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Ein Gastbeitrag von Katharina aus Büchen.

„Keine Übernachtungspartys mehr für Pia. Ich mache das nicht mehr mit“, sagte ich zusammengebissene Zähnen zu meinem Mann.

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Unsere Siebenjährige saß derweil heulend auf der Couch. Sie war erschöpft und total durch den Wind. Ich bat meinen Mann inständig, mir sofort Bescheid zu sagen, wenn wieder mal eine Einladung zu einer Übernachtungsparty reinflattern würde. Ich lasse nicht zu, dass sich dieses Dilemma noch einmal wiederholt. Ich wusste genau, warum diese Situation mich emotional so forderte.

Ich habe ein Problem damit, meiner ältesten Tochter ein NEIN zu entgegen. Sie war zweieinhalb Jahre alt, als ihre Zwillingsgeschwister geboren wurden, und während die Zwillinge sechs Monate nonstop an meinen Brüsten hingen, kamen meine Tochter und ich uns sehr nahe. Unsere Bindung wurde inniger und wenn sie mich mit diesen großen blauen Augen ansieht und mich nach etwas fragt, ist es unglaublich schwer für mich, nein zu sagen.

Aber die Konsequenzen aus genau dieser schwachen Haltung meinerseits starrten mir direkt ins Gesicht und brachten meine Ohren zum Platzen, und ich schwor mir selbst, sie nie wieder bei einer Freundin übernachten zu lassen. Die spontane Bitte eines Nachbarskindes, gemeinsam übernachten zu dürfen, war aufregend und großzügig und eigentlich sollte das auch alles kein Problem sein. Wir vertrauen dieser Familie, unsere Kinder verstehen sich gut, und ich wusste, dass die Mädchen einen Riesenspaß haben würden. Dennoch zögerte ich. Ich sagte meiner Tochter, dass ich nicht glaube, dass sie damit klar käme, woanders zu übernachten.

Wir gingen alle meine Bedenken durch. Sie isst nicht gut – und das liegt nicht daran, dass die Familie, bei der sie ist, sich nicht gut um sie kümmert; Sie wird einfach so in das Spiel verwickelt, dass sie gar nicht erkennt, dass sie hungrig ist. Sie merkt nicht, dass sie total unterzuckert ist. Ich sagte ihr auch, dass sie immer zu lange wach bleibt und dann viel zu früh wieder aufsteht. Sie ist dann immer launisch und gemein am nächsten Tag. Sie kann dann wortwörtlich nicht „funktionieren.“

Nachdem ich ihr meine Bedenken mitgeteilt hatte, erinnerte sie mich daran, dass die letzte Übernachtungsparty bei uns Zuhause echt in Ordnung war. Und das war sie auch. Aber das lag daran, dass ich um 21:00 Uhr lauthals die Schlafenszeit verkündete, das war nur eine Stunde nach ihrer üblichen Schlafenszeit. Außerdem zwang ich sie praktisch dazu, ihre Snacks zu futtern, um den Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten. Im Gegensatz zu meinem sonst üblichen Erziehungsstil war ich diesmal eine echte Helikopter-Mutter. Ich machte mir große Sorgen, dass der nächste Tag eine Katastrophe werden würde. Der nächste Tag war nicht schrecklich, er war lediglich unangenehm. Sie war zwar den ganzen Tag über launisch, aber insgesamt hielt es sich in Grenzen.

„Ich verspreche dir, ich werde meine Augen zeitig schließen und schlafen, Mama.“ Ich verspreche es dir“, sagte sie. Ihre Stimme und die blauen, großen Augen erreichten blitzartig mein Herz, während sie sich vehement für einen neuen Versuch einsetzte „Ich will es wirklich, wirklich versuchen.“

Ich bin so ein Trottel. Ich habe natürlich zugestimmt. Ich sagte mir, es wird schon in Ordnung gehen. Was soll schon passieren?

Nichts war in Ordnung.

Als ich sie am nächsten Tag abholte, war sie direkt schlecht gelaunt. Sie war wütend, dass ich sie abholte, wütend, dass wir nicht sofort eine weitere Übernachtungsparty planten, und wütend darüber, dass wir später am Tag noch zur Geburtstagsparty eines Familienfreundes gehen mussten. Es war nicht einmal Mittag und sie war bereit reif fürs Bett. Das Problem an einem Mittagsschlaf mit einer Siebenjährigen ist jedoch, dass man sie unmöglich wieder wach bekommt und sie dann nicht vor Mitternacht einschläft.

Nachdem ich meinem Kind eine geschlagene Stunde beim Weinen und Jammern zugehört hatte und sie unentwegt hasserfüllte Dinge zu mir und ihren Geschwistern gesagt hatte, legte ich sie ins Bett. Ich konnte es nicht länger aushalten. Es war einfach nicht fair, sie weiterhin wach zu halten. Ich ließ sie also eine Stunde lang schlafen, und es dauerte fast genauso so lange, bis sie endlich wieder aus dem Bett kam. Wir hatten Pläne für den Tag. Wir mussten das Haus verlassen und auf der Party aufschlagen, wir hatten es schließlich versprochen.

Mein Mann schlug vor, dass einer von uns bei ihr zu Hause bleiben sollte, weil sie immer noch eindeutig zu müde war, um ihren Kopf zu heben, sie war noch nicht mal in der Lage, sich eine neue Hose anzuziehen. Ich sagte nein. Wir haben ihr die Hose angezogen und sie ins Auto gesteckt. Es war den Leuten gegenüber nicht fair, die darauf warteten, uns endlich wiedersehen zu können. Die Party war ein blanker Reinfall, unser Kind war schlecht gelaunt, wollte nichts essen oder trinken. Sie wollte nur nach Hause.

Um nett zu sein, packte ich ihre Decke und ein Buch ein und sagte ihr, sie könne sich gerne zurück ziehen, wenn ihr danach sei. Letztlich beruhigte sie sich wieder und wir konnten zumindest ein paar nette Minuten auf der Party verbringen aber mein Entschluss stand fest: Keine Übernachtungspartys mehr! Ende. Aus. Schluß.

Pia kommt einfach nicht damit klar. Noch nicht. Die unstrukturierte Schlafenszeit und der Schlafmangel, selbst wenn es nur eine Stunde ist, macht sie zu einer zickigen Gestalt des Schreckens und ruiniert der ganze Familie den kompletten Tag. Ich mache das nicht mehr mit.

Mich kümmert der Spaß, den sie hat, oder die Erfahrungen, die sie dabei macht, wenn sie bei einem Freund übernachtet einfach nicht mehr. Sie kann einfach noch nicht damit umgehen. Und ich möglicherweise auch nicht.

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