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Von Greta aus Koblenz

Ich frage mich wirklich, ob wir Mütter nicht reif für die Klappsmühle sind, wenn unsere Kinder irgendwann erwachsen sind.

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Ich beziehe mich bei meiner wagen Behauptung nicht auf die katastrophalen Auswirkungen von Schlafentzug, den unerbittlichen Lärm und das Chaos eines Hauses voller kleiner Menschen ohne Volumen- oder Impulskontrolle oder all die anderen teilweise verblüffenden, gesundheitsgefährdenden Dinge, die unsere Kinder täglich tun. Jeder Fakt für sich kann einem schon den Verstand rauben aber komischerweise überleben wir Mamas trotzdem schon seit Jahrtausenden. Ich denke, Frauen haben mit der Zeit ein psychisches „Überlaufventil“ entwickelt, das uns davor bewahrt, vollends bekloppt zu werden.

Nein, was mich erstaunt, ist, wie Mütter es schaffen, nicht komplett verrückt zu werden, weil sie nämlich ständig mit einer Flut von sogenannten Expertentipps bombardiert werden. Diese Tipps kommen von Nachbarn, Familienmitgliedern, Freunden und von jeder Menge Fremden aus dem Internet. Ungefragt selbstverständlich. Uns stehen heutzutage unzählige Möglichkeiten der Wissenbeschaffung zur Verfügung. Die Anzahl an Fachlektüre über die perfekte Erziehung ist immens. Unterbewusst glauben wir, dass es da draußen Menschen zu geben scheint, die den perfekten Weg einen Menschen großzuziehen, gefunden haben.

Somit lauschen wir den Erziehungsratschlägen, auch wenn sie zunächst keinen Sinn ergeben, und wir achten auf geäußerte Meinungen, auch wenn wir es eigentlich gar nicht zugeben. Nicht selten stehen dieser eine Rat und diese andere Meinungen sogar im Widerspruch zueinander. Mamas von heute bekommen Hunderte von gemischten Botschaften zugeworfen, ob wir nun wollen oder nicht.

Du bekommst ein Baby? Du musst unbedingt spontan und natürlich entbinden! Eine Hausgeburt ist soviel entspannter, allerdings ist eine Hausgeburt auch verdammt gefährlich, denn wenn was mit dem Baby ist, dann gibt es keinen OP! Ein Krankenhaus ist allerdings auch SEHR gefährlich, denn da kann das Baby sich ja mit bösen Keimen anstecken.

Du musst unbedingt stillen, hörst du? Stillen ist das Beste für das Kind! Stille aber nicht zu lange und hör ja nicht zu früh damit auf! Natürlich sollst du in der Öffentlichkeit stillen aber achte auch darauf, dass nicht jeder deinen nackten Busen sieht! Wenn du nicht stillen kannst, dann musst du dich nicht schlecht fühlen, ich wünsche dir einfach viel Erfolg beim Gift füttern! Pulvermilch ist heutzutage gar nicht mehr so schlimm, wobei natürlich Muttermilch und der Haut-zu-Haut-Kontakt insgesamt so wichtig ist.

Lass dein Baby nicht mit dir im Bett schlafen, du bekommst es da sonst nie wieder raus, aber lass es sich nicht selbst in den Schlaf weinen, weil du dann das Urvertrauen zerstörst. Du kannst dein Baby mit dir im Zimmer schlafen lassen, aber nur in deinem Zimmer, nicht in deinem Bett. Allerdings ist die Intimität zwischen dir und deinem Partner wichtig, also lege das Baby wenigstens ab und an in ein anderes Zimmer. Wie, du bist zu müde für Sex? Was ist los mit dir?

Du solltest bei deinen Kindern zu Hause bleiben, du hast schließlich keine Kinder bekommen, um sie in eine Fremdbetreuung zu geben. Du solltest allerdings auch arbeiten gehen, denn wie sonst sollen deine Kinder lernen, dass Frauen trotz Familie ihre Karriereträume verfolgen können, wenn du ihnen nicht zeigst, wie man das schafft?

