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Dieser Blogbeitrag kommt von Anna. Anna ist Mutter von drei Jungs und sie lebt mit ihrer Familie in München.

Es beginnt, sobald er aufwacht. „Ich will heute kein Feuerwehrmann Sam sehen!““, jammert mein 4-Jähriger verzweifelt, er klingt dabei so leidend, also ob ihm jemand bei lebendigem Leib einen Zeh abschneiden wollen würde. Eigentlich wollte ich nur den Fernseher einschalten. War wohl nicht richtig.  „Ich hasse Sam. Ich will PJ Masks gucken, Mama!“

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„Hä? Du liebst doch Feuerwehrmann Sam!“, sagt mein 7-Jähriger. Ich kann seine Augen rollen hören und er seufzt, als ob er diesen morgendlichen Kampf schon ewig mitmachen würde. Da sind wir wieder. Welcome to Life!

Es ist 6 Uhr morgens und mein Ältester schreit meinen Jüngsten an, dass er sein Gejammer leid ist, dass er immer jammert, dass er ein weinerliches, doofes Baby ist und er bitte sofort aufhören soll. Innerlich nicke ich mit. Innerlich verteile ich virtuelle High-Fives an meinen Ältesten und feuere ihn weiter an, klopfe ihm ermutigend auf den Rücken. Er hat so Recht!


Äußerlich suche ich natürlich verzweifelt nach einer pädagogisch wertvollen Konfliktlösung. Allerdings bin ich auch hochgradig genervt. Lion jammert wirklich IMMER. Über so ziemlich alles. Und ja, es ist verdammt anstrengend für uns alle.

Ein chronisch weinerliches Kind hat nicht nur Auswirkungen auf sich selbst. Er ist eine Belastung für alle um ihn herum. Du glaubst mir nicht? Frag jede Mutter eines chronischen Jammerers und sie wird dir dasselbe sagen. Diese täglichen Jammer-Arien, mit denen sich die ganze Familie auseinander setzen muss, können durchaus belastend und demotivierend sein. Stell dir vor, deine Kinder sollen sich anziehen. Ihre Kleidung liegt schon parat. Sie sind körperlich SCHON LANGE in der Lage, sich selbst anzuziehen. Der Jüngste fällt jedoch mal wieder total aus der Rolle, er will und kann sich einfach nicht ohne Hilfe anziehen. Anstatt mich nun einfach zu fragen: „Mama, ich brauche Hilfe“, weint er nur und winselt und jammert wie ein Großer.

Was passiert dann? Du sammelst dich. Du erkennst den Grund seines Gejammers und sagst: „Bring die Klamotten her und ich helfe dir gerne.“ Da stehst du dann, selbst noch im Morgenmantel und du hilfst dem armen 4-Jährigen wie jeden Morgen in seine Hosenbeine. Immer wieder fragst du dich, wann er endlich in der Lage sein wird, das mal selbst zu tun. Du fragst dich, ob du ihm lieber nicht helfen solltest, damit er lernt, wie er mit seinen Emotionen selber fertig wird.

Natürlich geben Außenstehende DIR die Schuld an deinem kleinen Jammerlappen. Du hast dieses kleine Monster erschaffen, kannst du sie denken hören, weil du ihn zu lange verhätschelt hast und jetzt ist aus ihm ein total ungezogenes Ungeheuer geworden. Das ist alles deine Schuld. Das ist falsch. Natürlich habe ich ihn genauso geknuddelt wie alle anderen Jungs auch. Naiv wie ich war, ging ich davon aus, dass er seine Schuhe spätestens mit vier Jahren selber anziehen kann. Mein Jüngster hat da aber irgendwie mehr Durchhaltevermögen. Lion hat eine wahnsinnige Abneigung gegen Dreck und Schlamm. Das war bei meinen anderen beiden Jungs auch nicht so. Lion würde das Haus NIEmals ohne seine Gummistiefel verlassen, wenn es regnet. Und da er sie ohne mich nicht finden kann, steht er im Flur und heult und jammert. Wenn alle anderen schon längst draußen sind, will er lieber gar nicht mehr raus und er will, dass jemand mit ihm im Haus bleibt. Derjenige bin NATÜRLICH ICH.

Verabschiede dich von der Gartenarbeit, Mama, denn du kümmerst dich jetzt um einen mürrischen 4-Jährigen! Du willst den anderen auch nicht den Spaß verderben und somit bleibst du bei ihm.

Ein Jammerlappen ist eine Belastung für die ganze Familie. Er ist wie eine wütende kleine graue Wolke, die ganz plötzlich erscheint, um eine Tonne Regenwasser über die ganze Familie zu kippen. Zeit für eine Pizza, JUHUUU! „Ich hasse PIZZA!“ haut dein kleiner Wutknödel raus. Komisch, gestern wollte er noch unbedingt Pizza essen. Das spielt allerdings heute keine Rolle mehr. HEUTE will er keine Pizza und stellt alles in Frage. Er ist sauer auf sich selbst und auf uns. Und auf die IDEE überhaupt an Pizza zu denken. Und auf das Leben und auf ALLES.

Geben wir dem kleinen Tyrannen nach? Zwingen wir ihn, sich der Familie anzuschließen? Was ist das Beste für uns alle in diesem Moment? Was ist das Beste für den kleinen Tyrannen, der lernen muss, dass sein Unmut nicht den Ton angibt? Schwierige Entscheidung.

Ja, ich weiß, dass er erst vier Jahre alt ist. Ich weiß alles über diese verdammten Phasen. Ich hab das Ganze schon zweimal durch. Phasen voller Tränen und Wutausbrüche. Allerdings toppt dieses süße Kind all diese bereits erlebten Phasen um Längen. Mein geliebtes Baby bricht bei wirklich ALLEM in Tränen aus. Unauffindbare Schuhe. Nicht zu bindende Schuhe. Die Katze auf dem Sofa. Das falsche Buch, die falsche Kindersendung, der falsche Pullover oder das falsche Puzzle. Er hat Hunger. Er ist müde. Er hat Durst. Er weigert sich vehement, diese Dinge mit höflichen Bitten zu artikulieren, d.h. „Ich möchte jetzt etwas essen, Mama“ oder „Ich möchte jetzt nach Hause gehen, Mama“. Seine Brüder konnten das in dem Alter schon sehr gut. Aber mein Jammerlappen? Nein. Er fragt mich gefühlte hundert Mal, wann wir endlich gehen, bis ich nicht anders kann, als mich umzudrehen und loszubrüllen. Natürlich fühle ich mich gleich danach schuldig aber ich kann nicht anders, mein Kopf droht zu platzen!

Du musst damit leben, es hilft ja nichts. Du musst hoffen, dass es irgendwann besser wird. Du hoffst das, weil du das Gefühl hast, das nicht auf Dauer aushalten zu können. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zum Schluß!

Alles, was du in dem Moment tun kannst, ist: Halt deinen kleinen Jammerlappen ganz fest und genieße den Duft seiner Haare und überhäufe ihn mit Küssen. Du liebst ihn so sehr aber du kannst es auch kaum erwarten, dass er endlich aus dieser elenden Phase raus ist.

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1 Kommentar

  1. das Kind wird zum Jammerlappen durch die Mutter, weil sie es wie einen Jammerlappen behandelt, wenn es selbständiges Denken lernen würde, würde es sich ganz schnell entwickeln…

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