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Ein Gastbeitrag von Lenja aus Kiel

Ich war mit unserem zweiten Kind schwanger und freute mich auf die kommende Zeit. Ich fragte mich des Öfteren, was für ein Mensch da wohl in mir heran wuchs. Unser Erstgeborener ist ein glücklicher, neugieriger, aber vorsichtiger kleiner Junge. Bis jetzt lief alles wirklich „easy“ mit ihm. Ich glaube, seine gechillte Art war auch der Grund, warum wir es nochmal versuchen wollten.

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Wir mussten Junis meist nur einmal erklären, warum etwas gefährlich sein könnte und schon mied er diese Gefahrenquelle. Die Kindersicherung unseres Hauses bestand aus drei zufällig platzierten Steckdosenabdeckungen und einem Treppengitter, das eigentlich mehr für unseren Hund als für ihn gedacht war. Er rannte nie vor mir weg und wenn wir auf einem Spielplatz waren, den er noch nicht kannte, so wartete er stets auf mich, bis er sich auf die Rutsche traute.

Mein Sohn ist auch kein waghalsiger Kletterer. Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass er vor dem Fernseher sitzen blieb, während ich mal im Bad war. Insgeheim dachte ich mir schon, dass unser nächstes Kind vielleicht nicht ganz so gechillt sein würde. Aber natürlich stirbt die Hoffnung zuletzt und so dachte ich mir, dass unser zweites Kind bestimmt dem braven Bruder alles nachmachen würde und zack, easy going.

Weihnachten 2016 war das letze Mal, das ich diese Hoffnung hatte.

Meine Tochter fing mit 6 Monaten zu krabbeln. Ich weiß es noch wie heute, es war nämlich Heiligabend. Es dauerte nicht lange, bis sie durch den Raum flitzte wie ein Rennauto. Meist konnte ich gar nicht so schnell hinterher kommen, um sie mir zu schnappen. Von dem Moment an wollte sie sich so viel wie möglich und mit der maximalen Geschwindigkeit, die sie erreichen konnte, fortbewegen.

Wir begriffen sehr schnell, dass ihre Fortbewegung leider nicht das einzige Problem war. Ihre Mobilität war nur Mittel zum Zweck, um sich von einer Gefahr zur nächsten zu bringen. Unser Haus wurde zum Hochsicherheitstrakt: Abgerundete Ecken an Tischen, Schlössern an allen Schränken und Schubladen, an der Wand angeschraubte Möbel und kindersichere Steckdosen.

Nichts davon hat wirklich geholfen.

Während andere Eltern Angst davor haben, dass ihr Kind einen kleinen Legostein oder etwas Kleingeld schlucken könnte, war ich bereits dabei, einen Bleistiftspitzer aus dem Mund meiner Tochter zu holen. Nichts war vor ihr sicher. Draußen küsste sie alle auch noch so böse aussehenden Hunde mitten ins Gesicht.

Eines Tages, als ich gerade den Kinderwagen ins Auto laden wollte, setzte ich die Kinder für einen Moment auf die Terrasse. Als ich meinen Kopf nach gefühlten zwei Sekunden aus dem Auto zog, wandte ich mich der Terrasse zu und sah plötzlich nur noch meinen Sohn. Mein Kopf schnellte in die entgegengesetzte Richtung, und ich entdeckte meine 15 Monate alte Tochter lächelnd mitten auf der Straße sitzen. Sie muss sich direkt hinter mir weg geschlichen haben. Ich musste (nachdem ich sie da weggeholt hatte) erstmal langsam bis 10 zählen…….

Sicherlich: In gewissen Dingen bereitet dich dein erstes Kind auf das zweite vor. Du verfügst sozusagen über eine „Wissensbasis“, mit der sich arbeiten lässt, wenn Baby Nr. 2 auf der Welt ist. Aber außer zu wissen, wie man eine Windel wechselt oder wie man effektiv Rotz aus einer total verstopften Säuglingsnase saugt, ist alles, was ich vorher wusste, total nutzlos gewesen. Es hat niemand mit diesem Wirbelwind gerechnet.

Anstatt nun etwas Abstand halten zu können, um meinen Sohn einen Spielplatz mit etwas mehr Unabhängigkeit erkunden zu lassen, muss ich mittlerweile zumindest immer in der Nähe bleiben, damit Nora sich nicht höllisch verletzt. Ich muss permanent auf der Hut sein, falls sie sich mal wieder entscheidet vom höchsten Punkt des Klettergerüsts runter springen zu wollen. Mittlerweile halte ich immer einen Zipfel ihres Pullovers fest, ohne das sie es merkt, versteht sich.

Tja und nachdem ich bereits zweimal bunte Plastikteile in ihrer Windeln gefunden habe, haben wir alle Brettspiele erstmal auf unbestimmte Zeit auf dem Dachboden verstaut. Es passiert mir immer noch oft, dass ich morgens mit unserer Speisekammer Tür kämpfe, bevor mir wieder einfällt, dass ich ja ein Schloss auf der oberen Kante angebracht hatte, damit Nora nicht wieder das Hundefutter ausräumt. Mit ihren 20 Monaten trage ich sie immer noch, wenn es irgendwo unübersichtlich und voll ist – nicht weil ich Bock auf kuscheln hab, sondern nur um sie davon abzuhalten, ihren Popo wieder auf die Mitte der Straße zu setzen.

Man hört ja teilweise von anderen Eltern, wie unterschiedlich zwei Kinder sein können, aber  meistens gehen die Eltern nicht weiter ins Detail. Erst wenn du zwei eigene Kinder hast, findest du heraus, dass „anders“ bedeuten kann, dass das eine gerne ruhig in seinem Zimmer spielt während das andere damit beschäftigt ist „Wie kann ich meine Mama zu Tode erschrecken“ zu spielen.

Wird das irgendwann besser? Ihr dürft mir gerne Mut machen und auch die Wahrheit kann ich ab 🙂

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