Ein Gastbeitrag von Lena aus Köln.
Ich bin wieder schwanger.
Bei meinem ersten Kind googelte ich endlos nach Ideen um meine Schwangerschaft publik zu machen und entschied mich schließlich für ein sorgfältig choreografiertes Foto des Ultraschallbilds, das auf einem Lammfell zusammen mit winzigen Babyschuhen platziert wurde. Die Beleuchtung war genau richtig, dauerte allerdings länger als ich jetzt zugeben möchte.
Dieses Mal habe ein Bild meiner Tochter in einem „großen Schwester“- T-Shirt gepostet. Ich habe meine Bürgerpflicht erfüllt und die Bevölkerung darüber informiert, dass unsere Familie demnächst expandiert. Es gab keinen cleveren Slogan – nichts Originelles. Was für eine verpasste Chance, oder? Ich meine, wer macht sowas? Warum nimmst du dir nicht die Zeit, all die niedlichen Ankündigungen im Internet nach der perfekten Idee zu durchforsten oder zumindest etwas Originelles zu machen, fragte ich mich. Die Antwort ist denkbar einfach: Ich habe einfach keine Zeit für so einen Kokolores mehr. Ende.
Lasst mich klarstellen, dass ich mich mit dieser zweiten Schwangerschaft sehr gesegnet fühle. Dieses Mal dauerte viel länger als bei unserer ersten und ich ging sogar zu meinem Gynäkologen, weil ich Angst hatte, plötzlich unfruchtbar zu sein. Ich betete zu Gott, dass wir unserer Familie noch vergrößern dürfen und ich war überglücklich endlich einen weiteren positiven Schwangerschaftstest in der Hand zu halten. Während ich mich auf das Baby, das ich in mir trage, so sehr freue …vergesse ich es leider auch immer wieder.
Bei meinem ersten Kind konnte ich den Leuten sagen, wie viele Wochen, Tage und Stunden ich bereits schwanger war. Jeder, einschließlich der Kassiererin in meinem Supermarkt, war bestens über meine Schwangerschaft informiert. „Oh, nun, ich bin schwanger, also …“ „Jaaaa genau, ich bin schwanger und…..“ „Oh, wusstest du, dass ich schwanger bin?“ (Ähm, ja. Du hast es erwähnt.) Ich wusste immer wie groß mein Kind im Vergleich zu verschieden Früchten war und welchen Meilenstein mein phänomenaler Fötus genau in welcher Woche erreichte.
Wenn mich momentan jemand fragt, wie ich mich fühle, pausiere ich für eine Sekunde. „Gut …?“, antworte ich und frage: „Wie fühlst du dich?“ Dieses Mal habe ich meine Schwangerschaft einfach nicht so auf meinem Radar. Ich machte neulich einen Termin für eine Massage und versäumte zu erwähnen, dass ich schwanger war. Als ich mit Babybauch ankam, musste ich meinen Termin absagen, weil niemand für eine pränatale Massage zur Verfügung stand. Ich hatte vergessen, ihnen zu sagen, dass ich schwanger war! Bei meinem ersten Kind wäre das nie passiert. „Hallo. Ich bin schwanger…“ war der Beginn eines jeden Gespräches.
So ist es aber dieses Mal einfach nicht. Bis mein Körper beginnt, dieses Baby zu gebären, ist meine Schwangerschaft einfach nicht etwas, worüber ich permanent nachdenke – ein gewaltiger Kontrast zu der Person, die ich das erste Mal mal war, die jedem von ihrer Schwangerschaft erzählen musste, typischerweise auch dann, wenn gar nicht danach gefragt wurde.
In einer erster Schwangerschaft zogen sich die Tage hin und es schien, als würde der Meilenstein der nächsten Woche nie kommen. Diese jetzige Schwangerschaft fliegt nur so vorbei. Ich wäre fast vom Stuhl gefallen, als mein Arzt erwähnte, dass mein zweites Trimester bereits begonnen hatte („Achhhhh, ja?“). Ich hatte bis dato noch nicht einmal ein Foto von meinem Bauch gemacht. Wenn ich auf meinem Handy zurückblätter lache ich laut darüber, wie viele Bauchbilder (aus verschiedenen Blickwinkeln)es damals in derselben Woche gab. Diese Bilder begannen sogar schon, als es noch keine sichtbare Beule gab. Ironischerweise entschied sich mein Bauch dieses Mal dafür, vom ersten Monat an in Position zu gehen, und es gibt keine Fotodokumentation.
Es ist, als wäre ich nicht dieselbe Person, wie vor zwei Jahren, als ich das erste Mal schwanger war.
Damals ging es nur um mich. Ich bin schwanger. Schaut auf MEINEN Bauch. Ich war der Star der Show. Es war noch niemand in der Nähe, mit dem ich das Rampenlicht teilte und schwanger zu sein, war alles, was Inn meinem damaligen Universum wichtig war.
Mein Leben dreht sich heute einfach nicht mehr nur um mich. Es geht diesmal auch um eine sehr süße Zweijährige, deren Bedürfnisse (und sagen wir es einfach, auch ihr Wille) meine eigenen übertrumpfen. Wenn ich sie nachts in den Schlaf schaukle, schaut sie mir in die Augen, ohne sich des winzigen Verrats bewusst zu sein, der gerade unter ihr entspringt. Es gab nur sie und mich, solange sie auf dieser Erde war. Wie wird sie reagieren, wenn sie jemand anderen in meinen Armen entdeckt? Der Gedanke daran, dass sie sich eventuell ausgeschlossen fühlen wird, bricht mir das Herz.
Die Liebe zu meinem Kind geht über alles. Und diese Liebe wird sich hoffentlich vermehren.
Das ist die Sache mit der zweiten Schwangerschaft … in der einen Minute vergisst du, dass du ein Baby bekommst, und in der nächste machst dir Gedanken darüber, wie dein Erstgeborenes darauf reagieren wird. Zum Glück sagte mein Arzt mir gestern, dass ich spätestens im Spätsommer geheilt sein werde.
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