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Ein Gastbeitrag von Lena aus Tübingen. Lena ist Kinderpsychologin.

Der Wunsch, unsere Kinder beschützen zu wollen, ist etwas, das alle Eltern auf der Welt miteinander vereint. In meiner Arbeit als Entwicklungspsychologin konnte ich allerdings untersuchen, welche Auswirkungen eine sog. Helikopter Erziehung haben kann.

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Um mal kurz zu charakterisieren, was genau ich meine: Unter Helikopter-Eltern verstehe ich die Art von Eltern, die IMMER nur eine Armlänge entfernt über ihren Kindern schweben. Sie lassen ihr Kind aus der eigener Angst heraus keine neuen Erfahrungen machen. Sie hindern das Kind unterbewusst daran, neue Dinge auszuprobieren. Bitte verwechselt das nicht mit der Art von Vorsicht, die in einer heutigen Zeit durchaus angebracht ist. Es geht nicht darum, das Kind alleine zum Supermarkt laufen zu lassen, es geht darum, IMMER und ÜBERALL eingreifen zu müssen, weil man Angst hat, dem Kind könne etwas zustoßen.

Das sind die Eltern, die ihr 5-Jähriges Kind nicht alleine rutschen oder schaukeln zu lassen, ihm nicht erlauben sich zwei Meter zu entfernen, weil die Angst, dass etwas passieren könnte, viel zu groß ist.

Dieses Maß an „Über-Vorsicht“ kann man als Helikopter Erziehung betiteln. Sie bezieht sich also auf die übermäßige Beteiligung und Kontrolle der Eltern bei jeglichen Aktivitäten ihrer Kinder. Mittlerweile gibt es einige Studien, die belegen, dass diese Verhaltensmuster verheerende Auswirkungen haben können.

1. „Helikopter-Erziehung“ erhöht die ungesunde Abhängigkeit der Kinder von ihren Eltern und führt zu verminderten Entscheidungs- und Bewältigungsfähigkeiten.
Indem Eltern alle Probleme ihrer Kinder lösen und alle wichtigen Entscheidungen für sie treffen, gefährden Helikopter-Eltern die Autonomie und das persönliche Wachstum des Kindes. Anstatt zu lernen, wie man mit Konflikten und Misserfolgen umgehen kann, lernen Kinder, dass sie bei der Bewältigung von Problemen auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen sein MÜSSEN. Ständiges Einmischung in den physischen, emotionalen und intellektuellen Raum eines Kindes nimmt der kindlichen Entwicklung die Fähigkeit, für sich selbst denken zu können.

2. Viele Kinder von Helikopter-Eltern kämpfen mit geringem Selbstwertgefühl und haben große Angst vorm Scheitern. 
Wenn Kinder nicht in der Lage sind, ihre eigenen Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln, so vertrauen sie ihren eigenen Fähigkeiten immer weniger, was wiederum zu einem geringen Selbstwertgefühl führen kann. Wenn Kinder nie lernen, wie es ist, auch mal Fehler zu machen oder gar zu „versagen“, dann wird die Angst vor dieser Erfahrung immer größer. Das führt zu emotionalem Dauerstress, welcher definitiv nicht gesund für die Psyche ist.

3. Kinder von Helikopter-Eltern leiden häufiger unter Depression und Angsterkrankungen.
Kinder mit übervorsichtigen und ängstlichen Eltern sind eher zu selbstkritisch und sie entwickeln einen ungesunden Perfektionismus. Diese Tatsache in Kombination einer ständigen unterschwelligen Sorge, andere Menschen enttäuschen zu können, kann dem Wohlbefinden des Kindes erheblichen Schaden zufügen und in einigen Fällen sogar zu Depressionen, Angsterkrankungen und sogar zu Selbstmord führen.

4. Studenten mit Helikopter-Eltern haben es nach dem Studium schwerer, eine Anstellung zu finden.
Die Unsicherheit über die zukünftigen Berufsaussichten und die übertriebenen Erfolgserwartungen führen viele Studierende nach dem Studium wieder nach Hause zurück. Diese jungen Menschen haben nicht gelernt, wie man selbst mit Hindernissen umgehen kann und sie fühlen sich ein Stück weit nicht verantwortlich für sich selbst. Es war ja immer jemand da, der die Verantwortung übernommen hat. Wenn diese jungen Menschen ihr Studium abgeschlossen haben, dann quält sie die Suche nach dem „perfekten Job“ häufig so sehr, dass sie in Lethargie verfallen.

Ich bin mir sicher, dass Eltern grundsätzlich gute Absichten haben, wenn sie ihr Kind vor allem beschützen wollen. Wenn Eltern allerdings jedem Aspekt des Lebens ihres Kindes übermäßig kontrollieren, so rauben sie ihrem Kind die Bewältigungsfähigkeiten, die so entscheidend für das weitere Leben sein können.

Kinder brauchen eine sichere Lernumgebung. Das ist ganz klar. Ich glaube auch nicht, dass das jemand bestreitet. Aber ein wichtiger Teil des Lernens besteht eben auch darin, Fehler zu machen und aus diesen Fehlern zu lernen. Kinder entwickeln die besten Bewältigungsstrategien, wenn sie lernen, wie man eigenständig mit Hindernissen, Fehlern und Konsequenzen umgehen kann.

Wisst ihr, das beste, was Eltern ihren Kindern beibringen können, ist, ihnen zu zeigen, wie sie die beste Entscheidung für sich selbst treffen können. Um das erreichen zu können, bedeutet das leider eben auch, unsere Kinder durch Ausprobieren lernen zu lassen, so hart das auch sein mag.

Tja und einen Vorteil hat das Ganze auch noch: Du wirst die Socken deines Sohnes nicht noch waschen müssen, wenn er schon weit über 40 ist 🙂

 

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