Biete deinen Kindern alle Möglichkeiten. Sportkurse, Musikinstrumente, Malkurse. Oh, und binde sie im Haushalt mit ein. Achte aber auch darauf, dass du sie nicht überforderst. Du musst in der Schulzeit darauf achten, dass deine Kinder genügend Zeit für ihre Hausaufgaben haben. Hilf ihnen bei den Hausaufgaben aber hilf nicht zu viel. Achte darauf, dass die Kinder rechtzeitig ins Bett gehen und achte gleichzeitig darauf, dass du nicht zu streng bist.

Verbringe bitte auch genug Stunden alleine mit den Kindern, sie brauchen exklusive Mama-Zeit mir dir. Gleichzeitig musst du dich auch um deinen Ehemann kümmern, es geht um eure Ehe!   Achte stets darauf, dass du dir Zeit für dich selbst nimmst, denn wenn du dich nicht um dich selbst kümmerst, wie kannst du dann gut für jemand anderen sorgen? Nimm dir nicht zu oft zu viel Zeit für dich selbst, denn deine Kinder stehen schließlich an erster Stelle, wenn deine Ehe nicht bereits an erster Stelle steht.

Dein Haushalt sollte bitte makellos und vorzeigbar sein. Ein bisschen chaotisch sollte es aber auch sein, denn zu steril ist auch blöd, es leben schließlich Kinder in deinem Haus! Die Kinderzimmer sollten ordentlich und sauber sein, denn nur so lernen sie, wie wichtig Ordnung ist aber du solltest ihnen gleichzeitig auch genug Entfaltungsmöglichkeiten lassen und sie nicht einschränken.

Sei keine Helikopter-Mama, aber lass deine Kinder bitte nie auch nur für eine Sekunde aus den Augen. Hundeleinen anlegen geht gar nicht, das war früher mal IN. Du solltest wahrscheinlich einfach nirgendwo hingehen, niemals.

Fange früh damit an, deinen Kindern Computerprogrammierung beizubringen, denn ohne technisches Know-How wird man heute ja nichts mehr. Gleichzeitig achte bitte penibel auf nicht zu hohe Bildschirmzeiten, das ist schädlich fürs Gehirn. Gib deinen Kindern ein Handy, weil wir in einer schrecklichen Welt leben und wir sie jederzeit erreichen können sollten, aber sie brauchen eigentlich gar kein Handy, weil wir ja auch ohne Handys überlebt haben.

Setze deinen Kindern Grenzen, aber lass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen. Lass sie unabhängig werden, achte dabei aber darauf, dass du nicht das Zepter aus der Hand gibst. Erfülle stets die emotionalen Bedürfnisse deiner Kinder, aber verwöhne sie nicht. Sei stets der Fürsprecher deines Kindes, aber kämpfe nicht für sie. Zeige deinen Kindern stets, dass sie genau richtig so sind, wie sie sind, aber lobe sie nicht zu oft.

Verdammte Axt! Nichts, was wir tun, ist richtig. Alles, was wir tun, ist falsch, auch wenn es das Gegenteil von dem ist, was nicht richtig war. Mütter können nicht gewinnen. NIE!

Ich denke, es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder du verlierst deinen Verstand oder du lernst, wie du all die Stimmen zum Schweigen bringst. Ich meine ganz und gar und für immer. Schalte sie ab. Over and out. Denn: Niemand kennt deine Familie und deine Kinder so gut wie du selbst. Niemand hat richtige Antworten für dich parat. Wir alle brauchen manchmal etwas Hilfe, aber keiner von uns braucht ständig eine latent untergeschobene Kritik.

Ignoriere also diese Stimmen, die dir sagen, was und wie du etwas zu tun und zu lassen hast. Finde heraus, was dich inspiriert. Finde heraus, was deine Seele nährt. Finde es heraus und schenke diesen Dingen dann deine volle Aufmerksamkeit. Lass den Lärm und die Stimmen und die Internet-Jurys in den Hintergrund treten, bis du nur noch entfernte Geräusche von Ihnen und Ihren Familie hörst.

Nur du kannst entscheiden, was für dich richtig ist, und der einzige Weg, das zu tun, ist, auf deinen eigenen Geist und dein eigenes Herz zu hören. Verbanne all die Ratschläge und schalte den Lärm aus. Rette deinen Verstand.

Deine Greta

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