genauso machen.

Wir spulen mal zehn Jahre vor, okay? Meine beiden Jungs gehen bis 16 Uhr zur Schule. Mittlerweile arbeite ich in Vollzeit von Zuhause aus (Gott sei Dank!) aber dennoch übernehme ich immer noch ALLE Aufgaben hier. Ich bin für den Haushalt zuständig, ich koche, ich übernehme die gesamte Kinderbetreuung vor und nach der Schule.

Ich plane mein Leben und meinen Zeitplan um das Leben meiner Kinder herum. Und ich weiß, dass ich damit nicht allein bin. Es geht vielen berufstätigen Müttern so.

Man könnte nun meinen, dass alles genauso so gekommen ist, wie ich es mir als kleines Mädchen gewünscht hatte. Ich kann zu jeder Schulveranstaltung kommen. Am Wochenende backe ich Kekse für die Jungs und ich bin nach der Schule für sie da.

Ich glaube, die meisten arbeitenden Mütter tappen irgendwann in diese Falle. Sie arbeiten viel, aber es wird immer noch erwartet, dass sie für alle Belange der Kindererziehung zuständig sind. Es liegt zum Teil auch daran, dass uns Frauen diese Rolle immer noch aufgedrückt wird: Vollzeitmama und in Vollzeit arbeiten, kein Thema!

Sagen wir es einfach so, wie es ist: Es ist so, so stressig. So unfassbar stressig. All die Aufgaben an einem Tag erledigen zu müssen ist nahezu UNMÖGLICH.

Während des Schuljahres stehe ich also mit meinen Kindern auf, ich mache ihnen Frühstück, kämpfe mit ihnen, damit sie das besagte Frühstück auch essen, streite dann mit ihnen, damit sie sich endlich fertig machen und entlasse sie dann in den Tag. Dann mache ich mich sofort an die Arbeit. Wenn ich sie von der Schule abhole, habe ich meistens bis zur letzen Sekunde gearbeitet. In der Zeit, in der mein Mann noch nicht Zuhause ist, kümmere ich mich um die Kinder, den Hund und den Haushalt. Dann, wenn mein Mann nach Hause kommt, gehe ich wieder an die Arbeit, damit ich die Stunden nach arbeiten kann.

Ich bin der Auto-Shuttle zum Fußballtraining und zurück, ich erledige alle Arzttermine und ich bin diejenige, die sich die Theateraufführung in der Schule anguckt. Oh, und ich bin auch diejenige, die Zuhause bleibt und nicht arbeiten kann, wenn ein Kind krank ist.
Ach ja, ich bin natürlich auch diejenige, die den Haushalt schmeißt.

Ich sage mir dann gerne selbst: Das ist doch genau das, was du immer wolltest. Du hast dich dafür entscheiden. Jetzt ist es so, sei also dankbar und beschwere dich nicht. Ich sehe ein, dass das, was ich hier habe, echt ein Glückstreffer ist. Und ich weiß das auch zu schätzen. Ich nehme es nicht für eine Sekunde als selbstverständlich hin.

Das bedeutet allerdings nicht, dass ich nicht auch mal zugeben darf, dass es mir einfach manchmal viel zu viel ist – Eine Frau kann nicht auf Dauer die Rollen von zwei Menschen übernehmen und dabei gesund bleiben.

Ich komme ab und an einen Punkt, an dem wirklich nichts mehr geht. Die Verantwortung und all der Stress sind mir zu viel. Das ist dann der Moment, wo ich heulend im Bad sitze.

Es klingt so, als täte mein Mann nichts, das stimmt so nicht. Mein Mann ist ein toller Papa aber sein Job ist nicht so flexibel wie meiner. Und bis vor kurzem verursachte sein Job so viel Stress und saugte so viel von seiner Zeit auf, dass es für ihn schwierig war, viel mehr zu tun als zu arbeiten und die Kinder ins Bett zu bringen.

Zum Glück hat er diesen Job vor kurzem gekündigt und nun hat er einen Job, von dem wir uns erhoffen, dass er etwas mehr Zeit für uns hat. Unsere sog. Work-Life-Balance ist noch nicht das, wovon wir träumen, aber es geht hoffentlich in die richtige Richtung.

Ich muss zugeben, dass ich mich von meinen einstigen Idealen verabschieden musste. Ich bin leider nicht die perfekte Keks-Mama, die ich immer sein wollte. Meine Kinder MÜSSEN sich mittlerweile ein paar Minuten am Tag mit sich selbst beschäftigen, damit ich mal Luft holen kann.

Mein neues Motto lautet also nicht: „Perfekt ist gerade gut genug“ sondern es lautet „Gut ist gerade gut genug!“, versteht ihr, was ich meine? Und trotz meiner Kindheitsvision von meinem Leben als Mutter musste ich akzeptieren, dass ich nur so gut sein kann, wie ich eben kann. Und am wichtigsten ist, dass meine Kinder dann am glücklichsten sind, wenn sie eine glückliche Mutter haben und nicht eine, die ständig danach strebt, alle Erwartungen zu erfüllen, die einfach nicht realistisch oder gesund für alle Beteiligten sind.

 

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