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Ein Gastbeitrag von Kiki aus Dortmund.

Mama zu sein bedeutet, in einer Sache so tief verankert zu sein und gleichzeitig emotional so durcheinander zu sein, dass es einer wilden Achterbahnfahrt gleicht.

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Du hast noch nie in deinem Leben so intensive Emotionen wie Freude, Verehrung, Verzweiflung, Frustration, Heiterkeit, Wut, Zweifel, Schuld, Humor, Hoffnung, Wahnsinn, Stolz und Liebe erlebt – manchmal auch alle hintereinander innerhalb von 10 Minuten. Oder gleichzeitig. Es ist so anstrengend und gleichzeitig auch so magisch und wunderbar.

Dann gibt es jene Minuten, Stunden oder gar ganze Tage, an denen die Magie, dieses kleine Wesen lieben zu dürfen, von den nicht-so-magischen Aspekten überschattet wird. Spätestens dann beginnt die Stimme in meinem Kopf mit mir zu sprechen. Das ist der Zeitpunkt, wenn die „Bad Bitch Mami“ sich wünscht, dass sie ihren Kindern diese hässlichen Wahrheiten wenigstens einmal erzählen könnte:

 

 

1. Weißt du was? Ich will nicht mit zum Kindertanzen gehen!
Oder zu irgendeiner deiner anderen außerschulischen Aktivitäten. Ich möchte mich nicht darum kümmern müssen, wo deine Sportklamotten sind oder ob sie überhaupt gewaschen wurde. Ich habe keine Lust darauf, einmal im Monat Gemüse für alle schnippeln zu müssen. Ich bin es leid, täglich Gemüse für meine eigenen Kinder zu schnippeln. Ich möchte nicht auch noch für andere Kinder Gemüse schnippeln. WER zum Teufel hat sich überhaupt ausgedacht, dass jede Mutter einmal dran mit Schnippeln ist? Ihr sollt tanzen und nicht essen!

Ich werde beim Warten auf dich immer müde. Diese kleinen Stühle nerven mich zu Tode. Es nervt mich. Außerdem langweile ich mich. Sicher, du bist süß und echt talentiert und du lässt mein Herz vor Stolz anschwellen. Manchmal langweilt mich euer Programm aber auch unfassbar. Wenn ich mein Handy raushole und dann zufällig mal hoch schaue und dich beobachte, fühle ich mich verdammt schlecht. Also versuche ich erst gar nicht auf mein Handy zu gucken, aber dann merke ich, wie gelangweilt und genervt ich bin.

2. Wenn du mir vorliest, bekomme ich oft den überwältigenden Drang, jeden Satz selber laut vorzulesen und es braucht all meine Willenskraft, dies nicht zu tun.
Ich bin tatsächlich total glücklich darüber, dass du dabei bist lesen zu lernen, aber gleichzeitig bringt es mich auch dazu, dir fast die Haare auszureißen, wenn du mir vorliest. Manchmal muss ich meine Zähne zusammenbeißen, damit ich nicht plötzlich losschreie „Der Braunbär saß auf einem Stuhl! Wie oft musst du ‚braun‘ und ‚bär‘ noch aussprechen, bevor du endlich erkennst, dass es sich um einen BRAUNBÄREN handelt?! Aaaarrrghhhhhhhh!“

Stattdessen setze ich mich neben dich und nicke freundlich mit meinen Kopf und lächle dich an. Immer und immer wieder.

3. Ich will dich nicht jede Abend ins Bett bringen müssen! 
Manchmal wünsche ich mir, du würdest einfach schlafen gehen, ohne dass ich dich ins Bett bringen muss. Manchmal kann ich es kaum erwarten, bis du endlich ins Bett gehst, damit ich mal etwas Zeit für mich habe. Manchmal bin ich so müde, dass ich mir wünschen würde, wir könnten dieses verdammte Ritual einfach mal sein lassen. Manchmal, während ich dir das Gute Nacht Küsschen gebe, stelle ich mir mental bereits vor, wie ich auf der Couch sitze, Schokolade fresse und dabei gedankenlos durch Facebook scrolle.

4. Manchmal ärgere ich mich selbst über meinen Drang, dich mit tausend Küsschen trösten zu wollen! 
Es ist nicht immer leicht für eine Mama rauszufinden, wann das Kind ernsthaft getröstet werden muss und wann man einfach mal sagen kann: „Komm schon, das war jetzt nicht so schlimm!“ Es gibt Situationen, da weiß ich instinktiv, dass du nicht ernsthaft verletzt bist, du bist dann einfach ne DRAMA QUEEN, und dann fällt es mir schwer, nicht mit meiner schrillsten Babystimme auf dich zuzurennen um dich mit 10000 Küsschen zu überhäufen. Das ändert sich wohl nie und du findest das natürlich echt peinlich. Ich hasse es, dass du so schnell erwachsen wirst, und du sitzt nie lange genug still für mich, um dich mit meiner Liebe überhäufen zu können!

