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Ein Gastbeitrag von Marlene.

Mein Sohn war ein Frühchen. Er wurde 4 Wochen früher geholt, weil das Fruchtwasser immer weniger wurde.
Nach 3 Monaten hatte er alles aufgeholt und man sah ihm auch nicht mehr an, dass er zu früh auf die Welt kam. Er entwickelte sich gut und hatte auch seine typischen Phasen. Mit zwei Jahren begann seine „Bockzeit“. Das sei nur eine Phase und legt sich wieder, hörten wir ständig. Hat er seinen Willen nicht bekommen, wurden Gegenstände geschmissen. Ok, dann warten wir bis die Phase zu Ende ist, dachten wir uns immer wieder. Doch die Phase wurde heftiger. Er fing an Kinder anzugreifen, wenn er wütend wurde. Er wurde wütend und in der nächsten Sekunde war er wieder das liebste Kind. Von der Krippe wurde uns Ergotherapie empfohlen. Es wurde tatsächlich ein Bisschen besser. In der Kita kamen die Wutausbrüche dann trotz Ergotherapie wieder. Da wurden dann auch die Erzieher angriffen. Einmal holte ich ihn ab und er bockte, weil er nicht nach Hause wollte. Er liess sich nicht anziehen, lag auf dem Boden und trat um sich. Der Erzieher half mir, ihn ins Auto zu bekommen. Mit Gebrüll und um sich schlagend wurde er aus der Kita getragen. Ich bedankte mich für die Hilfe und war mir nicht bewusst welches Auswirkungen das Verhalten meines Sohnes an dem Tag hatte.

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Am nächsten Tag wurde ich von der Kita Leiterin abgefangen. Wir müssten dringend ein Gesprächstermin wegen des Verhaltens vom Vortag vereinbaren. Ein paar Tage später war es soweit. Mein Mann und ich wurden zu einem Gespräch gebeten. Auf uns wartete die Leiterin, eine Erzieherin und eine Beraterin vom Jugendamt. Ich war total perplex. Zu dem Zeitpunkt war ich erneut schwanger. Uns wurde einiges auferlegt. Mein Sohn soll zu ZEUS, Psychologen und wir sollten uns eine Familiehilfe holen. Ich sagte immer wieder er bekommt Therapie wegen der Wut bei der Ergo und mein Mann und ich würden Elterntraining machen. Doch ich fand krin Gehör. Sein Kita Platz stand auf dem Spiel. In meiner Verzweiflung wandte ich mich an die Ergotherapeutin. Sie suchte das Gespräch in der Kita und die Situation entspannte sich.

In der Zwischenzeit waren wir noch bei der Erziehungsberatung vom Jugendamt, ich machte mit meinem Sohn Entspannungstherapie und gemeinsam waren sogar beim Kinesiologen. Doch leider gab es nur kurzzeitige Besserung. Ich hoffte in der Schule würde das Verhalten besser werden. In der ersten Klasse war alles ok. Es gab keine grossen Auffälligkeiten. In der zweiten Klasse ging es los. Immer öfters wurde ich zur Schule gerufen und musste ihn abholen, weil es eskalierte mit seinem Verhalten. Er griff die Kinder an und war aus seiner Wut nicht mehr raus zu holen. Zu Hause war es nicht anders. Manchmal reichte ein Nein um ihn zum explodieren zu bringen. „Ihr müsst stärker durchgreifen“ war einer von vielen Tipps. Er brauch Verbote, lautete ein anderer Tipp. Nichts änderte sein Verhalten. Alles was wir versuchten brauchte nichts. Beim Psychologen hiess es er sei ein normales Kind. Wir als Eltern machten und so viele Gedanken, ob wir versagt haben und ob er vielleicht Medikamente benötigt. Ich war jedoch strikt gegen eine Medikamentengabe.

Dann kam der erste Schulverweis mit anschließender Klassenkonferenz. Alles wurde schnell formell abgeklappert. Man kam sich vor wie in einem Gerichtssaal und mein Kind war der Angeklagte. Ja mein Kond hatte den Stempel weg. Ich weiss, dass er viel Mist machte aber ich weiss auch, dass er nicht an allem, was ihm vorgeworfen wurde, Schuld war.

Wir sind dann zu einem Kinder und Jundpsychiater gegangen. Dort wurde uns auch im Umgang mit der Schule geholfen. Das Verhalten meines Sohnes war mittlerweile unerträglich. Tägliche Wutausbrüche beherrschten den Tag. Beleidigungen und körperliche Angriffe standen an der Tagesordnung. Sachen wurden zerstört. Due Wutausbrüche dauerten inzwischen bis zu zwei Stunden. Es half nichts ihn zu beruhigen, ausser ihn festzuhalten bis er nicht mehr konnte. Das war ziemlich anstrengend, denn mein Sohn ist ziemlich gross für sein Alter. In der Wut verfügt er über enorme Kräfte. Viele Tränen habe ich vergossen, bin oft an meine Grenzen gestoßen und machmal war ich sogar so weit, dass ich ihn am liebsten abgegeben hätte.

Er wurde beim Kjp getestet und dann kam das Ergebnis. Ein Schock, mein Sohn hat ADS. Medikamente wurden uns empfohlen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, denn der Schock sass tief und Medikamente wollte ich ihm auf keinen Fall geben. Es musste doch noch einen anderen Weg geben, ihm helfen zu können. Medikamente können doch nicht alles sein.
Doch die Situation wurde nicht besser. Es gab Ärger mit den Nachbarn, die sich wegen des Lärms beschwerten, den mein Sohn machte, Kinder wollten nicht mehr mit ihm spielen. Die Wutausbrüche wurden noch häufiger. Wir wurden beäugt und gemieden. Nach langem Überlegen, entschlossen wir uns für die Medikamente. Mein Sohn war ein anderes Kind. Er war ruhig, beim Streit gab es keinen Wutausbruch, keine Angriffe, keine Beleidigung. Von der Schule kam nur noch positive Rückmeldung.

Mittlerweile bin ich froh, mich umentschieden zu haben. Auch wenn es mir schwer fiel, damit klar zu kommen.Mein Kind hat sich die Krankheit nicht ausgesucht. Ich hoffe, er wird durch die Therapie lernen, mit der Wut umgehen zu können, um irgendwann ohne Medikamente klar zu kommen.
Früher habe ich mir auch meinen Teil gedacht, wenn ich laute, bockende und wütende Kinder gesehen habe. Heute frage ich mich, ob die Eltern wohl auch das Gleiche durchmachen, was wir erlebten.

Bei Fragen stehe ich gern zur Verfügung.

Marlene

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1 Kommentar

  1. Hallo Marlene,
    mein Mitgefühl für Euch.
    Möglicherweise wäre das Buch „Der Emotions code“ von Nelson Bradley interessant für Euch. Dies, und ein schlichtes Kühlschrank magnet hat uns sehr geholfen.
    Alles Gute und viel Kraft!

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