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Anonymer Beitrag.

Ich erinnere mich noch genau daran, als ich es merkte. Ich saß mit meiner besten Freundin auf der Terrasse. Wir redeten, wie so oft, über die typischen „Mädchenthemen“. Es ging dieses mal um unsere monatliche Periode.

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Ich bekam sie immer pünktlich wie ein Uhrwerk, genau alle 28 Tage.

„Ich hatte meine Tage vor sechs Wochen das letzte Mal.“

Dann sackte ich zusammen und ich wusste, dass ich schwanger bin.

Obwohl ich mich bemühte nicht so sehr darüber nachzudenken, tat ich es dennoch. Mir war das neu entstehende Leben immer heilig. Abgesehen davon, dass ich nicht der religiöseste Mensch bin, war das immer wertvoll für mich.

Aber…..

Ich war damals 19 Jahre alt, hatte gerade erst mein Abitur in der Tasche. Hatte viele Pläne , wollte studieren und mich beruflich orientieren. Ich wollte Karriere machen, auf eigenen Beinen stehen. Ich weiß nicht, ob das alles mit einem Baby im Schlepptau geklappt hätte.

Ich lebte hunderte von Kilometern von meiner Familie entfernt – Hatte Angst, dass die mich nicht mehr sehen wollen, da ich ein uneheliches Kind in mir trug. Auch hatte ich die Befürchtung, dass ich das Baby dennoch behalten müsste, da meine Familie Druck ausgeübt hätte und ich trotz Allem als die größte Schlampe gegolten hätte.

Auch war mir nicht klar, wer der Vater sein könnte, da es da mehrere Möglichkeiten gab.

Eigentlich wusste ich direkt, was ich zu tun habe. Weder wollte ich mein Leben, noch das Leben des kleinen Babys ruinieren und trieb das Kind ab.

Es waren furchtbarer Schmerzen. Schmerzen, die schlimmer waren als alles zuvor Erlebte. Ich weiß noch, wie ich in einer großen Blutlache aufwachte, als es vorbei war. Ich duschte und sah zu wie das ganze Blut den Abfluss runterfloss. Mir war so schlecht, dass ich mich auch noch übergeben musste. Ich kotze meine Schuld buchstäblich aus. 

 

Nachdem das Baby weg war, fingen für mich die großen Schuldgefühle an. Ich musste immer an das Kind denken, welches ich wegen mein Plänen abgetrieben habe. Welches nicht in mein Leben passte, welches nie eine Chance hatte.

Die Schuldgefühle waren eigentlich immer da, länger als neun Monate. Selbst bei meinen zwei späteren Schwangerschaften, waren sie da..diese Schuldgefühle. Immer wieder wurde ich zurückgeworfen in die Zeit der ersten Schwangerschaft. Die Schwangerschaft, die für mich nie geendet hat und auch nie enden wird.

Dennoch habe ich damals die richtige Entscheidung getroffen.

Ich weiß, dass ich ohne die damalige Entscheidung, nicht da sein würde, wo ich heute bin. Ich hätte meinen Mann nie getroffen. Ich hätte nicht die Kinder, die ich jetzt habe: Ich hätte heute nicht ihre lachenden Gesichter vor mir, ihre Wärme bei mir.

Heute bin ich immer noch beeindruckt von Frauen, die nicht die gleiche Entscheidung getroffen haben, einige von ihnen kenne ich sogar. Sie sind gefühlt, viel stärker als ich.

Ganz tief in mir erzählt mir eine Stimme oft: ohne meine damalige Entscheidung , würde jetzt ein Teenager mit dem Handy auf der Couch liegen, mit allen Problemen, die Teenager eben haben.

In meinen Gedanken ist es ein Junge, dem ich auch einen Namen gegeben habe. Der Name steht für etwas, das ich liebe aber auch soll er mich daran erinnern was gewesen ist.

Mein Mann und ich wünschen uns weitere Kinder, aber ich kann keine mehr bekommen. Auch hier bekomme ich oft Schuldgefühle.

Da sind Gedanken, die mir sagen, dass das Schicksal so entschieden hat und ich durch die Abtreibung diese Bürde als Strafe tragen muss und nicht noch mal das Glück Mama zu werden erleben darf. Oft kommt dann noch der Glaube ins Spiel und man fragt sich ob der liebe Gott mich strafen will.

Dennoch stehe ich zu meiner Entscheidung, ich machte Karierre, traf meinen Mann und bin auch zweifache Mama von wunderschönen Kindern. Ich habe Umstände in meinem Leben ausgeklammert, die mich heute eventuell stärker gemacht hätten.

Ich habe damals, die für mich richtige und beste Entscheidung getroffen und niemanden von der Abtreibung erzählt und bin da ganz alleine durch.

Wenn mich heute jemand fragt, kann ich mit erhobenem Haupt das Wort Abtreibung aussprechen, auch die logischen Gründe erklären. In mir aber sind oft Zweifel und immer diese Frage: Was wäre, wenn ich es nicht getan hätte?

Und ich habe es getan. Ich hatte eine Abtreibung. Schau mir ruhig ins Gesicht. Ich kann es jetzt tun, es zugeben. Aber ich kann es immer noch nicht annehmen. Das Chaos in meinem Kopf ist zu groß. Meine Arme sind zu leer.

 

 

 

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