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Von Leserin Sarah aus Bad Zwischenahn

Es gibt eine Frage, die ich wirklich, wirklich oft höre. „Und, bleibt es bei einem Kind oder kommt da noch eins?“ Neugierige wollen das wissen und ich erwarte diese Frage schon, wenn Fremde mich mit meinem EINEN Kind im Schlepptau sehen. Es ist genau die Art von Kommentar, die mir manchmal echt weh tut. Es ist eine kleine Frage, von der die Leute nicht wissen können, wie sehr sie mich trifft.

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„Mehrere Kinder sind so toll und es wäre doch traurig, wenn eine Tochter ein Einzelkind bliebe! “

Ist etwas falsch daran, nur ein Kind zu haben? Auf den ersten Blick sehen wir aus wie eine typische, dreiköpfige Familie. Das Lachen und Grinsen, das unsere Gesichter erfüllt, vermittelt den Eindruck einer perfekten Familie. Von außen sind wir das auch. Wenn man aber unter der Oberfläche kratzen würde, käme so viel mehr von unserer Geschichte ans Tageslicht. Sie ist gefüllt mit jahrelanger Frustration durch Unfruchtbarkeit, mit wahnsinnigem Herzschmerz durch Kindesverlust und voller Angst nach dem Erlebnis einer Frühgeburt. Deshalb wünsche ich mir, dass die Leute endlich aufhören würden, mich zu fragen, ob mein Mann und ich uns noch mehr Kinder wünschen.

Ich wusste immer, dass es zu meiner Bestimmung gehörte, Mutter zu werden. Ich habe mir das Leben damals schon mit zwei Kindern, einem liebevollen Ehemann, einem Hund und einem Haus mit einem weißen Lattenzaun vorgestellt. Leider musste ich lernen, dass das Leben nicht immer so läuft wie geplant. Jahrelang hatten mein Mann und ich mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen. Jeder neue Monat war mit Hoffnungen und Träumen, endlich schwanger zu werden, gefüllt, alle endeten traurig, weil wieder das „nicht schwanger“ Zeichen auf dem Test zu sehen war. Es fühlte sich an, als würde Gott einen grausames Spiel mit uns treiben. Warum konnten zwei Menschen, die sich so danach sehnten, eigene Kinder zu bekommen, einfach nicht schwanger werden?

Die Tränen der Unfruchtbarkeit wichen dem Schock und der Freude, als wir erfuhren, dass wir Drillinge erwarteten. Endlich wäre unsere Familie komplett. Als wir begannen, uns Windeln, Autositze und Babyartikel zu besorgen, nahm unser perfektes Leben eine unerwartet harte Wendung. Im fünften Monat meiner Schwangerschaft kamen die Wehen. Unsere drei Babys wurden mehr als 17 Wochen zu früh geboren.

Nichts bereitet dich auf die Tragödie vor, ein Kind zu verlieren. Dieses Thema ist so grausam, so unfassbar schrecklich, dass du niemals erwartest, dass es dir passieren könnte. Innerhalb von zwei Monaten sind zwei unserer Drillinge verstorben. In der ersten Zeit, vergrub ich mich in meiner Trauer. An manchen Tagen schaffte ich es nicht, überhaupt aus dem Bett zu kommen.

Als diese grauenhafte Realität über den Verlust unserer Kinder Teil unseres Lebens wurde, machte ich mir Sorgen über die Zukunft. Nachdem unsere erste Tochter gestorben war, begann ich mich zu fragen, was die Leute wohl sagen würden. Würden Fremde annehmen, dass meine Kinder „Zwillinge“ sind? Zwei Monate später, nachdem mein Sohn gestorben war, musste ich wieder an meine Kinder denken. Fremde würden nie erfahren, dass unser überlebendes Kind tatsächlich mal zu Drillingen gehörte. Werde ich meine beiden Kinder im Himmel jemals vergessen? NIEMALS.

Nach jahrelangen Therapien und Arztterminen ist unser überlebender Drilling jetzt gesund und gedeiht prächtig. Ihr schwieriger Start am Anfang wurde zu einer entfernten Erinnerung. Mein Mann und ich haben mit einem Kind hier auf der Erde und zwei im Himmel mittlerweile unseren Frieden geschlossen. Unsere kleine Familie ist glücklich und zufrieden, und wir verbringen unsere Tage nicht damit, uns ständig zu fragen, was wäre wenn…

Ich war kürzlich in einem Laden, als eine Fremde eine Unterhaltung mit mir begann. Nachdem sie (zurecht) festgestellt hatte, wie bezaubernd meine Tochter doch ist, fragte sie mich dann die gefürchtete Frage: „Und, kommt da noch eins?“ Obwohl ich wusste, dass sie nur Smalltalk halten wollte, musst ich schwer mit mir kämpfen um nicht in Tränen auszubrechen. Ich sagte ihr freundlich, dass wir Glück mit unserem Wundermädchen haben, und da hörte ich den Kommentar, den ich so sehr fürchte.

„Sie kann aber doch kein Einzelkind bleiben“, sagte die Fremde.

Ich lächelte die Dame an, als mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich holte tief Luft und antwortete: „Ist sie nicht. Sie hat einen Bruder und eine Schwester im Himmel, die sie sehr lieben. „Als ich das sagte, sah ich meine Tochter an. Sie ist vielleicht für die meisten Menschen unser einziges sichtbares Kind, aber sie wird immer ein Teil eines Trios sein. Unsere Familie wird nicht durch die Anzahl der Kinder definiert, die wir hier auf der Erde haben. Wir haben ein Kind fest an der Hand und zwei Kinder tief im Herzen.

Wir sind perfekt, so wie wir sind.

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