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Ein Gastbeitrag von Anna aus Hamburg

Vor zwei Tagen wollten wir die Kinder ins Bett bringen und die Zimmer im Kinderzimmer waren halb geöffnet. Ich war total genervt, weil die beiden sich mal wieder gegenseitig hochschaukelten und ich redete ziemlich laut auf sie ein. „Ihr müsst mir auch mal zuhören, verdammt! Ihr zieht jetzt sie Schlafanzughose an! Die HOOOOOSE!“ Dann klingelte es an unserer Tür.

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Mein erster Gedanke war: „Oh Mist. War ich zu laut? Was haben sie Nachbarn jetzt mitbekommen? „Das süße ältere Paar hatte ein Lächeln auf ihren Gesichtern, als ich los plapperte: „War ich zu laut? Habt ihr gerade mitbekommen, wie genervt ich gerade war?“ Sie lächelten wie ältere Paare eben lächeln,  Paare, die ihre Kinder schon längst großgezogen haben und sie sagten:“ Nö. Musstest du schimpfen?“ Ich lachte es weg, während mein Mann sich in Luft auflösen wollte. Die Kinder kamen mit nassen Haaren in ihren Schlafanzügen um die Ecke gebogen und wussten nicht, was los war.

Ich bin eine tolle Mutter. Ich verspreche es euch. Ich schimpfe nur ganz selten.

Als Kind hatte ich mir geschworen, dass ich, wenn ich selbst mal eine Mama bin, nieeeeeemals schimpfen oder gar laut werden würde. Aber das Problem mit den Versprechen, die man sich als Kind gibt ist, dass man nicht im Ansatz weiß, worüber man da eigentlich spricht. Und keiner, wirklich keiner, der nicht selbst Kinder hat, darf sich zu meinen Erziehungskompetenzen oder deren verbalen Fehlgriffen äußern.

Kinder könne einen wirklich an den Rand der Verzweiflung bringen. Gibt es Mütter, die niemals schimpfen? Klar, sie existieren – nur bin ich davon überzeugt, dass sie aus einem ganz anderem Holz geschnitzt sind, als ich es bin. Ich glaube, diese Mütter haben auch ihre Defizite! Bestimmt gehen die zum Lachen in den Keller oder so.

Habe ich schon erwähnt, dass ich eine echt coole Mama bin? Gut. Es ist nur so, naja, meine Kinder bringen mich tatsächlich etwas mehr auf die Palme, als ich es erwartet hätte. Und ich habe an mir gearbeitet, wirklich. In 11 Jahren habe ich mir ein echt dickes Fell angewöhnt aber dennoch gehöre ich zu den Müttern, die ab und an mal so richtig laut schimpfen.

Also, das hier geht an die ältere Dame, die mich auf dem Parkplatz schief angesehen hat, weil ich meinen 3-Jährigen ankeifte, weil er sich mal wieder nicht anschnallen lassen wollte: Ich bin ne echt coole Mama, versprochen! Es ist nur so: Du hast nicht mitbekommen, dass er sich vorher schon zehn Minuten gegen das Anschnallen gewehrt hat, während ich geduldig auf ihn gewartet habe und die Ruhe in Person war. Er führte all seine Bewegungen so langsam wie ein Faultier aus, das brachte mich auf die Palme. Ich hatte es an diesem Tag extrem eilig, weil wir noch zu einem wichtigen Termin mussten. Also vergib mir, dass ich mich habe gehen lassen.

Das hier geht an all die Nachbarn, die ungefragt Zeuge meiner Wutausbrüche wurden, weil die Fester auf Kipp standen: Ich schimpfe manchmal, weil diese Kinder es vorziehen sich mit Creme zu beschmieren, anstatt sich anzuziehen und sich nicht lang genug konzentrieren können um nicht nur einen, sondern alle Zähne zu putzen. Ich bin eine tolle Mutter. Versprochen. Ich schimpfe ab und an nur ein bisschen, weil meine Kinder die Aufmerksamkeitsspanne von schlafenden Goldfischen haben.

Das hier geht an meine Freundin, die mich dabei beobachtet hat, wie ich mir die Nachbarskinder vorgeknöpft hatte, weil sie meinen Jungen kopfüber in die Mülltonne verfrachtet hatten: Ok, dafür entschuldige ich mich nicht.

Das hier geht an diesen Kundendienst-Callcenter-Typ am anderen Ende des Telefons, der leider mitbekommen musste, wie ich meine Kinder anpöbelte, sie sollen endlich mal ruhig sein, damit ich etwas verstehen kann: Ich bin eine coole Mama.

Ich muss sagen, dass ich schon wirklich ruhiger geworden bin. Ich denke, es ist wichtig, sich selber Ziele zu setzen. Ja, die Stimme zu oft zu erheben ist definitiv nicht das gelbe vom Ei, dessen bin ich mir wohl bewusst. Deshalb versuche ich nicht so oft zu schimpfen. Aber ich habe auch gelernt, mich zu entschuldigen und es auch wirklich so zu meinen. Ich habe gelernt, dass es Zeit braucht um schlechte Gewohnheiten ablegen zu können. Und ich habe gelernt, dass gelegentliches Schimpfen, weil sie die verdammte Schlafanzughose einfach nicht anziehen wollen, niemanden dauerhaft schädigen wird.

ich bin alles andere als perfekt. Ich weiß das. Und deshalb schimpfe ich manchmal. Ich weiß allerdings, dass ich zu 90 % ne coole Mama bin. Und meistens gibt es einen guten Grund für meinen Unmut.

Und weißt du was, ich arbeite immer noch an meinem damaligen Versprechen, die Mutter zu sein, die nicht ständig mit ihren Kinder schimpft. Aber…“Zieeehhhh verdammt nochmal die Hose an!“ 🙂

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