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Von Nathalie

Ich erwarte mein drittes Kind. Meinen dritten Jungen. Ich werde mich aus allen Social Media Kanälen abmelden und nicht mehr vor die Tür gehen, weil ich es soooooo satt habe.

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Versteh mich nicht falsch, ich selber bin total begeistert, einen weiteren kleinen Kerl zu bekommen. Obwohl ich ehrlich gesagt zunächst schockiert war, dass wir bei dieser angeblichen 50/50-Chance der Natur wieder das gleiche Los gezogen haben, ich habe mich allerdings dann doch schnell in die Idee verliebt, Mama von drei Jungs sein zu dürfen. In der Tat ist es ein großes Privileg, diejenige zu sein, die dafür verantwortlich ist, tolle Männer in diese Welt zu setzten. (Die Welt braucht nämlich definitiv mehr davon!) Die Probleme fingen eigentlich erst an, als ich anfing, die freudige Nachricht mit anderen Leuten zu teilen. Aus welchem ​​Grund auch immer, die Erwähnung eines dritten Jungen reichte schon aus, um ein (unnötige) tiefes Mitgefühl bei anderen Menschen zu wecken, gefolgt von einem Ansturm verbalen Durchfalls, welcher immer implizierte, dass es einfach anscheinend furchtbar sei, Kinder des gleichen Geschlechts zu haben.

Ja, ja, ich weiß, ich kann nur mich selbst ändern. Wenn ich mich auf jeden einzelnen nervigen Kommentar einlassen würde, dann würde ich schnell in Bitterkeit und Groll versinken, so dass ich befürchten müsste, irgendwann komplett verrückt zu werden. Ich wäre diese 80-jährige Frau mit Schnurrbart, die sie alle „Die alte bärtige Frau Nathalie“ nennen würden, die immer noch versuchen würde, die Leute davon zu überzeugen, wie toll es ist, den gleichen Nachnamen wie ALLE ihre Enkelkinder haben zu können. (Und übrigens, GEHT VERDAMMT NOCHMAL VON MEINEM RASEN!)

So. Ich sage es jetzt einmal in aller Deutlichkeit. Ich hoffe, es wird dazu führen, dass andere Mütter, die eine Horde Kinder mit dem gleichen Geschlecht haben, sich weniger mies fühlen werden. Was musste ich mir anhören? Was antworte ich?

1. „Ich hoffe, es ist ein Mädchen!“ Es ist wirklich schockierend, wie oft ich das noch zu hören bekomme, auch nachdem ich jemandem erzählt habe, dass es wieder ein Junge wird. Sie fragen mich, indem sie mit traurigen, zusammengekniffenen Augen fragen, ob ich mir denn auch wirklich sicher bin. Ich antworte mit „Ja“und ich gehe entweder zu einem der folgenden Kommentare über oder aber ich gehe weg.

2. „Habt ihr denn auch versucht, ein Mädchen zu bekommen?“ Es passierte zuletzt in einem Restaurant, als mein Mann und ich mit einer Gruppe von Bekannten unterwegs waren. Eine der Damen drehte sich zu mir um und stellte die Frage so locker flockig, als ob sie nur fragen wollte, ob ich meine Hühnchenpenne genoss.

Ich stammelte etwas, bevor ich etwas von der Tatsache murmelte, dass wir es eigentlich gar nicht per se versuchten. Dann entstand eine Pause… so lang und peinlich, dass meine Wangen glühend heiß wurden, weil ich mich ziemlich verletzt fühlte, weil ich plötzlich wusste, dass alle um uns herum ein spontanes Bild von meinem Mann und mir im Kopf hatten, wie wir es denn „versuchten“.

Der Abend ging weiter, aber ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, wann es angemessen ist, jemanden nach seinem Sexualleben zu fragen. NIE!!! Als ob ich mein Notizbuch raus holen würde, um direkt den Akt für den nächsten Versuch starten würde?! Bitte, wie absurd ist das!

3. „Warst du eigentlich enttäuscht, als du herausgefunden hast, dass es WIEDER kein Mädchen ist?“ Ähm, denkst du, dass ich in Tränen ausgebrochen bin? Soll ich JETZT in Tränen ausbrechen? Ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher, was du sonst mit dieser Frage bezweckst. Es ist mir ziemlich klar, dass du denkst, dass ich enttäuscht sein sollte. Ich meine nach zwei vollkommen gesunden, kleinen Wundern, wer wäre da nicht tieftraurig einen weiteren zauberhaften Prinzen zu bekommen? WTF?!?

