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Von Susanne Johannsen

Meine Ansprüche an mich waren schon immer relativ hoch.

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Interessanterweise wurden sie mit der Mutterrolle noch höher.

Ist doch eigentlich komisch. Jetzt, wo ich mich entspannen könnte, weil kein Chef irgendwelche Forderungen an mich stellt, wollte ich erst recht beweisen, dass ich alles hinbekomme und gut mache!

Aber für wen ist es denn wichtig, dass ich alles unter einen Hut bekomme?

Wer stellt denn diese Ansprüche an mich?

Ich habe mich gefragt, woher dieses Gefühl kommt, dass ich zeigen will, wie gut ich alles schaffe.

Ist es ein Konkurrenzkampf mit anderen Müttern? Ganz nach dem Motto: „Schaut mal her, wie toll ich das alles hinbekomme und wie gut meine Kinder geraten!“

Totaler Blödsinn!

Oder ist es der neue Ring, in dem ich mich jetzt befinde und in dem ich mich behaupten will? Und zwar genauso gut wie im Vorherigen.

 Jetzt geht es nicht mehr um Tabellen, Kalkulationen, Kosten, etc. aber es geht ebenso um Organisation, Effizienz, Zeitmanagement und Personalmotivation.

Diese vier Punkte beherrschen wir Mütter mit Sicherheit besser als jemals zuvor und vielleicht sogar besser als jeder unserer Kollegen im ehemaligen Job.

Allerdings sind unsere Ansprüche an die Erfüllung dieses Jobs deutlich gestiegen. Denn der neue (zusätzliche) Job ist weitaus weniger anerkannt als der Alte. Er wird von den meisten Leuten (denjenigen ohne Kinder) völlig unterschätzt und eher noch belächelt.

Man sieht uns in Cafés sitzen, am Spielplatz stehen (aktuell frieren), Kinderwagen spazieren schieben, beim Kinderturnen, Musikgarten und Rückbildungsyoga.

Das kann ja nicht besonders anstrengend sein…

Da werden schnell die Klischee-Kisten rausgeholt und Sprüche geklopft.

Aber diese Leute sehen uns nicht beim Berge von Wäschewaschen, Frühstück für die ganze Familie Vorbereiten, durch Supermärkte rennen, wenn wir ohne Kinder sind, weil das VIEL entspannter ist, beim frisch Kochen, täglichen(!) Aufräumen, Wickeln, UND, was für die meisten von uns mittlerweile gilt, dem zusätzlichen Nachgehen des alten Jobs.

Der kommt nämlich noch on top! Das wird schnell mal übersehen.

Viele üben diesen mittlerweile halbtags aus und geraten dabei gerne in die sogenannte „Halbtagsfalle“. Und die Frauen, die wieder Vollzeit in den Job einsteigen, schaffen vielleicht eher ihre Ziele im Job, belasten sich aber auf familiärer Seite mit Zweifeln und Sorgen, weil hier vieles vermeintlich zu kurz kommt.

Wir alle meistern unseren Job zusätzlich zu allen Mütteraufgaben und haben dann auch noch den Anspruch ihn genauso gut wie ohne Kind abzuliefern.

Denn wir wollen keinen Kritiker in seinen Vorurteilen bestätigen.

Aber in erster Linie, so glaube ich, wollen wir das uns selbst gegenüber nicht bestätigen.

Wir haben dieses Anspruchsniveau selbst provoziert.

Ich war total stolz, dass ich in meinen alten Job zurückkonnte und dieselbe Verantwortung hatte wie vorher. Obwohl ich nur noch 20 Stunden arbeitete.

Es hat nicht lange gedauert, da war ich mit den Tatsachen der Wahrheit konfrontiert. Ich habe einfach nichts gebacken bekommen und war mega unzufrieden. Mein Arbeitsmodell war zwar kompatibel mit dem Familienleben, aber nicht mit meinem Job und vor allem nicht mit meinen Ansprüchen daran. Ich wünschte mir regelrecht einen Job ohne Verantwortung, nur um nicht mehr ständig das schlechte Gefühl zu haben, es nicht hinzubekommen, keinen guten Job zu machen und mich erklären zu müssen.

 

Wahrscheinlich habe ich mir diesen Druck nur selbst gemacht und ich hätte im Vorfeld für mich klären müssen, was und wie ich es schaffen kann. Aber ich wollte zeigen, dass man es kaum bemerken wird, dass ich weg war und sich an meiner Arbeitseinstellung und Qualität nichts geändert hat.

