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Ein Gastbeitrag von Steffi aus Hameln

Ich stolperte diese Woche über einen Blogbeitrag, in dem eine Frau beschrieb, wie sehr sie es Leid ist, ihren Ehemann immer bitten zu müssen, dass er auch mal Dinge im Haushalt übernimmt. Es ist nicht der erste Beitrag dieser Art und es wird auch nicht der Letzte sein. Es ist quasi ein Evergreen, dass Frauen sich darüber beschweren, dass ihre Männer sich wie ein zusätzliches Kind benehmen, auf das sie aufpassen müssen. Ich habe Freundinnen, die nicht einen einzigen Mädelsabend erleben können, ohne 57 Textnachrichten zu bekommen, in denen sie gefragt werden, wo denn die Windeln sind oder wie man Nudeln kocht und welcher Schlafanzug denn für welches Kind ist. Ich kenne eine Mama, die, als ihre Kinder noch klein waren, jedes Wochenende früh aufstand, während ihr Mann schlief, NUR um etwas Zeit für sich haben zu können. Wie konnte es dazu bloß kommen?

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Ich denke, dass ein Teil davon mit der Tatsache zu tun hat, dass wir Frauen uns generell eher mit den negativen Seiten der Partnerschaft beschäftigen, anstatt das Positive zu sehen. Frauen nutzen jede Gelegenheit, um sich über all die lästigen Dinge zu beklagen, die ihre Ehemänner NICHT tun. Wir können uns mit nahezu jeder Frau an der Aldi-Kasse verbinden, indem wir die Augen rollen und „MÄNNER!“ stöhnen.

Wir denken viel weniger darüber nach, was unsere Männer alles für wundervolle Dinge tun. Stattdessen halten wir umso mehr uns mit den negativen Dingen auf. Ich verstehe das sogar. Niemand mag Angeber. Indem wir das Negative so bewusst wahrnehmen und mit anderen diskutieren, versuchen wir uns eigentlich nur bewusst klein zu halten. Die Messlatte hängen wir dabei besonders tief auf. Häufig kommt dann höchstens ein: „Naja, zumindest ist mein Mann nicht wie der von Claudia“ oder „Zumindest ist mein Typ nicht so eifersüchtig wie der von Katja!“

Wenn wir alle mal wirklich ehrlich zu uns selbst sind, dann spielen wir sehr wohl alle dieses Vergleichsspiel. „ICH mache und tue, aber ER sitzt nur rum!“ Das ist nur menschlich. Und es ist in Ordnung, sich mal gehörig Luft zu machen; Das ist irgendwie ja auch befreiend. Aber lasst uns das doch mal anders angehen! Vielleicht können wir unsere Gespräche unter Mädels ein wenig in die Richtung der Erkenntnis verschieben, dass Männer doch eigentlich gar keine Kinder sind und wir sie tatsächlich für ausgewachsene Menschen halten könnten.

Männer sind genauso in der Lage, alle Hausarbeiten zu erledigen und die Kindererziehung kriegen sie auch hin. Genau wie wir Frauen. Da, ich habe es gesagt. Die Katze ist aus dem Sack. Männer sollen unsere Partner auf Augenhöhe sein und nicht unsere Mitarbeiter. Du bist nicht ihr Boss und du solltest sie nicht anleiten und ihnen To-Do-Listen machen müssen. Sie haben Augen im Kopf und du bist nicht ihre Mama.

Es ist Geschirr in der Spüle? Schnapp dir einen Schwamm, Schatzi!

Der Wäschestapel türmt sich? Du weißt, wo die Maschine ist, Sven!

Das Baby stinkt wie ein Müllcontainer? Nimm dir ein paar Feuchttücher und rolle die Ärmel hoch, Marco!

