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Ein Gastbeitrag von Anna aus Aachen.

Vielleicht hast du festgestellt, dass dein Kind ein wenig pummelig geworden ist und vielleicht machst du dir Sorgen um die Zukunft. Falls das so ist: Mach dir keine Sorgen, denn ich bin hier um dir zu helfen. Es schwirren bestimmt ne Menge Fragen in deinem Kopf herum, stimmt´s? 1. „Soll ich das Problem überhaupt ansprechen?“ 2. „Was soll ich denn jetzt machen?“ 3. „Wird mein Kind gehänselt?“

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Wisst ihr, ich bin im Grunde schon mein ganzes Leben lang pummelig. Ich habe „meinen Babyspeck“ nie verloren, habe hunderte Mal abgenommen und genauso oft wieder zugenommen.

Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, war es als dickes Kind in den Achtzigern und Neunzigern … nun, sagen wir mal so: Sch….. hart. Das Thema Selflove und Körperakzeptanz gab es quasi noch gar nicht und somit gab es auch keine positiven Beispiele von glücklichen Curvy Models in den  Medien, geschweige denn in meinem Leben. Meine wunderschöne Mama war eigentlich zeitlebens auf Diät und wollte immer dünner werden, auch, wenn sie parallel immer kleiner wurde.

In Absprache mit meinem damaligen Kinderarzt setzten meine Eltern mich im Alter von sechs Jahren auf meine erste Diät.
Viele Lebensmittel waren fortan tabu für mich und zu Hause wurde ständig über mein Gewicht und meine Größe gesprochen. Ich weiß, dass meine Eltern es nicht böse meinten aber dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass etwas mit mir nicht stimmte und ich nicht genügte, so wie ich war.

Ich liebe meine Eltern und damals ging man eben so mit dickeren Kindern um, ich mache ihnen keinen Vorwurf. Ich weiß heute, dass, wenn sie die Zeit zurück drehen könnten und alles anders machen könnten, sie es mit Sicherheit tun würden. Wenn sie damals schon gewusst hätten, dass ich trotz all ihrer Bemühungen immer dick bleiben würde, dann hätten sie mir wohl geholfen, Frieden mit meinem Körper zu schließen, anstatt immer weiter gegen ihn anzukämpfen. Sie dachten, sie würden mir dabei helfen, gesund zu bleiben. Das verstehe ich HEUTE.

Als ehemaliges dickes Kind, das eine Menge Probleme im Zusammenhang mit dem eigenen Körperbild überwunden hat, fühle ich mich den molligen Kindern von Heute gegenüber quasi verpflichtet. Ich möchte den Eltern von Heute gerne dabei helfen, ihren Kindern ein positives Körperbild vermitteln zu können.

Hier kommen meine Ratschläge, ihr Lieben:

1. Erstens und direkt am Allerwichtigsten: DU bist kein schlechter Mensch. Du machst dir Sorgen und das ist okay. 

Als Mama oder Papa solltest du auf dein Kind achten. Dein Kind verlässt sich darauf, dass du Veränderungen frühzeitig bemerkst. Veränderungen, die auf Probleme mit seiner Gesundheit hindeuten könnten. Es ist also ganz normal, dass du ein Auge auf das Gewicht deines Kindes hast und erkennst, wenn es anfängt zuzunehmen.

Es ist nicht deine Schuld, dass dich das Thema so beunruhigt. Wir hören in unserer Kultur VIELE negative Dinge über dicke Körper, darunter auch eine Menge Gerede darüber, wie ungesund das ist. Wir wollen, dass unsere Kinder so gesund wie möglich groß werden, demnach ist es also ganz natürlich, sich Sorgen zu machen.

Vielleicht ist dein Kind schon auf DICH zugekommen, weil es selber bemerkt hat, dass es zugenommen hat. Wenn dem so ist, dann erkläre ihm oder ihr, dass sich Körper im Wachstum von Zeit zu Zeit verändern UND sie wunderschön sind, so wie sie sind.

2. Du solltest das Gewicht des Kindes beim Kinderarzt ansprechen – aber nicht vor deinem Kind.
Wenn das Gewicht deines Kindes dich beunruhigt, vor allem dann, wenn es in kurzer Zeit  viel an Gewicht zunimmt, dann solltest du dringend mit dem Kinderarzt sprechen. Gewichtszunahme und Wachstumsschübe sind zwar normal, aber unerklärliche Gewichtsveränderungen sind immer ein Grund um den Arzt zu konsultieren.

Hier kommt das Wichtigste: Du solltest ein vier Augen Gespräch mit dem Arzt führen. ALLEINE! Insbesondere Wachstumsperzentile und Durchschnittsgewichte sind Dinge, die Kinder beunruhigen können. Bevor der Arzt das Kind untersucht, solltet ihr VORHER besprechen, wie ihr vorgehen werdet. Deinem Kind gegenüber solltest du ganz offen sein und erklären, dass du vorab mit dem Arzt alleine sprechen möchtest.