Es hatte sich aber geändert! Nicht unbedingt was die Qualität angeht aber die Einstellung. Und zwar deutlich!

Die zwei Tage, die ich im Büro war, waren herrlich. Ich machte mich schick, fuhr eineinhalb Stunden alleine im Auto und genoss Gespräche, die sich nicht um Kinder & Co. drehten.

Am Mittwoch war ich jedoch bereits im Homeoffice und konnte die schicken Klamotten wieder im Schrank lassen und ab Mittag war dann bis Sonntag wieder Mama-Alltag angesagt.

Das war ein super Teilzeitmodell und auf Grund des langen Arbeitsweges auch nur so für mich umsetzbar, aber ich fand ganz schwer in den Arbeitsmodus und mir kam tatsächlich vieles banal vor.

Ich dachte immer, dass das blöde Reden sind, aber es war wirklich so.

Die wirklich wichtigen Dinge spielten sich für mich zu Hause ab.

 

Im Nachhinein sehe ich diese Erkenntnis als großen Gewinn an.

Zu erkennen, was für mich wirklich wichtig ist, um dann zu reflektieren, wie effektiv man seine Zeit nutzt oder eben vergeudet.

Besonders die Beantwortung der folgenden Fragen sind entscheidend, um als Mutter und als Frau (!) mit mehr Leichtigkeit den Alltag zu bestehen:

„Was will ich eigentlich wirklich?“

„Was fühlt sich für mich in meiner jetzigen, neuen Lebenssituation richtig an?“

Mein Anspruch heute lautet: Wie schaffe ich es, dass ich einen Job ausführe, der mich fordert und begeistert und ich dennoch genügend Zeit mit meinen Kindern verbringen kann, damit ich die schönsten Momente mit ihnen nicht verpasse?

UND nicht zu vergessen: Wie schaffe ich es, dass ich dabei nicht zu kurz komme?

Daher lade ich euch dazu ein, folgende Sätze für das Jahr 2020 und 2021 so oft wie möglich zu beherzigen:

Ich erlaube mir, meine Ansprüche herunterzuschrauben und nicht perfekt zu sein.

Ich erlaube mir, To Does von meiner Liste zu streichen und sie auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben.

Ich erlaube mir, meinem Mann Aufgaben zu übertragen und vor allem sie ihm zuzutrauen.

Ich erlaube mir, regelmäßige Auszeiten nur für mich.

 

An dieser Stelle möchte ich eine Anmerkung erwähnen, die mir eine Freundin zu diesem „Erlauben“ geschrieben hat:

„Es ist vielleicht nicht nur eine Frage des „Erlaubens“, sondern auch das Thema „gerechte Aufgabenteilung“? Heute packen oder sollen zumindest die meisten Männer gleichwertig mitanpacken, wenn es um Haushalt und Kindererziehung geht, oder? Zumindest fordern das alle Frauen, die ich kenne …. Dieser Satz klingt für mich ein bisschen nach 50ger/60ger Jahre, wo die Frauen „nur“ Hausfrauen waren und der Mann als Alleinverdiener abends sein Essen auf den Tisch gestellt bekam …“

Damit hat sie in meinen Augen völlig recht.

Das erlauben beziehe ich auf unsere Denkweisen. Wir leben nicht mehr in den 50ger/60ger Jahren und können daher sehr wohl eine gleichberechtige Aufgabenteilung erwarten.

Aber häufig wird dies nicht gelebt.

„Bis ich das erklärt habe und darüber diskutiere, mache ich es lieber schnell selbst!“

Wer kennt diesen Satz nicht? Aber genau an dieser Stelle solltet ihr euch ein Umdenken erlauben. Niemand verlangt von euch, dass ihr alles alleine machen müsst. Nicht in der heutigen Zeit. Aber einfordern müsst ihr es selbst.

Es lohnt sich in dieses Projekt „Ansprüche runterschrauben“ viel Kreativität und Energie zu stecken.

Ich weiß, dass ich gut bin – im Job und natürlich auch als Mutter.

Meine Kinder haben keine braunen Zähne, sie essen zumindest Rahmspinat und hören, wenn es wirklich drauf ankommt.

Daher will ich mir unter anderem auch erlauben, mich über jeden Moment zu freuen, in dem meine Kinder sich gerade einmal besser benehmen wie andere. Aber nur ganz kurz!

Denn wir wissen ja alle: Man darf sich nie zu lange auf so etwas ausruhen.

Das Blatt wendet sich in Sekunden …

Es grüßt euch

Eure Susanne

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