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Von Maria K. aus Koblenz

So, nun ist es amtlich: Mein Baby ist kein Baby mehr. Er ist jetzt fünf Jahre alt: Demnach ist er kein Kleinkind mehr aber er gehört noch längst nicht zu den „Großen“. Er steht sozusagen an der Schwelle zu etwas. Nicht Fisch, nicht Fleisch, wenn ihr so wollt. Die Fünf ist vor allem ein sog. „Zwischenalter“ und zwar für beide Parteien: Für die Kinder und für die Eltern. Die Fünf ist ziemlich ambivalent: Ich liebe und hasse die Fünf. Ich sehnte mich nach der Fünf und gleichzeitig fürchte ich mich nun vor der Fünf. Ich schätze sie und kann es kaum erwarten, dass sie wieder vorbei ist, und wenn sie dann vorbei ist, bin ich gleichzeitig erleichtert und trauere ihr hinter her. Verrückt!

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Die Fünf besteht aus Tränen.
Denn eigentlich alles bringt die Fünf zum weinen. Fünf ist das Zeitalter der Tränen. Sie können ihre Schuhe nicht finden? Ausgiebiges Weinen. Sie wollen nicht mit ins Schwimmbad kommen, weil Sie lieber Paw Patrol sehen wollen? Tränen. Tränen über Tränen.

Die Fünf hat so viele Emotionen, und all diese Emotionen scheinen am besten durch Weinen ausgedrückt werden zu können. Alles, was man dann tun kann, ist kuscheln und warten, bis der Sturm wieder vorüber ist und eine Menge Geduld aufbringen. Leider bin ich eher ungeduldig. Normalerweise seufze ich also und versuche mich daran zu erinnern, dass auch ich mal ein Kind war und alles eben in Phasen verläuft aber: Hör bitte auf zu weinen, weil du die verdammte Schnecke NICHT mit ins Bett nehmen kannst.

Fünf ist schon ein großes Kind…und gleichzeitig noch so klein.
Ein 5-Jähriger zu sein bedeutet, dass man Anspruch auf alle Dinge hat, die ein grosses Kind braucht, aber man braucht gleichzeitig auch alle die Dinge, die ein kleines Kind braucht. Du möchtest mit deinem 9-jährigen Bruder ins Kino gehen um den neuesten „Minions“-Film zu schauen aber gleichzeitig möchtest du auf Mamas Schoß sitzen. Sie wollen Star Wars-Actionfiguren, mit denen sie dann allerdings gar nicht spielen, weil die Kuscheltiere insgeheim doch noch viel toller sind.

Ein 5-Jähriger zu sein bedeutet, dass man so gerne schon größer wäre, aber trotzdem noch ein Baby sein will.

Die Fünf bedeutet auch, dass ALLE sich an Regeln halten müssen.
Wenn man fünf ist, sind die Regeln die Regeln. Sie sind unanfechtbar. Sie bedeuten alles. Sie sind Ordnung und Vernunft und bedeuten das pure Chaos, wenn sie missachtet werden. Wenn die Fünf sieht, dass jemand gegen die Regeln verstößt, dann muss sie sofort einen Erwachsenen informieren. „Maaaaamaaaaaaaa, der Elias hat zwei anstatt einen Bonbon genommen!“ Wenn jemand beschuldigt wird, gegen die Regeln verstoßen zu haben, dann wird die Fünf direkt klarstellen, dass Sie persönlich nicht gegen diese Regel verstoßen hat.

„Tom, wie oft habe ich dir gesagt, dass du mit dem Nutella-Messer NICHT in die Butter gehen sollst?“ Darauf der kleine Bruder: „Jaaaaa, das hat die Mama schon ganz oft gesagt, Tom!“

Jetzt kommt’s aber: Diese Regeln gelten nicht für die Fünf. Du, lieber 5-Jähriger, darfst  Deine Schuhe mitten auf dem Boden liegen lassen. Du, lieber Fünfjähriger, darfst deinen Bruder schlagen und treten und dann sagen, dass er damit angefangen hat. Du darfst im Kino laut klatschen. Du darfst dein Spielzeug rum werfen. Du darfst dich anscheinend ambivalent verhalten: Du willst, dass jeder sich an Regeln hält, und gleichzeitig beanspruchst du für dich ein regelfreies Leben.

Die Fünf liebt den Fernseher.
Die Fünf versteht nun schon viel besser die Zusammenhänge und sie findet es spannend, wenn etwas passiert. Demnach kommt es mit der Fünf zu enormen Kämpfen rund um den Fernsehkonsum. Verlass dich drauf.

Die Fünf hat nonstop Hunger. Nonstop.
Die Fünf wächst auch nonstop. Diese Diskrepanz sorgt dafür, dass die Fünf immer Hunger hat und, wenn es nicht schnell genug geht, auch aggressiv zu werden. Der Kenner dieses Phänomens nennt diesen Zustand „Hangry!“(Eine Mischung aus hungry und angry) Eltern von 5-Jährigen wissen, dass sie IMMER unbedingt etwas zu snacken dabei haben müssen. Kekse, Stullen, Apfelspalten, Salzstangen, Schokoriegel, Gummibärchen, Bananen, Fruchtriegel……….

Wenn ein 5-Jähriger nicht genug zu essen bekommt, wenn er danach verlangt (was ja leider die ganze Zeit der Fall ist), wird er leider einen filmreifen Auftritt des sterbenden Schwan aufs Paket legen müssen. Das Schreien wird sich in Lautstärke und Dramatik steigern. Es kann dann allerdings passieren, dass Salzstangen unfassbar furchtbar sind, während sie gestern noch ultra super waren.

Die Fünf ist groß und klein auf einmal.
Die Fünf kann schon ein bißchen lesen und auf den gemalten Bildern erkennt man schon viel mehr als noch vor einem Jahr. Die Fünf will aber unbedingt schon perfekt lesen und schreiben können, kann sich aber noch gar nicht richtig konzentrieren, was dann erneut zu Frustration führt. Er könnte auf dich hören, will er aber nicht. Er ist gleichzeitig entzückend und nervig, kuschelig und mürrisch, wunderbar und schrecklich, eine wahre Naturgewalt eben. Die Fünf ist aufregend.

Die Fünf vergeht. Dann kommt die Sechs. Hab Geduld. Verteile Küsschen, denn die sind schon bald nicht mehr gerne gesehen in der Öffentlichkeit. Genießt die Zeit.

 

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