Lass sie einfach mal herausfinden, wie scheiße es ohne dich ist. Wenn sie nicht mit anpacken, hör einfach auf, den Haushalt zu schmeißen. Sie werden es irgendwann ganz sicher bemerken. Und wenn sie zu dir kommen und rumjammern: „Schatz, warum ist die Wäsche denn nicht gemacht? Ich habe keine saubere Unterwäsche mehr!„, dann wirf ihnen einen verwirrten Blick zu und sage: „Oh Ja. Lass mich den Kalender mal checken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die letzten 635 Mal gewaschen habe, also dachte ich mir, das wäre jetzt in dieser Woche mal dein Job „

Wisst ihr, wenn ihr die Messlatte so tief hängt und ihr jedes Mal, wenn er mal eine Windel wechselt oder mal Geschirr abspült, direkt im Freudentaumel verfallt, so als ob der Typ gerade Krebs geheilt hat – DANN konditioniert ihr euren Mann darauf, dass er das eigentlich alles ziemlich super macht. Wenn er also eines Morgens aufsteht und die Kinder mit nach unten nimmt, damit ihr noch schlafen könnt, dann krönt ihr ihn direkt zum besten Kerl aller Zeiten und hier und da kullert ein Freudentränchen. Dann dürft ihr aber auch nicht überrascht sein, wenn er sich auch für den tollsten Typen der Welt hält! Immerhin hat er euch einen immensen Gefallen getan. EINEN Gefallen. Mehr nicht. Das ist sie wieder, die niedrige Messlatte.

Ich weiß, dass Männer grundsätzlich sehr wohl in der Lage sind das „Partnerspiel“ zu rocken. Ich weiß das deswegen, weil mein Mann das Partnerspiel wirklich rockt. Ich möchte nicht angeben. Er ist nicht perfekt. Er ist kein Exot, er ist ein ganz normaler Mann. Ich rolle auch oft mit den Augen und seufze laut. Wir diskutieren viel, weil keiner von uns von seinen Ansichten abrücken will. Bei uns geht es aber nie um die faire Aufteilung der Arbeit. Ich muss ihn nicht kontrollieren. Ich muss ihm nicht sagen, dass er etwas tun soll. Er ist ein erwachsener Mann und ich bin nicht seine Mama. Wenn ich ausgehe, bekomme ich nie einen Anruf, wie er etwas machen soll. Entweder er weiß es oder er findet es eben raus. Denn so machen das Erwachsene. Da ich seine Arbeit genauso wertschätze, wie er meine, bekommt er nicht jedes Mal, wenn er eine Ladung Wäsche bügelt oder mal den Ofen putzt, doppelte Bonuspunkte.

Abgesehen davon, dass wir alle zu erschöpft von den echten Kindern sind, sollten wir nicht noch zusätzlich haarige, 30- und 40-jährige Babys adoptieren; Wir haben schon genug kleine Augen um uns herum, die uns die ganze Zeit beobachten. Wenn du eine Frau bist, die ihren Kindern wichtige Dinge über das aktuelle Zeitgeschehen beibringt, dann musst du dieses faire Haushaltsding gleich noch mit vermitteln. Natürlich wissen die Kinder immer noch, dass sie mit einem Loch im Pullover eher zu mir kommen und wenn der Fahrradreifen platt ist, eher zum Papa, aber das liegt eher an unseren spezifischen Fähigkeiten und Talenten, als an unseren Geschlechtern.

Die Kinder sehen, dass Mama zwar jeden Abend kocht, aber sie sehen auch, dass Papa immer den Geschirrspüler bedient. Sie wissen auch, dass Mama nachts zwar schneller aufsteht, um sich mit schlechten Träumen und verstopften Nasen zu beschäftigen, aber der Papa wird ihnen dann sagen, dass sie Mami morgens länger schlafen lassen sollen. Die Kinder sehen, dass ich meistens staubsauge aber dafür bügele ich selten die Wäsche. Ich bringe meine Tochter jeden Morgen zur Schule und mache sie morgens auch fertig aber der Papa kümmert sich ums Abholen. Dieses Haus und diese Kinder gehören nicht nur mir. Sie werden von beiden Erwachsenen in diesem Haus geliebt, gehegt und auch gepflegt.

Also, meine Damen, wenn euer Mann nicht jedes Mal auf die Knie geht, um jedes eurer Abendessen andächtig zu würdigen, hört bitte auf, jedes Mal, wenn er mal etwas im Haushalt übernimmt, in völlige Entzückungsanfälle zu verfallen. An diejenigen unter euch, die Ehemänner haben, die bereits 50% der Arbeit im Haushalt übernehmen, möchte ich folgendes sagen: Erzählt es euren Freundinnen ruhig! Man muss sich nämlich dafür nicht schämen!

Vielleicht wird sich herumsprechen, dass wir mehr von „diesen Jungs“ erwarten können. Sie können nämlich ziemlich toll sein, wenn sie denn die Chance dazu bekommen.

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