3. Und nun: BITTE setz dein pummeliges Kind nicht auf Diät.

Keine Diäten in der Kindheit. Nicht eine. Niemals. Wenn dein Arzt dir eine Diät empfiehlt, dann solltest du dir einen neuen Kinderarzt suchen. Ohne Witz. Dein Kind sollte keine Minute seiner Kindheit damit verbringen, sich Gedanken über das Zählen von Kalorien zu machen, auf seine Kohlenhydrate zu achten, sich permanent Sorgen über sein Körpergewicht zu machen oder auf die Kleidergröße zu achten. Wann immer du kannst: Sag deinem Kind, wie wunderschön es ist.

4. Bringe gesunde Ernährung oder Bewegung nie mit der Körperfülle deines Kindes in Zusammenhang.
Auch wenn es bei euch keine Diät geben wird, so heißt das nicht, dass du dein Kind nicht behutsam bei der Auswahl seiner Lebensmittel anleiten kannst. Unabhängig vom Körpertyp ist es unglaublich wichtig, deinem Kind eine breite Palette von Lebensmitteln anzubieten, die seinen Ernährungsbedürfnissen entsprechen.

Fange früh damit an, Sport und Bewegung immer von der Gewichtsabnahme zu trennen. Dein Kind muss Bewegung als etwas ansehen, was einfach Spaß macht und zwar OHNE das Bewegung bewusst als Mittel eingesetzt wird, um seinen Körper zu verändern, damit er für die bescheuerten Standards der Gesellschaft akzeptabler wird. Ermutige dein Kind dabei, sich jeden Tag auf die Art und Weise zu bewegen, die es glücklich macht.

Natürlich ist es wichtig, dass dein Kind lernt, dass sein Körper viele unterschiedliche Nährstoffe und viel Spaß an Bewegung braucht, um langfristig gesund zu bleiben. Jedes Kind muss verstehen, dass es wichtig ist, sich um sich selbst zu kümmern. Sie müssen gut essen und in Bewegung bleiben, weil es gut für ihren heranwachsenden Körper ist und nicht weil sie lernen müssen, wie sie dünn werden können.

5. Sage deinem Kind dass JEDER Körper auf seine Art schön und liebenswert ist. 
Wenn ihr wollt, dass euer Kind ein positives Verhältnis zu seinem Körper bekommt, dann musst du selbst positiv über jede Art von Körpern sprechen. Es gibt dicke Körper. Dünne Körper. Fitte Körper. Männer-Körper. Frauen-Körper. Trans-Körper. Behinderte Körper. Rollstuhlfahrende Körper.

Ein gestärktes körperbewusstes Kind wird zu etwas sehr Positivem heranwachsen, weil es schon früh lernt, sich selbst wert zu schätzen und andere eben nicht auszugrenzen.

6. Pass genau auf, was du sagst. 
Wenn du bewusst über dicke Menschen herziehst, dann bekommt dein Kind das mit.

Tja und indem du auf Makel hinweist, hälst du deinem Kind ständig den Spiegel vor die Nase. Dein Kind wird sich seinen Körper ansehen, um zu schauen, ob die eigenen „Unvollkommenheiten“ mit deinen erwähnten Dingen übereinstimmen. Negativität prägt das Selbstbild. Am besten ist es, wenn du einfach damit aufhörst, andere Menschen (sogar dich selbst!) verbal in Stücke zu reißen, Punkt. Wenn du das nicht leisten kannst, dann höre wenigstens vor deinen Kindern damit auf. Kinder sollten nie die Last deiner Vorurteile tragen müssen.

Ich weiß, dass es ein bisschen nervenaufreibend sein kann, ein molliges Kind in einer  derartigen Gesellschaft aufzuziehen. Dicke Menschen müssen eine Menge unglaublich unhöflicher Kommentare ertragen, und niemand möchte, dass sein eigenes Kind mit der Grausamkeit dieser kalten, feindlichen, diätbesessenen Kultur konfrontiert wird. Bitte höre auf ein ehemaliges dickes Kind, denn ich sage dir, dass der Versuch dein dickes Kind mithilfe von Diäten in ein dünnes zu verwandeln mit ziemlicher Sicherheit in einer Katastrophe enden wird. Hilf deinem Kind dabei, seinen Körper und andere Körper zu respektieren und wertzuschätzen.

Das WICHTIGSTE im Leben eines Kindes ist es, für das geliebt zu werden, was es ist und NICHT für sein Aussehen. Das Leben wird früh genug anstrengend, erspare deinem Kind bis dahin den Stress, sich nonstop mit seinem Gewicht auseinander setzen zu müssen.

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