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Ein Gastartikel von Ella aus Hachingen.

Ich habe mich dazu entschlossen, diesen Gastartikel zu schreiben, weil ich anderen Frauen Mut machen will. Ich kann mit der Kritik, die es erfahrungsgemäß geben wird wirklich gut umgehen. Ich bin stark und ich glaube daran, dass andere Frauen dies auch sein können. Worum geht’s hier? Ich sage es euch: Ich stille meinen 5-jährigen Sohn Silas immer noch. Düddüüümmmmm. Na, wer von euch guckt jetzt geschockt? Was geht euch durch den Kopf? Ich kenne eure Gedanken. Sie reichen von „Sie kann den armen Jungen einfach nicht loslassen“ bis hin zu „Da liegt eine sexuelle Komponente mit drin“. Letztere Aussage ist so krank, dass ich eigentlich nicht darauf eingehen möchte. Aber auf den Satz mit dem nicht Loslassen können, möchte ich dennoch gerne etwas sagen.

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Beginnen wir von Anfang an: Silas wurde spontan in einem Krankenhaus geboren. Damals war ich noch viel ängstlicher als heute und eine Krankenhausgeburt erschien mir am sichersten. Silas brauchte knapp 20 Stunden, um dann an einem herrlichen Wintermorgen das Licht der Welt zu erblicken. Er war relativ zart und klein, was mich gewundert hat, denn weder ich noch mein Mann waren so zarte Geschöpfe. Nun denn, mit seinen 49 Zentimetern und seinen knapp 2600 Gramm Geburtsgewicht fehlte es Silas NICHT an Hunger 🙂 Den hatte er nämlich von Anfang an und er konnte diesen auch wirklich kräftig und lauthals äußern. Ich war total unentspannt und wartete auf den Milcheinschuss, der aber irgendwie auf sich warten lies. Es gab im Krankenhaus leider wenig Schwestern, die sich die Zeit nehmen konnten, um mir mal in Ruhe zu erklären, wie ich dieses Kind stillen kann. Ich friemelte unbeholfen an meiner Brust herum und das Kind stülpte seinen Mund über die Brustwarze und zog dabei konsequent seine Unterlippe mit ein. Nichts klappte. Ich war irgendwann Schweiß gebadet und heulte fast genauso laut wie mein Sohn, der natürlich immer mehr an Gewicht verlor. Von allen Seiten wollte man mir eine Zufütterung schmackhaft machen, die ich allerdings ablehnte. Am zweiten Tag nach der Geburt wurde ich endlich nach Hause entlassen. WAS für ein Segen. Zuhause legte ich mich in mein Bett und legte meinen Sohn wieder und wieder an….Die Probleme lösten sich jedoch nicht von alleine. Meine Schwester, die bereits eine 3-fach Mami war, mobilisierte eine Stillberaterin, die sich zu mir gesellte und einem wahren Engel glich. Seelenruhig legte sie sich neben uns und brachte eine Ruhe über uns, das war fast magisch. Mit im Gepäck hatte sie ein sog. Brusternährungsset und das montierte sie fachgerecht an meinem Busen und sie zeigte mir auch geeignete Stillpositionen, weil so wie ich es probiert hatte, war es für mich und Silas eine Qual. Tja, was soll ich sagen? Sie war unsere Rettung. Nach zwei Tagen konnte ich mich über über eines jedenfalls nicht beklagen: Die Milch floss in Strömen 🙂 Aus meinem einstigen zarten Jungen wurde binnen weniger Wochen ein richtiger Wonneproppen mit ordentlich Speck an Armen und Beinen. Für mich war das Stillen immer wunderbar. Ich fühlte mich unendlich stolz, meinen Sohn durch meine Milch ernähren zu können. Ich sage aber auch, dass eine Mama, welche die Flasche gibt genauso stolz auf sich sein kann. Ich mache da keine Unterschiede: Jede Frau sollte das tun, was für sie und ihr Kind am besten passt.

Tja und so stillten wir und stillten….und stillten……Der erste Geburtstag kam und obwohl Silas schon durchaus feste Nahrung zu sich nahm, war er immer noch sehr aufs Stillen fixiert. Ich dachte ursprünglich mal, dass nach einem Jahr wohl Schluß sein könnte aber als es dann soweit war, änderte ich meine Meinung. Ein weiteres Jahr ging ins Land und Silas stillte…und stillte……Ich muss dazu sagen, dass wir die Stillmahlzeiten nun meistens auf die Abendstunden verteilten aber mir war es recht….Immer dann, wenn es emotional aufreibende Situationen für ihn gab stillten wir vermehrt. Im Kindergarten wussten die Erzieher Bescheid über meinen kleinen Milchvampir. Unsere Still-Routine verlagerte sich nach und nach auf die Nacht. Er brauchte die Nähe, die Stabilität und weder ich noch mein Mann fanden das komisch. Es ist natürlich.

So vergingen die Jahre und Silas wuchs zu einem frechen, wilden und äußerst selbstbewussten Jungen heran, der nun diesen Sommer in die Vorschule kommt. Was soll ich sagen? JA, wir stillen immer noch. Ob das geplant war? Nö. Ob es gut für uns ist? JA! Kinder sind genauso individuell wie jeder Erwachsene auch und mein Sohn weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. ER zeigt mir sehr genau, was er möchte und was nicht. Wer glaubt, dass Langzeitstillen eine verminderte Ausprägung von Selbstbewusstsein mit sich bringt, der irrt sich gewaltig. Ich kenne kaum ein Kind, was so selbstsicher und frei ist, wie mein Sohn. Auf jeder Übernachtungsparty ist er gerne gesehen. Er hat kein Heimweh und er entdeckt seine Welt auf seinen Füßen. Ich fahre natürlich nicht mit auf eine Pyjamapartys um ihn dort zu stillen. Mein Körper hat sich auf die wenigen Stillmahlzeiten super eingestellt. Ja, das ist ein Wunder. Ich selber kann, wie ihr merkt, sehr gut loslassen. Ich hätte auch nichts gegen ein Abstillen aber ich überlasse diese Entscheidung meinem Sohn. Es wird immer weniger und irgendwann wird er sich aus freien Stücken von meiner Brust lösen. Mein Mann und ich haben ein gesundes Sexleben, stellt euch das mal vor 🙂 Denn im Unterschied zu meinem Sohn betrachtet mein Mann meinen Busen durchaus als Lustobjekt und alleine deswegen gibt es eine Trennung. Silas = Nähe, Nahrung, Wärme.

Ich gehöre zu den Langzeitstillerinnen. Mein Sohn ist ein ganz prächtig entwickeltes Kind. Ich bin stolz auf meinen Körper. Ich höre dann auf zu stillen, wenn mein Sohn sich dazu entschließt. Das wird erfahrungsgemäß bald sein. An seinem 18ten Geburtstag werden wir ein Glas Sekt zusammen trinken und nicht mit Muttermilch anstoßen. Soviel ist sicher.

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