4. „Zumindest musst du nicht… (hier kann man so ziemlich alles einfügen).“ „Zumindest musst du nicht ( neue Klamotten kaufen / nicht so unter der Pubertät oder den  Stimmungsschwankungen leiden / und und und) „- Es ist nicht wirklich wichtig, was sie hier letztlich sagen. Das Problem an diesem Satz, ist der Anfang des Satzes. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man grundsätzlich eine tolle Nachricht NIE mit einem Satz, der mit „Zumindest“ beginnt, starten sollte. 6 setzen!

5. „Dein Mann ist sicher ultra stolz!“ Ich denke, es ist nur natürlich anzunehmen, dass Väter sich Jungen wünschen und Mütter sich Mädchen wünschen, aber vielleicht sollten wir diese stereotypen Rollenklischees langsam mal ablegen? Nennt mich verrückt, aber ich mag es nicht, als die unglückliche Frau dargestellt zu werden, deren einzige Existenz darin besteht, ein kleines Replikat ihrer selbst produzieren zu MÜSSEN. Ich verstehe, dass manche Frauen sich ganz verzweifelt Mädchen wünschen- und ja, eines Tages würde ich vielleicht auch gerne eines haben. Aber DAS bedeutet nicht, dass ich jedes Mal nicht gleichermaßen begeistert bin, wenn wir einen weiteren perfekten, kleinen Jungen bekommen.

6. „Wirst du irgendwann nochmal versuchen, ein Mädchen zu bekommen?“ DAS geht dich einen SCHEISS ab!“

7. „Als ICH herausfand, dass ich einen Jungen bekomme, musste ich weinen.“ Wirklich? Ich habe das tatsächlich von einer Frau zu hören bekommen, als ich auf eine öffentliche Toilette ging. Dort kümmerte ich mich nur um meine eigenen Angelegenheiten, als ich von einem fremden Frau nahezu überfallen wurde, indem ihre Hände magnetisch meinen Bauch ergriffen.

„na, was wird es?“, fragte sie mich mit großen Augen.

„Ein Junge. Es ist mein dritter Junge.“

Sie zuckte zusammen. „Oh. Ich habe zwei Jungs … “

Ich wurde munterer. Eine Teamkollegin! Sicherlich würde diese Person mich super verstehen! Teamblau! Yeahhhh, aber dann…

„Als sie mir sagten, dass ich meinen zweiten Jungen bekommen würde, musste ich weinen!“

Während ich kein Urteil über diejenigen fälle, die ähnlich enttäuscht waren, als sie das Geschlechter ihres Babys herausfanden, habe ich ein Problem mit dem Kontext und dem Timing dieses Kommentars. Wenn ich eine Enttäuschung von mir selbst aus geäußert hätte, dann wäre es verständlich, Mitleid dafür zu bekommen. Aber das habe ich ja gar nicht! Ich wollte nur pinkeln.

8. „Man sagt, nach drei Kindern des gleichen Geschlechts, setzt sich der Körper auf NULL zurück und man bekommt dann das gegenteilige Geschlecht.“ (Oder irgendein anderer Woodoo/ abergläubischer Unsinn.) Es waren ungefähr zehn Sekunden vergangen, seitdem ich das Geschlecht unseres Babys herausgefunden hatte und die Arzthelferin spuckte diesen völlig unwissenschaftlichen Müll aus. Also, versteh mich nicht falsch, ich bin ein absoluter Fan von Ammenmärchen. (Ja, ich habe in die Tasse Backpulver gepinkelt und ratet mal, was dabei raugekommen ist … Junge!) Es ist nur wieder diese eine Sache: Wer hat gesagt, dass ich mit unbedingt ein Mädchen gewünscht habe?Oder hast du mein bis-über-beide-Ohren-Grinsen irgendwie mit Enttäuschung verwechselt?

9. „Du verlierst deine Weiblichkeit.“ Ähhmmm?? Demnach bin ich also ganz klar ein schwangerer Mann? Ja genau…. Ich meine, was könnte ich sonst noch sein, wenn alles, was ich zu produzieren scheine, winzige Testosteronmaschinen sind? Wir wissen schließlich alle, dass Müttern von Jungs, die Minivans fahren, mit stinkenden Sportgeräten übersät sind, sich Bärte wachsen lassen und sich in ihrer Freizeit ordentlich prügeln gehen!

10. „Ich wünsche dir viel Glück beim nächsten Mal!“ Dazu gibt es einfach nichts zu sagen.

Um fair zu sein, die meisten Leute, die diese Dinge gesagt haben, wollten mich eigentlich gar nicht ärgern. Tatsächlich hatten viele von ihnen entweder noch gar keine Kinder, oder waren zu alt, um sich daran erinnern zu können, wie es sich anfühlt, wenn man wie ein laufender Babyautomat behandelt wird, der ein Geschlecht hervorbringen soll, das bitte auch jedem gefällt.

… Trotzdem geht es mir oft tierisch auf den *‘!?)*%Ä*’*!.

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