5. Ich wünschte, ich müsste dir nicht immer beim Baden zugucken müssen! 
Ich möchte nicht immer das ganze Wasser aus dem Badezimmer wischenen müssen oder ständig darum bemüht sein, dass du keine Seife in die Augen bekommst -Ich bin es Leid, mir deine lauten Protestschreie anhören zu müssen, wenn du doch mal Wasser ins Gesicht bekommen hast. Mich nervt auch das Theater, wenn ich dir sage, dass das baden vorbei ist. Ich habe keine Lust mehr als Badewannenbodyguard zu fungieren. Ich habe eine Million Dinge zu erledigen, während du hier mit deiner Gummiente spielst.

6. Ich hasse deine Hausaufgaben mehr als du selbst! 
Ich habe es so satt, dir ständig vorpredigen zu müssen, wie wichtig das alles ist, wenn du in Wirklichkeit 90% des Gelernten wieder vergessen wirst. Das ist an sich auch okay, weil du das Meiste davon später sowieso nie gebrauchen wirst! Ich lüge, wenn ich dir sage, dass ich glücklich darüber bin, dir helfen zu dürfen. Außerdem schreibst du so langsam, dass ich dem Drang widerstehen muss, dir permanent den Stift aus der Hand zu reißen und es selbst schnell aufzuschreiben, nur um endlich fertig zu sein!

7. Ich hasse Schwimmbäder! 

Ich würde lieber mit geschlossenen Augen auf einer Liege liegen und mich in der Sonne aalen, anstatt permanent als Rettungsschwimmer agieren zu müssen. Du erinnerst mich an eine nervende Mücke, die mir immer um die Ohren saust, während du fortwährend schreist „Guck mal, Mama, Mama! Maaaamaaaaaa, guck doch mal“ Alle zwei Sekunden, während ich versuche, ein Gespräch zu führen.

Und warum musst du immer direkt nach fünf Minuten im Wasser pinkeln? Ernsthaft, Paul, du weißt doch, wo die Toilette ist. Mach das bitte alleine! Ich möchte das nasse Toilettenpapier, das dann an deinem Körper klebt, nicht immer abkratzen müssen. MACH DU DAS BITTE SELBER!

8. Manchmal hasse ich das gemeinsame Essen
Manchmal mag ich mein eigenes gekochtes Essen selber nicht, das gebe ich hiermit zu. Manchmal koche ich aber auch ein verdammtes Meisterwerk und du sagst mir allen Ernstes, wie ekelig du es findest. Ich muss mich dann sehr zusammenreißen, um meine Gabel nicht voll mit Essen zu beladen und es über den Tisch direkt in dein Gesicht zu flippen. Warum dauert es so lange, bis du einen kleinen Teller meines Abendessens intus hast, wenn du sonst nur zwei Minuten brauchst, um den Süßigkeitenschrank zu plündern?

9. Deine Interessen langweilen mich manchmal zu Tode.


Ich möchte, dass du dich geliebt und gesehen fühlst. Ich höre dir gut zu, obwohl ich dazu oft gar keinen Bock habe. Ich tue so, als wäre ich begeistert davon, die neuste Spiderman Folge diskutieren zu dürfen, wie hoch man Legos stapeln kann, wie schön Barbies Haare doch sind, aber in Wirklichkeit bin ich gelangweilt und ich hoffe öfter, dass mein Handy klingelt, damit ich diese Konversation verlassen kann.

10. Es fällt mir verdammt schwer, immer so zu tun, als sei alles in Ordnung. 
Ich selber bin nicht frei von Ängsten. Ich mache mir Sorgen, und ich habe Zweifel. Ich versuche, dich davon abzuschirmen. Ich versuche, stets selbstbewusst zu handeln und dabei immer positiv zu bleiben.

Seitdem du auf der Welt bist, mache ich mir noch viel mehr Sorgen. Ich frage mich bei allem, ob sich das negativ auf dich auswirken kann. Kannst du hinter meine verschleierte Maske voller Zuversicht schauen? Die Tatsache, dass ich dich anlügen muss, indem ich dir immer sage, dass alles gut wird, stresst mich noch mehr.

11. Ich wünschte, ich könnte dich vor ALLEM beschützen. 
Dich mit dem Wissen in diese Welt zu schicken, dass du manchmal versagen wirst, zu wissen, dass du dir manchmal weh tun wirst, erschreckt mich total. Ja, ich möchte dich vor Allem und Jedem schützen. Ja, ich wünschte, ich könnte da sein, um all deine Entscheidungen für dich zu treffen, weil ich bereits länger auf dieser Welt bin und weil ich viel mehr weiß als du. Auch wenn du denkst, dass ich dich nicht verstehe, ich tue es doch – nur zu gut. Ich weiß, dass ich mich manchmal bewusst zurück nehmen muss, um dich bewusst schlechte Entscheidungen treffen zu lassen, damit du daran wachsen kannst, ABER es bringt mich um.

12. Ich wünsche mir mehr als alles Andere, dass du immer weißt, wie sehr ich dich liebe.
Die Liebe, die ich für dich empfinde, ist tiefer und größer als alles, was ich jemals erlebt habe. Ich bete dafür, dass du diese Liebe eines Tages selbst verstehen wirst, wenn du eigene Kinder hast. Und wenn das dann soweit ist, wirst du auch verstehen, warum ich das alles tue, du wirst merken, dass du alles für mich bist und du wirst spüren, wie schwierig es ist, sein Herz ausserhalb des eigenen Körpers zu tragen.

Ich liebe dich bis zum Mond und mindestens dreimal zurück.

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