Ein Gastbeitrag von Elena aus Karlsruhe
Wisst ihr, bevor ich Kinder bekam und Mutter wurde, ging ich noch regelmässig zum Friseur. Kurze Erklärung für Mütter: Friseur = „Ort, wo man sich die Haare schneiden lassen kann“
Mittlerweile bin ich Mama und gehe immer noch ab und an zum Friseur, allerdings erledige ich diesen Friseurbesuch meistens zügig, weil ich nämlich kaum Zeit habe. Es ist im Wesentlichen noch das gleiche Erlebnis wie vor der Zeit meiner Kinder, aber jetzt soll der Akt der Haarverkürzung plötzlich eine wunderbare „Auszeit“ sein.
Nun, es tut mir leid, aber in einen Friseursalon zu gehen und mein eigenes, elendes Gesicht 45 Minuten lang anzustarren, während ich wieder tageslichttauglich frisiert werde, ist nicht meine Vorstellung von einer echten „Auszeit“.
Ein Bad zu nehmen gehört auch nicht zur „Zeit für mich“, egal wie viele Kerzen sich im Badezimmer befinden. Ein Bad zu nehmen ist für mich nur eine Möglichkeit, mir im Sitzen die Haare waschen zu können. Und während man im Bad ist, sind die Kinder immer noch da draußen und machen Lärm und produzieren Gerüche, auch wenn der Papa das Sagen hat, wie in drei Teufelsnamen soll man sich da richtig entspannen können?
In einer Zeitschrift zu blättern und Kaffee zu trinken gehört definitiv auch nicht zu meiner „Ich-Zeit“. Koffein verabreicht zu bekommen, während man herausfindet, was Kim Kardashians Hintern noch so vorhat, ist genau der richtige Weg, den Tag zu beginnen. Nicht. Oh und wenn ich auf der Toilette bin und einfach ganz frech die Tür schließe? Das ist definitiv nicht erholsam. Ich gehe kacken. That´s it.
Dieses „Auszeit-Thema“ ist irgendwie nicht mein Ding, Leute. Hört also bitte auf, diese ganz alltäglichen, normalen Dinge zu etwas besonderem zu deklarieren. Ich gehe aufs Klo und verbringe keine Woche auf einem Yoga-Retreat.
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass frischgebackene Mütter durchschnittlich nur 17 Minuten „Zeit für sich“ pro Tag haben. 17 MINUTEN!
„Zeit für sich“ ist nichts für Mütter. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung – als Mutter ist die letzte Person, mit der ich 17 Minuten allein verbringen möchte, ich selbst. Mein Leben ist langweilig, ich brauche keine extra Zeit, um darüber nachdenken zu können.
Wenn du jung und ungebunden bist, ist deine ganze Zeit „Zeit für sich“. So funktioniert das Leben. Damals ging es nur um dich selbst, du musstest lediglich Entscheidungen treffen, die dein unmittelbares Leben betreffen. Dazu gehörte unter anderem auch, wie man am geschicktesten aus einem sehr kleinen Badezimmerfenster eines Restaurants heraus klettern konnte, um sich aus der misslichen Lage eines Dates mit einem Vollidioten befreien zu können, der stundenlang von seiner Exfreundin erzählt hat und auch leider dabei weinen musste.
So etwas passiert nicht mehr so schnell, wenn man erstmal Mutter ist. (Hoffentlich)
Sobald du in den Elternhafen eingelaufen bist, tut jemand anderes all die dummen Sachen, während du vernünftige Entscheidungen treffen musst und dir fortan Sorgen über die Sprachentwicklung und Kitakeime machen musst.
In Deutschland ist die Skript Reality Show „Berlin Tag und Nacht“ sehr beliebt. Da treffen junge Menschen andauernd schwierige Entscheidungen und müssen mit den Konsequenzen dessen leben. Gott, was da alles passiert! Tragische Zustände und unfassbare Romanzen treffen im Sekundentakt aufeinander. Wahnsinn!
Die Charaktere dieser Sendung brauchen „Zeit für sich“, um über die vielen Situationen nachdenken zu können, in denen ihnen Unrecht getan wurde, ihnen etwas falsches gesagt oder sie mal wieder „missachtet“ wurden. Sie können diese Zeit dann nutzen, um Partynächte zu arrangieren, in denen sie Getränke in die Gesichter anderer Leute kippen können, was anscheinend der beste Weg ist, um seinen Respekt wieder zu erlangen (Merk dir das, falls du auch jemals von jemandem beleidigt oder missachtet worden bist).
Ich hab Angst um diese Menschen, wenn sie mal Kinder haben.
Ein Elternteil zu sein, bedeutet, stündlich verraten und missachtet zu werden. Ich habe versucht, meinen Kindern Getränke ins Gesicht zu kippen, aber es ist einfach eine Verschwendung von dem guten Pinot Noir.
Also, was mich betrifft, du kannst deine olle „Ich-Zeit“ gerne in den Papierkorb werfen, genau dorthin, wo ich auch die Kunstwerke meiner Kinder werfe. Weißte Bescheid.
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