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Dies ist ein Gastartikel von Anja Möwen, die neben einem schönen Blog auch wunderbare Kurse anbietet: http://anjamoewes.com

Die bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung, das sogenannte Attachment Parenting, ist ein sehr beliebter Erziehungsstil. Bereits 1982 wurde er von dem amerikanischen Kinderarzt William Sears begründet.

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Er setzt sich dafür ein, dass Eltern besonders intensiv auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingehen. Nähe steht hierbei an allererster Stelle.

Und diese Grundannahme ist so richtig: Ein liebevolles Umfeld und körperliche sowie emotionale Nähe sind essenziell für die gesunde Entwicklung jeden Kindes.

Gibt es Stolpersteine?

Das Streben nach Perfektion

Schwierig wird es allerdings dann, wenn das Streben nach Perfektion dazu kommt.

Wenn Mütter sich Vorwürfe machen, weil sie nicht stillen können oder wollen, Wenn die eigenen Bedürfnisse ausgeblendet werden, bis hin zur Selbstaufgabe. Schließlich brauchen auch Eltern mal eine Auszeit.

Die eigenen Bedürfnisse kennen

Hinzukommt, dass es vielen Eltern schwer fällt, ihre wahren Gefühle und Bedürfnisse zu zeigen bzw. sie für sich zu erkennen. Eltern empfinden häufig eher Scham als Mitgefühl für ihre eigenen Bedürfnisse und damit verbundenen Gefühle. Sie geraten in einen inneren Konflikt. Welche Bedürfnisse sollen sie erfüllen ihre eigenen oder die des Kindes?

Unvermeidbare Konsequenzen

Allerdings ist es schwierig, immer weiter zu geben, wenn man selber schon leer ist. Es folgen unvermeidbare Konsequenzen, wenn die Eltern nicht auf ihre eigenen Bedürfnisse achten: Viele Eltern haben Mühe, ihren Ärger über die eigenen unerfüllten Bedürfnisse nicht doch in einem schwachen Augenblick über ihren Kindern auszuschütten.

Die Eltern setzen dann ihre Kinder unter Druck oder lösen ungewollt und unbewußt Schuldgefühle aus, weil sie sich im Inneren nicht wertgeschätzt fühlen. Jeder Mensch kann nur ein bestimmtes Kontingent an Frust aushalten, bevor es zur Explosion kommt.

Auch Eltern haben Bedürfnisse

Eltern investieren viel Energie, Zeit und Liebe, damit ihr Kind sich gesehen, gehört und geschätzt fühlt.

Allerdings haben auch Eltern ein natürliches Bedürfnis danach, sich gesehen, gehört und geschätzt zu fühlen.

Es kann sehr herausfordernd sein als Eltern, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Unsere Bedürfnisse als Eltern sind ebenfalls sehr wichtig, allerdings tragen wir selber die Verantwortung, unser Gleichgewicht zu halten.

Es macht einen großen Unterschied, sich bewusst zu sein, was wir wirklich fühlen, und unsere unerfüllten Bedürfnisse zu erkennen.

Diese wütende Frustration, die sich allzu oft auf unsere Kinder ergießt, braucht und verdient es, gehört zu werden.

In vier Schritten den eigenen Bedürfnissen auf der Spur

1) Annehmen

Es ist nicht realistisch zu erwarten, dass diese Frust-Gefühle einfach weg gehen oder wir plötzlich nicht mehr frustriert sind. Annahme ist dabei der erste Schritt.

2) Mitgefühl

Freundlichkeit und Mitgefühl mit uns selber sind elementar wichtig, um Stress abzubauen und alte Emotionen zu heilen. Dafür müssen wir unseren Blick nach innen wenden und die Beziehung zu uns selber pflegen.

3) Hinsehen

Sich auf seine innere Welt einzustimmen und wirklich zuzuhören bedeutet im Allgemeinen, sich der unangenehmen Gefühle sehr bewusst zu werden und bereit zu sein, ihnen ehrlich zu begegnen.

Viele der Lösungen von Konflikten liegen in diesen eher unangenehmen Gefühlen, von denen wir uns so oft wünschen, sie nicht zu haben.

