Mein Name ist Wiebke und ich bin Mutter einer Vierjährigen Tochter namens Ella. Heute möchte ich mit euch über meine Gefühle sprechen…
Neulich beobachtete ich meine Ella beim Nickerchen machen. Sie lag da, wie ein Engel, ihr kleiner Körper völlig entspannt, während das Sonnenlicht ihre kleine Stirn küsste.
Meinen Kindern beim Schlafen zuzugucken ist eh eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. (Da bin ich bestimmt nicht die Einzige, oder?) Wenn ich ihnen beim Schlafen zuschaue, sehen für mich immer noch wie Babys aus. Meine Babys. Während des Tages flitzen sie wie Gummibälle durchs Haus, sitzen quasi nie still und ich schaffe es gar nicht sie so richtig sie eingängig zu betrachten. Während sie schlafen kann ich endlich ihre Gesichtszüge studieren und ihre Gerüche in mir aufnehmen. Haachzzzz………
Während ich also meine kleine Maus beobachtete, die dort ein Nickerchen hielt, sah ich, was für ein kleines Baby sie doch eigentlich immer noch ist – ihre seidige Haut und die perfekten Wimpern, ihre kleinen Händchen zur Faust geballt. Aber ich habe auch etwas anderes gesehen. Ihre Beine wirkten plötzlich so lang und gebräunt, kein Gramm Fett konnte ich mehr entdeckten. Der sogenannte Babyspeck war nun definitiv verschwunden. Ihr Gesicht wirkte viel länger und schmaler als noch vor Kurzem und sie hatte so ernste Gesichtszüge, Züge, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es wirkte so, als mache sie sich im Schlaf furchtbar komplexe Gedanken.
Während des letzen Sommers ist mir diese Veränderung gar nicht so aufgefallen, aber im Dezember diesen Jahres wird meine Kleine- mein jüngstes Kind, mein letztes Baby – vier Jahre alt. Als mir bewusst wurde, dass die Babyjahre nun wirklich zu Ende sind, fing ich bitterlich an zu weinen.
Vier fühlt sich einfach ganz anders als eins, zwei oder auch drei an. Die ersten drei Jahre sind Babyjahre bzw. Kleinkindjahre. Das sind die Jahre des Windelwechseln. Diese Jahre sind geprägt vom Sprechen lernen, davon, wie die süßesten Wortkreationen deines Kindes alle Herzen schmelzen lassen. Die besonderen Jahre, in denen die Kinder nachmittags noch Nickerchen machen oder regelmäßige Pausen brauchen, damit emotionale Kernschmelzen nicht an der Tagesordnung stehen. Das sind die Jahre der Trinklernbecher, der Hirsekringel, die man quasi überall mitnehmen muss und es sind die Jahre, in denen du ohne Feuchttücher, Windeln und Wechselwäsche nie das Haus verlassen kannst.
Das sind die Jahre, in denen man als Mutter stolz den Kinderwagen schiebt oder mit der Babytrage spazieren geht. Das sind die besonderen Jahre, in denen noch aktiv nach Umarmungen gefragt wird und die Zeit, in der die Kleinen immer noch perfekt in den Schoß ihrer Eltern passen. Das sind die Jahre von wuscheligen Haaren, die immer noch so zauberhaft nach Baby riechen, und in den Wangen und Schenkel noch genug Babyspeck sitzt, um permanent tausende Küsse darauf zu verteilen.
Vierjährige müssen noch getragen werden, können aber auch durchaus schon längere Strecken spazieren gehen. Vierjährige wollen Kuscheln, verlangen aber nicht mehr soviel danach. Vierjährige sitzen noch auf deinem Schoß, aber die knochigen Beine ragen seitlich heraus. Das Haar von Vierjährigen ist dicker, man muss es gut durchwühlen, um die letzten, weichen Büschel mit babyweichem Haaren zu finden, die sich darunter verstecken.
Vierjährige haben natürlich auch noch unkontrollierte Wutausbrüche. Vierjährige sprechen einige Worte immer noch falsch aus. Sie verstehen aber viel mehr und sie beginnen plötzlich Sarkasmus und feine Nuancen zu begreifen. Vierjährige verstehen langsam Witze. Vierjährige überstehen den Tag auch ohne Nickerchen. Leider.
Wisst ihr, vielleicht mache ich mir deswegen diese Gedanken, weil Ella mein letztes Kind ist. Ich habe ein Problem mit der VIER – ein ziemlich großes anscheinend. Ich stehe dazu. Ich mag die Vier nicht.
Das Einzige, was mir zu Gute kommt ist, dass ich noch einen neunjährigen Sohn habe (der übrigens bald 10 wird; uuuhhhhhhhh 🙁 ), bis sie so alt ist habe ich ja noch laaaange Zeit. Aber ich weiß auch, wie schnell die Jahre vergehen, bis Ella zehn Jahre alt ist. Und vielleicht ist es dieses Wissen darüber, was mich hier so traurig macht.
Solange ich kann, werde ich meine kleine Ella so sehr verwöhnen, wie es nur geht. Es ist mir egal, was andere darüber denken. Sie will nicht zur Kita laufen? Ich werde sie zur Kita tragen! Wenn sie einen kleinen Kratzer im Gesicht hat und eventuell etwas übertreibt, werde ich sie trotzdem auf den Schoß nehmen und mit Küsschen überhäufen! Ja, das werde ich!
Also, liebste Prinzessin: Bitte hör auf so schnell zu wachsen. Lass uns da bitte etwas abstimmen, okay?
Aber wenn du es denn unbedingt tun musst, dieses elende wachsen und groß werden, tu es bitte sehr, sehr langsam und mit viel Verständnis für deine arme, leidende Mama.
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