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Klingeling. Weihnachten 2018. Immerhin gab es gestern 0,01 mm Schnee in Hamburg. Das Kind stand am Fenster und ihre Augen leuchteten. Schön, das ist doch herrlich. Es soll am Heiligabend laut Prognosen fast 10 Grad warm sein, hinzu kommt wohl Nieselregen. Wie immer also nichts mit weißer Weihnacht. Weihnachten mit Kindern, was bedeutet das eigentlich? Ist es anders als ohne Kinder? Ja, das ist es. Kinder freuen sich noch ganz ursprünglich auf Weihnachten. Sie sind aufgeregt, stehen am Heiligabend um fünf Uhr auf und fragen stündlich nach dem Erscheinen des Weihnachtsmannes. Das ist schon sehr schön. Die Aufregung der Kinder springt auf uns alte Weihnachtskenner über und so haben wir alle wieder etwas Adrenalin im Blut.

Ich beobachte am Samstag zwei ungefähr zehn Jahre alte Mädchen im Spielzeugladen…Sie unterhielten sich über das kommende Fest und das Gespräch ging ungefähr so:

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Mädchen 1: „Du kriegst kein iPhone?“

Mädchen 2: „Nee aber ne Playstation!“

Mädchen 1: „Nur ne Playstation? Was noch?“

Mädchen 2: „Ich glaube, ich kriege auch noch Spiele und Schminke und garantiert auch einen MP3 Player!“

Mädchen 1: „Na, dann ist ja gut. Ich kriege aber mehr!“

Ich schwöre euch, genau so war der Wortlaut. Ich stand ziemlich fassungslos daneben und fragte mich, was aus dem guten alten Weihnachten eigentlich geworden ist. Was ist aus den Wünschen geworden, die sich 10 Jährige Mädchen früher noch gewünscht haben? Klar, die Zeiten haben sich geändert und das Spielzeug von heute ist nicht zu vergleichen mit dem von vor 30 Jahren ABER warum dieser totale Konsumterror? Eltern geben im Schnitt 200 Euro pro Kind aus. Das ist der Wahnsinn. Der Weihnachtsbaum ist umgeben mit einer Geschenkeflut. Je mehr, desto besser. iPhones, Playstation, Nintendo Switch, das sind die neuen Wünsche der Kinder. Hey, da ist auch nichts verwerfliches dran aber muss es dazu noch 70 Spiele und 800 andere Geschenke geben? WARUM? Was lernen die Kids? Weihnachten ist dafür da um RICHTIG abzusahnen. Ich finde das bedenklich, muss ich euch sagen. Wollen wir unseren Kindern damit zeigen, dass wir Geld haben? Wollen wir etwas gut machen?

Schauen wir auf die kleineren Kinder. Ruby ist fünf Jahre alt und auch in ihrer Kita wird sich schon um Weihnachten „gebattlet!“ Ich fragte meine Tochter neulich, was sie sich wünscht. Vor lauter Möglichkeiten war sie bereits da schon überfordert und entschloss sich einfach bei jeder Werbung auf Toggolino zu sagen: „Und das will ich auch!“ „Und das, Mama!“ „Ohhhh und die Puppe, die weinen kann, auch!“ „Ohhh, das Barbiepferd kann tanzen, dann das auch!“ Vielleicht hab ich auch etwas falsch gemacht aber so einen richtigen Wunsch hat mein Kind irgendwie nicht. Sie spielt weder mit Barbies, noch mit Schleichpferden noch mit Lego Friends. Dieses Kind malt 24 Std. am Tag aber wisst ihr, was in ihrem Zimmer steht? Ja richtig, ein Barbiehaus und ein tanzendes Barbiepferd. Ich bekenne mich schuldig, denn letztes Jahr hab ich ihre Wünsche aus dem Fernsehen tatsächlich für bare Münze genommen. Nun staubt es ein, das schöne Haus und ich hoffe, sie entdeckt irgendwann nochmal all die Möglichkeiten. Das Haus hat einen Fahrstuhl, verdammt! ICH wollte das 1987 schon haben und habe es nie bekommen.

Ahhh, verstehe. Kann es sein, dass wir UNS selber mit den Geschenken für die Kinder beschenken? Kann es sein, dass der Papa nie eine Carrera Bahn als Kind hatte und jetzt endlich die Möglichkeit dazu hat? Das Barbiehaus mit Fahrstuhl, all die Lego Häuser. Ich weiß noch, dass ich letztes Jahr mit roten Wangen vor dem Fahrstuhl saß und glückselig eine Barbie hoch und wieder runter fahren ließ. Am Ende spielte meine Tochter den ganzen Abend mit ihrem Ladybug Kostüm, ausgerechnet das Geschenk was am günstigsten war.

Was lernen Kinder, wenn all ihre Wünsche in Erfüllung gehen und dazu noch weitere 120 Geschenke hinzu kommen? Sie werden die Konsumenten von morgen. Mehr ist mehr und immer mehr ist am besten. Das kann nicht richtig sein. Ich hatte mich entschieden, dass es dieses Jahr am Nikolaus keine richtigen Geschenke mehr geben wird. ZUM NIKOLAUS! Auf Facebook und Instagram sah ich Bilder von Müttern, die ihren Kindern mindestens zehn Geschenke um den kleinen Schuh drapierten. Gerne mit dem Spruch: „Ich konnte nicht anders.“ Ja richtig, DU konntest nicht anders. Ich verstehe auch, dass schenken Freude macht und wenn Kinder sich freuen, DANN ist das definitiv toll ABER tun wir dadurch wirklich etwas sinnvolles? Was passiert denn, wenn die Kinder größer werden und Spielzeuge und Konsolen so langsam out sind? Schenken wir der Tochter dann zum 14 Weihnachten eine komplette Filmausstattung für ihre Instagram Challenges? Und wenn die Kids dann 17 sind gibt’s den ersten Porsche und ein Jahr später dann das Ferienhaus auf Malle? Ich übertreibe, ich weiß. Kinder sollen reich beschenkt werden. Sie sollen Wünsche erfüllt bekommen. Aber müssen wir es von Jahr zu Jahr denn so übertreiben? Hand aufs Herz: Tun wir das fürs Kind der tun wir das für uns?

Ich sage euch was: Dieses Jahr gibt es natürlich auch Geschenke bei uns. Um genau zu sein: Vier Geschenke für Ruby. Einen Zauberkasten, ein Kuschelkissen von LadyBug, Uno Extrem und neue Stifte. That´s it. Ich bin deswegen keine bessere Mama, ganz klar. Ich bin aber auch keine schlechtere Mama, das sollte auch klar sein. Wir werden zusammen sein und gemeinsam essen und den Nieselregen bedauern. Wenn wir denn alle gesund sind und nicht flach liegen mit Magendarm aus der Kita dann kann dieses Weihnachten tatsächlich etwas von dem zurück bringen, was wir selber noch kennen: Eine gemeinsame Zeit mit der Familie und Geschenke, die das Kind sich gewünscht hat. Aber auch etwas weniger Konsumterror und unnütze Geldausgaben.

All i want for Christmas is Ruh´

Besinnliche Weihnachten ihr Lieben,

eure Steffi

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