Ein Gastbeitrag von Anna-Lena aus Haching
So, es war amtlich: In meinem Bauch wuchs tatsächlich ein kleines Mädchen heran.
Schon als Kind war ich immer ein echter, kleiner Kerl. Ich war ziemlich laut, habe eine Horde von Jungs angeführt und dazu war ich überaus chaotisch. Wenn die anderen Kinder Hochzeit spielten, schaukelte ich lieber. Mutter-Vater-Kind-Spiele? Ohne mich. Babypuppen? Niemals. Ich war die Zoo-Direktorin von einigen wilden Kuscheltieren. Meine Plastiklöwen verbissen sich regelmässig in den zufällig geschenkten Barbies und Schmutz war mein zweiter Name.
Kommen wir mal zu meiner Pubertät. Puhhhhh, das war nicht einfach für mich und MIT mir. Ich war immer fest davon überzeugt, dass alle gegen mich waren. Ich musste gegen jeden und alles rebellieren. Außerdem wusste nur ich, was das beste war. Das war sehr anstrengend für mich. Und auch für alle anderen. Ich habe mich quasi selbst „erschöpft.“ Ich war stur wie ein alter Acker-Gaul. In diesen anstrengenden Jahren habe ich mich selbst verloren. Ich geriet an die falschen Leute und irgendwann zählten nur noch Partys, Jungs und Alkohol.
Kinder standen nie auf meiner To-Do-Liste. Ich hatte einen festen Freund aber ich ging davon aus, dass ich keine Kinder bekommen werde. Wir verhüteten auch, also, was soll schon passieren? Tja und nach fünf Jahren Beziehung war es dann soweit: Tadaaaaaaa, zack, schwanger. Ich wusste wirklich nicht, wie ich mich fühlen sollte, immerhin war ich kein Teenager mehr, sondern eine junge erwachsene Frau.
Eine Abtreibung kam für mich nicht in Frage und so bleib mir ja nichts anders übrig, als mich mit dem Gedanken nun Mama zu werden, anzufreunden. Ich erschaffe also ein neues Leben, krass. Mir war bereits zu Beginn der Schwangerschaft klar, dass mein Baby ein Junge ist. Es muss ein Junge sein. „Ich weiß ja selber noch nicht mal, wie man ein richtiges Mädchen ist. Ich bin eine Jungs-Mama. Rosa? Och nööööö. Barbies und Püppchen? Bitte nicht. Komm schon, lieber Gott, schenke mir bitte einen kleinen Kerl, okay?“ Die Gedanken kreisten.
Tja und dann kam der Termin beim Arzt. Es war der zweite große Ultraschalltermin und mein Arzt teilte mir ziemlich schnell mit, dass mein Baby ein Mädchen ist. Ich muss euch gestehen, dass ich direkt geweint habe. Zunächst dachte mein Arzt, dass es Freudentränen waren aber als ich nicht mehr aufhören konnte zu Schluchzen, fragte er mich, was los sei. Ich erzählte ihm alles und er sagte nur: „Wart´s ab, das wird schon!“
Was soll ich euch sagen? Zwei Jahre später sitze ich hier mit meinem Mädchen. Sie ist die Liebe meines Lebens, der Mittelpunkt meines Universums. Sie ist der Grund, warum ich atme. Uns verbindet eine Liebe, von der ich nicht einmal wusste, dass sie existiert.
Ich wusste es nicht besser damals. Ich hatte ja keine Ahnung wie es ist, Mutter einer Tochter zu sein. Dieses kleine Wesen hat es tatsächlich geschafft, mich selbst zu einem richtigen Mädchen zu machen. Falsch, sie hat mich zur Frau gemacht.
Ich habe immer mehr verstanden, dass ich doch ziemlich sicher eine coole Mädchen-Mama sein kann. Mittlerweile weiß ich, wie man sich als Frau wohl fühlt. Ich werde ihr beibringen, wie sie in ihrer eigenen Haut wohlfühlen kann. Ich werde ihr zeigen, dass sie sich nie dafür schämen soll, zu zeigen, wer sie wirklich ist.
Sie kann Kleider in rosa tragen oder gerne auch blaue Jogginghosen. Wir spielen Tee-Party mit ihrem Werkzeugset. Meine Tochter wird nie erleben, wie ich sie in eine bestimmte Rollen-Schublade stecke. Sie darf genauso sein, wie sie ist. Sie darf sich völlig frei entfalten und ich werde sie dabei unterstützen.
Ich werde ihr zeigen, wie man eventuell auch unangepasst durchs Leben geht und wie man seinen Mund bei Ungerechtigkeiten aufmacht. Sie muss kein typisches Mädchen werden, wenn sie das nicht will. Ich zeige ihr, dass sie immer eine Wahlmöglichkeit hat. Sie hat eine Stimme.
Das Universum hat mir ein Mädchen geschenkt, damit ich mein inneres, kleines Mädchen erkennen darf. Durch sie durfte ich meine Weiblichkeit entfachen und das ist ein wirkliches Geschenk.
Zur Zeit bin ich wieder schwanger und es würde mich nicht im geringsten stören, wenn ich wieder ein Mädchen bekomme.
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