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Von Sabine aus Dettmold

Damals, als ich noch im Phantasie-Land namens „Meine Kinder werden sich nie so verhalten“ lebte, hatte ich wunderschöne Tagträume von lieben Kindern, die sich großartig untereinander verstehen und für alle Zeit beste Freunde sein würden. Sie würden großzügige und selbstlose Herzen aus Gold besitzen und eifrig alle ihre Habseligkeiten ohne zu zögern miteinander teilen wollen. Sie würden sich immer gegenseitig den Rücken stärken, würden sich freuen, wenn der andere etwas gewinnt, und ihn trösten, wenn er verliert. Wir würden in diesem harmonischen Wunderland im siebten Himmel der Geschwister schweben, indem Streit etwas war, was die Geschwister der anderen Familie taten, aber bestimmt nicht wir.

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Und dann habe ich Kinder geboren, die ich nur als eine Kombination aus den nächsten aufsteigenden Sternen der Wrestlingszene und eines preisgekrönten Debattierclub-Teams beschreiben kann. Meine Kinder scheinen mit einem Kampf-Gen geboren worden zu sein, und während ich mich freiwillig in ihre brüderlichen Schlägereien einmischte (und auch notgedrungen, um mein Inventar vor der Zerstörung zu retten), habe ich entschieden, dass ich offiziell KEIN Schiedsrichter mehr sein will. Also legt los und läutet die verdammte Glocke in der Ecke des Rings, weil diese Mama ab sofort raus ist aus dem brüderlichen Boxring. Ich werde mich auch nicht mehr drum kümmern, was dann passiert. ENDE im Gelände.

Wann haben Mütter eigentlich beschlossen, dass wir emotional (und oft auch körperlich) in die Kämpfe, die unsere Kinder miteinander austragen, involviert sein müssen? Ich bin mit zwei Schwestern aufgewachsen – wo Dramen, kleine Zickereien und Haareziehen an der Tagesordnung waren. Ich erinnere mich nicht, dass meine Mutter jemals zwischen uns trat, um uns bei der Lösung unserer Differenzen behilflich zu sein.

Ich erinnere mich jedoch daran, wie sie aus dem anderen Zimmer geschrien hat: „Wisst ihr  überhaupt, wie albern ihr seid? Klärt das unter euch, Mädels. „Und siehe da, wir taten es- ganz ohne Einmischen von Mutti.

Wie kommt es, dass wir mittlerweile das Gefühl haben, dass wir zusätzlich zu den anderen 5.000 Jobs, die wir als Mütter eh schon haben, auch die Geschwisterbeziehungen moderieren müssen? Warum denken wir, dass wir uns in jeden Kampf, jeden Streit und jede Meinungsverschiedenheit stürzen müssen, um seine Ursache zu analysieren, die Lösung zu finden und um unseren Kindern dabei zu helfen (und manchmal auch zu zwingen), 100% der Zeit miteinander auszukommen? Ich sah sogar einen Facebook-Post von einer Mutter, die zwei streitende Geschwister zwang, gemeinsam ein großes T-Shirt zu tragen und dann langsam zusammen zu tanzen, bis sie endlich wieder miteinander auskamen. Ernsthaft? Ich habe keine Zeit für eine Geschwister-Engtanz-Therapie (und wenn jemand zuerst dran ist, ein Therapieplatz zu bekommen, dann bin ICH das). Im wirklichen Leben haben wir nicht ständig irgendwelche therapeutischen Ansätze der Konfliktbewältigung im Kopf, und je früher meine Kinder wissen, dass sie Fähigkeiten der Konfliktbewältigung lernen müssen, desto besser.

Wenn man sich nur einen Moment Zeit nimmt, um sich den Zustand unserer Gesellschaft anzusehen, dann kann man beobachten und erkennen, dass Mütter immer zu sehr damit beschäftigt waren, Kämpfe zu schlichten und den Kindern so keine Gelegenheit gaben, selbst heraus finden zu können, wie das eigentlich geht. Heutzutage sind die meisten Erwachsenen, die ich kenne, einfach nicht in der Lage, einen vernünftige Diskussion zu führen oder Differenzen auszubügeln. Ich möchte nicht, dass meine Kinder sich immer auf mich oder eine dritte Partei verlassen müssen, um sich versöhnen zu können.

Nirgendwo sonst scheint sich dies mehr zu zeigen als in den Teenagerzeit, wenn das gemeine Mädchen- (und Jungen-) Drama losgeht, und überall auf der Welt Mütter andere Mütter anrufen und versuchen die Freundschaften wieder zu kitten und die Streitigkeiten beizulegen. Dabei ist das nicht die Aufgabe der Mütter! Lasst eure Teenager ihre Fehden selbst in die Hand nehmen, sie müssen selbst lernen,wie sie damit umgehen müssen, und hört auf, ihre Beziehungen reparieren zu wollen, als wären sie wieder in der Vorschulgruppe. Halt dich da raus, (es sei denn, es geht wirklich über eine gewisse Grenze), damit sie ihre eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Menschen, die sie vielleicht nicht so mögen, entwickeln können.

Ich bin weder faul, noch egoistisch oder desinteressiert an der Beziehung die meine Kinder zueinander haben. Ich bin es lediglich Leid, die vermittelnde Mutter, Zeugin, Richterin, Anwältin und Schiedsrichterin für jeden ihrer Konflikte zu sein. Und seitdem ich aufgehört habe, mich in ihr Chaos einzumischen, haben sie es geschafft, ihre Meinungsverschiedenheiten schneller, freundlicher und mit mehr Einfallsreichtum zu lösen, als ich jemals hätte schaffen können. Unglaublich aber wahr 🙂

Dadurch bleiben meine Handschellen frei für andere viel aufregendere Anwendungen. Zwinker, zwinker 🙂

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