Werbung

Hinweis: Diese Autorin hat sich dafür entschieden, anonym zu bleiben, weil sie nicht will, dass ihr Sohn stigmatisiert wird. Sie schreibt, weil sie falsche Vorstellungen über Autismus ändern möchte und sie hofft, eines Tages frei sprechen zu können, ohne die Zukunft ihres Sohnes damit negativ zu beeinflussen. Wir respektieren ihre Entscheidung.

Mein dreijähriger Sohn ist Autist. Ich habe Angst, euch das zu sagen. Er hat so hart dafür gekämpft, um seine täglichen Herausforderungen überhaupt bewältigen zu können, so dass ich verdammt besorgt bin, das alles noch komplizierter werden würde, als es eh schon ist, wenn ihr herausfinden würdet, dass er Autist ist.

Werbung

Mein Paul verfügt nicht über die stereotypen Merkmale des Autismus, also wenn ich euch nicht verraten würde, dass er Autist ist, würdet ihr es vielleicht gar nicht bemerken. Ihr würdet vielleicht bemerken, dass er schwer verständlich spricht, aber niemand verurteilt ein dreijähriges Kind wegen einer Sprachverzögerung.

Ich habe meine Lektionen aus der Vergangenheit gelernt. Ich denke an die Zeit zurück, als ich zehn verschiedene Kitas anrief, deren freie Plätze plötzlich und unerwartet verschwanden, nachdem ich das Wort Autismus in den Mund genommen hatte (obwohl ich immer erklärte, dass mein Sohn bei uns lebt und keine besonderen Verhaltensauffälligkeiten aufweist). Wenn Pädagogen, die eigentlich über autistische Kinder Bescheid wissen sollten und über eine urteilsfreie Fähigkeit, jedes Kind so anzunehmen, wie es ist, verfügen sollten, ein dreijähriges Kind nur anhand eines Etiketts beurteilten… Wie würdet ihr über sie denken? Meine Hoffnung ist, dass, wenn ich dir nicht sage, dass er Autist ist, du ihn genauso behandelst, wie jedes andere Kind auch.

Ich möchte euch so gerne sagen, dass mein Sohn Autist ist. Ich möchte euch davon erzählen, weil wir bereits vor zwei Jahren hierher gezogen sind, wir aber so viel Zeit damit verbracht haben, uns durch verschiedene Therapien zu jonglieren, dass wir weder Zeit noch Energie aufbringen konnten, um neue Freunde zu finden. Ich möchte euch sagen, dass wir uns nicht treffen können, weil er so oft in der Woche zur Therapie muss. Ich möchte mit euch sprechen, um die Missverständnisse, die mit Autismus einhergehen, grundlegend zu ändern.

Also, es geht los:

Mein dreijähriger Sohn ist Autist. Er gilt als besterzogenes Kind in seiner Kitagruppe (danke an den einen Kindergarten, der ihn aufgenommen hat) und er ist super klug, super süß und mega freundlich. Er ist ein Dreijähriger, der gerne mit anderen Kindern spielt, sozial ist und gerne teilt. Er liebt es, aufzuräumen. Er ist das fröhlichste Kind, das ich kenne und er hat auch nicht mehr Wutanfälle als jedes andere Kind auch.

Allerdings ist er auch eine Dreijähriger, der bei der letzten Ostereiersuche so überfordert war, dass er am liebsten sich selbst verstecken wollte, als Eier zu sammeln. Er ist ein Dreijähriger, der durch unvorhergesehene Planänderungen so verzweifelt, dass er Durchfall bekommt und nicht schlafen kann. Er ist ein Dreijähriger, der genau um 12 Uhr Mittag essen muss, genau um 13:30 Uhr ein Nickerchen machen muss und vor 17:30 Uhr zu Abend essen muss. Er ist ein Dreijähriger, der zusätzlich auch eine seltene Sprachstörung hat, die als Kindliche Sprechapraxie bezeichnet wird.

Wenn du mich in der Stadt triffst, werde ich dir dennoch nicht erzählen, dass mein Sohn Autist ist.

Du siehst lediglich einen Dreijährigen, der monatelang jeweils zwanzig Stunden pro Woche in der Therapie war, um überhaupt an diesen Punkt zu kommen (zumindest in seinen wachen Momenten, außerhalb vom Mittagsschlaf und den zwei halben Tagen pro Woche in der Kita). Er ist ein Dreijähriger, die so hart dafür gearbeitet hat, die alltäglichen Dinge bewältigen zu können, Dinge, die für andere Menschen total selbstverständlich sind. Er hat gelernt, wie man Emotionen mit anderen teilen kann, wie er auf seinen Namen reagiert und wie man Sprache einsetzen kann.

Er hat gelernt, wie man Fingerfarben an den Händen, das Geräusch eines Haartrockners und das Gehen auf Sand ohne Nervosität überstehen kann. Mit der Hilfe großartiger Therapeuten hat er sowohl das Spielen, als auch das Lernen gelernt. Er ist ein Dreijähriger, der die soziale Interaktion in der Kita so viel mehr braucht, als jedes andere Kind. Und er ist erst drei Jahre alt und er verdient es, nicht verurteilt zu werden.

Und obwohl ich es mir eigentlich anders wünschen würde, werde ich dir nicht sagen, dass mein Sohn Autist ist. Er ist ein dreijähriges Kind. Mein dreijähriges Kind. Mein Glück. Mein Wunder. Ich wünsche mir, dass du ihn auch als solches annimmst.

Viele weitere Tipps und Ratschläge rund um Gesundheit und Psychologie, Erziehung, die neusten Nachrichten rund ums Thema Familie und Kinder sowie viele tolle Bloggertexte und Produkttests findet Ihr im Müttermagazin.
Besucht uns doch auch auf Facebook, Instagram, Twitter oder in unserem Youtube- Kanal und lasst uns gerne ein Like da? Hier findet ihr lustige, spannende und exklusive Fotos, Videos und Hintegrundgeschichten aus dem Leben mit der sechsjährigen Ruby. Wir sagen nur „Willkommen in der Trotzphase“.
Euch gefällt unser Artikel? Ihr habt Anregungen, Wünsche, Lob oder Kritik? Oder Ihr habt Lust selbst über euer tolles, oder verrücktes Familienleben etwas zu schreiben? Du bist Alleinzerihend? Du lebst in einer Großfamilie? Uns interessiert, was ihr erlebt! Ihr seid in einem Gebiet bestens Informiert und wollt andere aufklären? Mit etwas Glück könnt ihr den Text bei uns zu veröffentlichen. Wir sind gespannt auf eure Geschichten.

Dann schreibt uns eine Mail an Kontakt@Muettermagazin.com

Wir freuen uns auf eure Nachrichten

Jede Phase hat ihren Zauber. Wir begleiten dich dabei. Müttermagazin- für alle Mamas

 

Werbung

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.