Hast du dich als Kind wertgeschätzt gefühlt, angenommen und gehört? Konntest du alle deine Gefühle zeigen und war es in Ordnung? Wurden deine Bedürfnisse nach Verbindung, Bestätigung, Wertschätzung, Zuhören und Empathie erkannt und angenommen? Oder eher nicht so sehr?

Hast du als Erwachsener gelernt, gut für deine Emotionen zu sorgen und genau hinzusehen, was du möchtest und brauchst?

4) Bedürfnisse

Nun ist es an uns, dem Gefühl das richtige Bedürfnis zuzuordnen. Was brauchst du? Unterstützung, Entspannung, Erleichterung, Verbindung? Indem wir unsere Gefühle und Bedürfnisse anerkennen, schenken wir ihnen und dadurch uns, die Aufmerksamkeit, die von Nöten ist.

So erleben wir Harmonie mit uns selber und erleben diese auch mit unserer Familie. Wir öffnen unser Bewusstsein für unsere inneren Frustrationen und Konflikte und bringen sie aus dem Schatten ins Licht, um diese unangenehmen Gefühle im Körper bewusst zu spüren und etwas Freundlichkeit gegenüber uns selbst anbringen.

Ein Wort zum Abschluss:

Es lohnt sich durchaus, einmal genau hinzusehen, was tatsächlich diese großen Gefühle in dir auslöst. Wann gehst du an die Decke?

… wenn dein Kind dich ignoriert? … wenn es dir widerspricht? … wenn es selber wütend ist? … dir nicht zuhört?

Vielleicht löst dieses Verhalten Gefühle deiner Kindheit in dir aus.
Wenn diese ausgelöst werden, können Wörter aus unserem Mund kommen, die uns schockieren, oft dieselben Wörter, die uns schon als Kind so weh taten.

Es ist eine Art unbewusste Nachstellung. Wir erleben Dinge immer wieder bis wir sie auflösen – nicht verdrängen. Je bewusster wir uns unserer Gefühlsauslöser werden, desto mehr können wir uns dieser inneren Schmerzen bewußt werden und sie auflösen.

Es ist in Ordnung, diese Gefühle zu haben. Wenn das Verhalten unseres Kindes eine sehr emotionale Reaktion auslöst, erhalten wir die Gelegenheit, einigen wunden Gefühlen in uns, die Aufmerksamkeit benötigen und verdienen, Mitgefühl zu verleihen.

Es ist sehr kraftvoll, die Empfindungen in unserem Körper zu beobachten und die Gefühle zu erkennen, die aktiviert werden und wo diese Gefühle im Körper gespürt werden.

Wir können Gefühle der Traurigkeit, Überwältigung, vielleicht Ängste oder Gefühle der Unzulänglichkeit identifizieren.

Mut zur Entscheidung

Wenn mehrere Bedürfnisse in der Familie aufeinander treffen, so ist es an uns Erwachsenen, den Rahmen zu halten.

Hierbei ist es sehr wichtig zwischen Bedürfnissen und Wünschen zu unterscheiden.

Am Anfang haben Babys Bedürfnisse. Je älter die Kinder werden, desto mehr Wünsche mischen sich unter die Bedürfnisse.

Da sind Kinder dann auch nicht anders als Erwachsene: Ich wünsche mir Verbindung und Nähe und fange vielleicht an, zu naschen.

Da ist es an uns Eltern zu erkennen: „Oh, komm wir trinken ein Glas Wasser zusammen und dann kuscheln wir eine Runde. Das tut uns beiden gut.“ Oder aus Langeweile wird genascht.

Diese Langeweile äußert sich in Frust. Bin ich bereit den Frust auszuhalten? Ihn zu begleiten bis ein neues Spiel, aus eigenem Antrieb, gefunden wurde?

Verbinde dich mit deinem Herzen

Verbinde dich mit deinem Herzen und mit deinen Gefühlen. Nimm dir zwei Minuten, lege deine Hand auf dein Herz und frage dich: „Was fühle ich, was brauche ich?“ Diese Handlung hilft uns, auf positive Weise wieder mit unserer inneren Welt in Verbindung zu treten.

Die Antwort könnte lauten: „Ich fühle mich gestresst! Der Frust meines Kindes stresst mich. Ich fühle allmählich Wut. Ich muss jetzt etwas für mich tun. Ich atme und koche mir eine Tasse Tee. Bis dahin wurde vielleicht schon ein neues Spiel gefunden.“

 

Versuche es!

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