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Ein Gastartikel von Jana aus Emden

Wenn mich nur noch eine einzige Person fragt, ob ich mein Baby schon bekommen habe, werde ich ihr ins Gesicht schlagen. Okay, vielleicht nicht ernsthaft, aber kommt schon Leute. Es ist so nervig, wenn man eine SMS oder einen Anruf bzgl. der Entbindung bekommt, obwohl ich euch versichert habe, auch sofort Bescheid zu geben, wenn das Baby da ist. Es ist auch nicht so, dass ich bekannt dafür bin, klammheimlich ein Baby zu bekommen, ohne Freunde und Familie zu informieren.

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Noch schlimmer sind die Leute, die mich das persönlich fragen. Ich würde darauf gerne erwidern: „Kann es sein, dass du eventuell etwas dumm bist?“ Abgesehen davon, dass ich einen  gigantischen 41-Wochen-Babybauch vor mir her trage, siehst du hier irgendwo ein Baby?

Eine andere Frage, von der ich nicht genug bekommen kann, ist: „Wie fühlst du dich?“ Wie zur Hölle denkst du, fühle ich mich wohl?!? Ich bin fett, ich fühle mich träge und ausgelaugt, habe seit Ewigkeiten keine Nacht mehr gut geschlafen, habe Verstopfung, leide an grausamen Sodbrennen und will dieses Baby endlich aus mir raus haben. Soll ich weitersprechen?

Um das Ganze abzurunden, wollen mir die Leute gerne erklären, wie man am Besten eine Geburt einleitet, als ob ich nicht bereits alles versucht hätte, meinen Körpers zu beeinflussen, damit es endlich los geht. Iss scharfes Essen. Du muss viel laufen. Du musst viel Sex haben. Obwohl ich den alten Mythen etwas skeptisch gegenüberstehe, weil sie nämlich bei meinen früheren Schwangerschaften auch nie geholfen habe, habe ich immer noch die Hoffnung, dass sie dieses Mal etwas bewirken können.

Wenn du es genau wissen möchtest, ich trinke scharfe Sauce wie Mineralwasser und roter Pfeffer ist momentan mein Kaugummiersatz (kommt übrigens super mit dem Sodbrennen, das ich eh schon habe). Ich bin jeden Tag in den letzten zwei Wochen durch den kompletten Zoo und das Einkaufszentrum gelaufen. Und Sex? Es gibt dafür nicht so viel Zeit am Tag, aber ja, ich habe es geschafft, sogar das hinzubekommen.

Die Überschreitung meines Fälligkeitstermins hat mich so und die Knie gezwungen, dass ich nun die weinerlichste, schwangere Frau im ganzen Land bin. Ich weiß, dass ich bei diesen Fragen überreagiere und die Leute sich nur um mich sorgen, aber mir fehlt einfach schlicht die Kraft, damit rational umzugehen. Abgesehen davon, dass ich frustriert bin, bin ich so enttäuscht darüber, dass ich immer noch nicht an dem Kopf meines Babys riechen und diesen unvergleichlichen Duft in mich aufsagen kann. Mein ET ist gekommen und vergangen, und ich bin immer noch schwanger…

„Babies kommen, wenn sie bereit sind.“ Ich habe das unzählige Male gehört und jedes Mal, wenn ich es höre, muss ich mich sehr beherrschen um nicht ein lautes „HALT DIE FRESSE!“ entgegen zu brüllen.

Zum dritten Mal wurde ich nun enttäuscht. Zum dritten Mal bin ich traurig, dass ich mich noch nicht an mein Baby kuscheln kann, auf das ich schon 40 Wochen geduldig gewartet habe. Zum dritten Mal habe ich meinen ET überschritten, um in einer nie enden wollenden Schwangerschaft zu verharren.

Meine Vorfreude wuchs mit jedem Tag, an dem ich meinem „Fälligkeitstermin“ näher kam. Besonders in den letzten Wochen. In der 39. Woche und vielleicht sogar im letzten Teil von der 38. Woche bin ich morgens mit dem Gedanken „Heute ist der Tag.“ aufgewacht. Genau wie am Tag zuvor endete er ohne mein Baby und ich war sehr entmutigt.

Ich bin mir bewusst, dass der errechnete Geburtstermin weit davon entfernt ist, eine Garantie zu sein, sondern er ist eher eine Annäherung und eine grobe Schätzung an einen passenden Termin.

Die Schätzung eines Geburtstermins ist eine Wissenschaft für sich. So viele Faktoren und Variablen helfen, dieses Zieldatum zu bestimmen, und selbst dann gibt es keine Gewissheit. Ursprünglich wurde der ET berechnet, indem zum ersten Tag des letzten Menstruationszyklus exakt 280 Tage hinzugefügt wurden. Ich kann mich nicht daran erinnern, was ich heute zum Frühstück gegessen habe, geschweige denn, wann meine letzte Periode eingetreten ist. Nicht zu vergessen, dies ist meine dritte Schwangerschaft in drei Jahren. Durch das Stillen ist meine Periode eher zu einer flüchtigen Bekannten geworden, die man nur ganz selten mal sieht.

Das Empfängnisdatum ist auch ein hilfreicher, entscheidender Faktor, der auf den richtigen Termin hinweisen könnte. Das Hinzufügen von 266 Tagen nach dem magischen Moment, an dem du und dein Liebster ein Leben erschaffen habt, ist genauer, als der Tag deiner letzten Periode. Ich könnte aber auch nicht sagen, wann die Befruchtung denn nun genau stattfand.

Selbst mit der Technologie und den richtigen Antworten auf die Fragen des Arztes, bleibt ein errechneter Geburtstermin nur eine Schätzung. Lediglich 4% der errechneten Geburtstermine entsprechen dem tatsächlichen Geburtstermin. Es gibt so viel Unsicherheit und Zweifel, bis der Körper einer Frau entscheidet, dass es Zeit ist. Wenn es so viele Ungewissheiten gibt, wie kann man dem ET dann so eine große Bedeutung beimessen? Obwohl ich das alles weiß, bin ich dennoch unfassbar enttäuscht.

Meine zwei ersten Schwangerschaften dauerten beide genau 3 Tage länger als der ET. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Während der letzten 9 Monate habe ich ständig überall erzählt, wie gut ich diesmal darauf vorbereitet sein werde. Genau wie meine anderen beiden Schwangerschaften werde ich garantiert wieder über den fälligen Termin hinausgehen. Ich habe alle außer mich selbst erfolgreich überzeugt.

Du fragst dich vielleicht, was ein paar Tage oder sogar eine Woche länger im Vergleich zu den 40 Wochen, ausmachen? Ja… ! Zu Beginn der ersten Schwangerschaft habe ich auch so gedacht. Und jetzt? Wenn man sich diesem Datum nähert und gar darüber hinausgeht, fühlt sich jede Minute, jede Stunde und jeder weitere Tag wie eine Ewigkeit an.

Ich erinnere mich zwar immer wieder daran, dass ich nicht für immer schwanger sein werde. Am Ende ist mir die Gesundheit von mir und meinem Baby natürlich am Wichtigsten. Bald werde ich endlich dieses süße Baby treffen und ihn oder sie in meinen Armen halten. Nachdem ich mich so lange auf dieses Datum fixiert habe und es auch Jedem erzählte, werde ich es bald wieder vergessen. Es wird bald durch das Geburtsdatum meines dritten Kindes ersetzt werden.

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